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Katies POV: 

Ich, immer noch im Flur stehend, schaute ihm zu, wie er mir die Decke über die Schultern warf und mich langsam aber bedacht ins Wohnzimmer führte. Gerade als ich mich setzen wollte, spürte ich seine Hände an meiner Taille. Ehe ich mich versah, befand ich mich direkt ins seiner Umarmung. 

Ich hielt den Atem an.

"Atme, Katie.", flüsterte er mir ins Ohr. 

Ich holte tief Luft und begann mich langsam zu entspannen. Ich genoss seine Nähe. Er hatte mich zwar fest umschlossen, und doch fühlte ich mich nicht eingeengt von ihm. Es war..- als wäre es total normal. 

"Ich lasse dich gleich wieder los, aber du sollst erst warm haben.", flüsterte er mir erneut zu. 

Ich spürte, wie er sein Gesicht in meinen Haaren vergrub. Ich nahm vorsichtig meine Hand unter der Decke hervor und legte sie in seine. Langsam lehnte ich mich nach hinten und konnte fühlen, wie auch er sich entspannte. 

So, da sassen wir also. Eng umschlungen. Näher, als ich es gedacht hätte. Dieser Mann machte mich verrückt, doch es gefiel mir. Ich musste leicht schmunzeln. 

Keiner von uns sprach, wir sassen in völliger Stille da, doch es war nicht unangenehm. Jeder hing seinen Gedanken nach. 

"Woran dachte er bloss?", fragte ich mich, als der sich plötzlich räusperte. 

"Liebste, wollen wir essen?", sagte er dann lachend.

"Das wirst du mir ewig vorhalten, nicht wahr?" Ich musterte ihn, und wieder einmal musste ich mir eingestehen, wie sehr mich seine strahlend blauen Augen aus der Fassung brachten. 

Er hob mich über sein Bein, wobei mir ein Kichern entfloh. Sofort hielt ich mir die Hand vor den Mund und musste nur noch mehr lachen. Er konnte sich nicht halten vor Lachen und lies mich mitten in der Bewegung fallen, sodass auch er aus dem Gleichgewicht kam. Nun lag ich auf seinem Sofa und krümmte mich fast vor Lachen, während er auf sich auf den Armen über mir stützte. Er schaute mich an, von einer Sekunde auf die andere hatte er aufgehört zu lachen. 

"Atme, Julian.", flüsterte ich dieses Mal. "Wolltest du deiner Liebsten nicht etwas zu essen holen?", neckte ich ihn noch ein wenig, um die Spannung ein wenig zu lösen. 

"J-ja, natürlich.", sagte er nur, schüttelte kurz seinen Kopf und stand auf. Kurz stand er einfach nur da und schaute mich an. Er führte einen inneren Kampf, konnte mir nicht in die Augen sehen, denn sein Blick fiel immer wieder zu meinen Lippen. 

"Dachte er an dasselbe wie ich auch?", fragte ich mich, doch schon hatte er sich umgedreht und hatte mich einfach sitzen lassen.

Er war in der Küche verschwunden, also entschloss ich mich, mir die Wohnung ein wenig anzusehen. Die Küche war nicht offen und am Wohnbereich angrenzend wie bei mir, doch es gefiel mir erstaunlich gut. Das Wohnzimmer hatte er sehr schlicht gehalten. Ein Sofaüberzug in beige passte zu der ganzen Dekoration. Bilder hatte er keine aufgehängt, stattdessen standen über dem Kamin Kerzen, welche der ganzen Wohnung einen schönen Akzent verliehen. Er hatte ein grosses Bücherregal an der Wand stehen, wo ich viele Klassiker fand, und auch einige meiner Lieblingsstücke. 

"Das Meiste hat meine Schwester besorgt, wenigstens durfte ich noch sagen, was wohin gestellt wird.", unterbrach er meine Gedanken und hob die zwei Teller, welche er in der Hand hielt, um mir zu zeigen, dass wir essen konnten.

"Hattest du nicht gesagt, du müsstest heute länger arbeiten?", fragte ich ihn während des Essens. 

"Eigentlich schon, doch ich wollte lieber den Abend mit meiner Verlobten verbringen. Ich dachte eigentlich, du hättest bestimmt nichts dagegen, aber wenn du mich so fragst zweifle ich ein wenig an meiner Aktion.", sagte er schmunzelnd und schaute über den Tellerrand auf, sodass mich das Funkeln seiner Augen erschütterte. Ich liess meine Hand langsam auf den Tisch runter und sah ihn einfach an. Er hielt meinem Blick stand. 

"Möchtest du über das reden, was vorhin vorgefallen ist? Ich verstehe, wenn du 'nein' sagst, aber du sollst wissen, dass du mit allem gerne zu mir kommen darfst." 

So kam es, dass wir fast eine Stunde am Essen sassen. Ich erzählte ihm von David, unserer Verlobung, der geplanten und geplatzten Hochzeit, von Sam. Ich war so oft den Tränen nah. Er jedoch sprang vom Stuhl und nahm sofort neben mir Platz, griff meine Hand und liess sie nicht mehr los. Er vergrub seine Finger in meinen, es fühlte sich so normal, so vertraut an. 

Als ich meine Geschichte beendet hatte, senkte ich den Kopf. Durchs Erzählen ist alles wieder hochgekommen, die ganzen Gefühle, alle Erinnerungen. Die Tränen liefen mir vereinzelt über die Wangen. Ich spürte seine Hand unter meinem Kinn. Er hob es vorsichtig an und strich mit dem Daumen eine Träne weg. 

"Schau mich an, Katie, bitte.", flüsterte er, und ich nahm nur ihn wahr. Meine volle Aufmerksamkeit galt nur ihm. Ich hob langsam meinen Blick. Als ich diesen liebevollen Blick auf mir lasten sah, wurde mir schlagartig klar, dass es mir überhaupt nicht so sehr zusetzte, wie ich dachte. Es waren schwere Zeiten gewesen, doch ich war darüber hinweg. Spätestens jetzt wäre ich es gewesen. 

"Kann ich dir irgendwie helfen?" Besorgt musterte er mich.

Ich schüttelte langsam den Kopf. "Es geht mir gut. Ich danke dir, dass du mir zugehört hast." 

Ich strich nochmals mit den Händen über meine Augen und meine Wangen und setzte ein Lächeln auf. "Mich würden diese Idioten nicht unterkriegen!", dachte ich nur.

"Komm, ich helfe dir wegräumen.", sagte ich an Julian gewandt. Der sah mich nun etwas weniger besorgt an und lachte ein wenig auf. 

"Phu, seit knapp zwei Stunden bin ich verlobt und schon weinst du. Mache ich etwas falsch?", neckte er mich und ich konnte nicht anders als laut aufzulachen. Er stimmte mit ein, und ich war völlig eingenommen vom Klang seiner Stimme. 

Ich nahm die Teller und trug sie in die Küche, wo ich sie in der Spüle abstellte. Zusammen räumten wir kurz auf und entsorgten den Abfall. 

"Hast du Lust auf ein Glas Wein?", fragt mich Julian, als wir mit allem fertig waren.

"Ja, sehr gerne sogar. Darf ich wirklich noch bleiben, oder brauchst du ein wenig Ruhe?", fragte ich etwas zurückhaltend, denn ich wollte nicht aufdringlich sein. Es war schon nett genug von ihm, dass ich hier bleiben durfte. 

"Natürlich darfst du bleiben, wie könnte ich denn meine Verlobte rausschmeissen?", neckte er mich nun, doch es war etwas so liebevolles in seinem Blick zu erkennen, dass ich für einen kurzen Moment den Atem anhielt. 

Er schien zu merken, dass etwas vor sich ging und wurde plötzlich ganz ernst. Er trat einen Schritt näher, und noch ehe ich mich versah, hatte er schon die Arme um mich gelegt und hielt mich innig umarmt. 

Zuerst war ich völlig perplex. Doch es fühlte sich so richtig an, dass ich nichts anderes wollte, als ihn so fest wie möglich an mich zu drücken und meinen Kopf in seiner Brust zu vergraben.

Und genau das tat ich auch.

Secret DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt