Ich blinzelte. Helles Sonnenlicht stach mir in die Augen und mein Kopf hämmerte wie wild. Eine Frau reichte mir eine Schüssel voll Wasser. »Trink!« Ihr Gesicht war in zwei Teile geteilt. Auf der rechten Seite sah sie wie jeder Aquivalae aus wunderschön mit hohen Wangenknochen blasser Haut und dunkelroten Lippen. Ihre Haare waren lang, glatt und glänzten in einem satten schwarz. Auf der anderen linken Gesichtshälfte sah sie ungewohnt aus. Ihre Haut war grau, voller Risse. Auf der einen Seite waren ihre Flügel weiß, auf der anderen Seite waren sie grau. Erschrocken schrie ich auf. »Bist du eine Halluzination?« Die Frau antwortete mir nicht und schnippte seelenruhig mit ihren Fingern, worauf mir ein ganz warmes Gefühl durch den Körper schoss. Sofort erlosch die Wirkung und meine Angst, Verzweiflung und Wut kehrte zurück. »Hör auf mich zu manipulieren. Du bist nur eine Illusion. Denk daran sie ist nur eine Illusion.« Ich wurde langsam ruhiger. Als erstes schaute mich die Unbekannte überrascht an als ob sie nicht erwartet hätte das jemand ihre Manipulation durchbrechen könnte. Dann fing sie an zu lachen. Sie lachte sie als ob sie seit Ewigkeiten nicht mehr gelacht hätte. Bis sich ein Schatten aus der Dunkelheit löste. Caleb...
»Caleb was... Aber... Du?« Ich war verwirrt. »Halluziuniere ich noch?« Ich war vollkommen verwirrt. Kalt und kurz angebunden sagte Caleb: »Das ist Isabell halb Dryadale, halb Aquivalae und nein du halluzinierst nicht.« Kurz fasste er zusammen was in den Vergangenen Tagen passiert ist. Er erzählte von dem Zusammenfall der Dryadales bis hin zu der Ankunft bei Isabell. Fassungslos schaute ich ihn an. »Danke« flüsterte ich. Unfähig noch etwas anderes zu erwidern. »Ich bin mir sicher du hast viele Fragen auf der Zunge, Goldschwinge.« Ich nickte, schaute hoch und sah Isabell zum ersten mal richtig an. Mit kalten grünen Augen schaute sie auf mich herab. »Aber wir müssen dich ausbilden ich habe nicht die Nerven dich jedesmal zu heilen, weil du dich nicht verteidigen kannst. Hat dir Caleb nichts beigebracht?« Er funkelte sie an. »Nein ich war viel zu sehr damit beschäftigt ihr andauernd das Leben zu retten. Abgesehen davon das sie noch nicht einmal einen Mond bei mir ist.« Caleb blickte mich an.
»Danke Isabell ohne dich...« Ich stockte »Wärst du tot? Ja da bin ich mir auch sicher.« Sie nahm eine Schüssel Wasser und wusch sich die Hände. »Wie wollt ihr mich ausbilden?« Ich war neugierig »Muss ich irgendwelche Prüfungen bestehen?« Sie schauten sich kurz an und nickten. »Das lass mal unsere Sorge sein.« Mit diesen Worten stand sie auf und ging nach draußen. »Wo geht sie hin?« fragte ich. Caleb zuckte nur mit den Schultern und wandte sich ab von mir. Er spielte gedankenveroren mit seinem Ring. Ich blicke auf meine goldene Kette. Es war das schönste was ich jemals gesehen habe. »Warum habe ich alle fünf Sinne bekommen? Ich dachte mehr als zwei Sinne hatte noch niemand..« Caleb drehte sich wortlos um und fixierte mich mit seinen Augen. »Du hast goldene Flügel, Audeen. An deiner Stelle würde ich mich über gar nichts mehr wundern.« Mir fiel auf das sein Ring nicht wie die Anderen aussahen, die ich schon mal gesehen hatte. Er scheint aus einem stärkeren und glänzenden roten Eldelstein gemacht worden zu sein. Jedoch schien es so als wären dort zwei Farben vermischt. Ich glaubte kaum das ein gewöhnlicher Junge wie er zwei Kräfte haben würde. Nur die Könige und mächtige Angestellte hatten haben zwei Kräfte. Naja.. und ich hatte eben fünf..
Die Hütte war prächtiger als die von Caleb. Ich erinnerte mich an die Worte von Caleb: »Wir verwenden Cantaboi. Diese Art von Singsang lässt unter anderem Wurzeln wachsen und so ist mein Haus entstanden, Audeen.«Seufzend stand er auf und setzte sich neben mich auf den Moosbewachsten Bett. Ein dunkelroter Fleck glänzte in der Morgendämmerung. Mein Blut... Ich schluckte schwer, erst jetzt wurde mir bewusst wie knapp ich dem Tod entronnen war.
»Wie hat Isabell mich heilen können? Wir sind Ausserhalb der Kuppel, hier gibt es nur Wälder und gefährliche Tiere.. aber ich wusste nicht das es so viele Menschen hier gibt!« Verstohlen schaute ich ihn von der Seite an. Seine definierten Muskeln, die klaren blauen Augen, seine olivfarbene Haut und die glänzendschwarzen Haare. Als sich unsere Blicke trafen sah ich betreten weg. Seine blauen Augen waren nach wie vor ausdruckslos. Mein Blick wanderte von seinen Augen zu seiner Schulter und ich zuckte zurück. Quer über seine ganze Schulter zog sich eine dicke Narbe. Ich bewegte meine Hand in Richtung seiner Schulter und berührte seine Haut an der Narbe. Er bewegte sich nicht. Er zuckte nicht einmal zusammen. Wortlos stand er auf. Ich ließ meine Hand langsam nach unten sinken. »Fass mich nie wieder an.« Seine Augen blitzten wütend auf »Denkst du wir werden jetzt beste Freunde? Nur weil du dummerweise in meiner Nähe beinahe verreckt bist und ich dir geholfen habe?« Ausdruckslos sah er mich an. »Ich hab nur das getan was jeder in meiner Situation getan hätte. Also bilde dir nichts ein. Du kannst nicht mal annähernd verstehen womit wir es hier zu tun haben..« Meine Wut stieg mit jeder seiner Worte und ich stand auf. »Du hättest mich ja nicht retten müssen.« Ich war furchtbar wütend. »Denkst du es ist einfach für mich damit klarzukommen von meiner Familie getrennt zu sein? Zu wissen das sie an unserer letzten Begegnung Angst vor ihrer eigenen Tochter hatten? Weißt du was Caleb, mir reicht es!« Ich wollte gehen, doch sein zorniger Blick fesselte mich förmlich. »Ich habe dich durch den halben Wald geschleppt damit du nicht stirbst, ich werde dich jetzt nicht abhauen lassen nur damit du morgen früh wirklich tot bist, denn glaub mir noch einmal werde ich dir nicht helfen.«
»Ich hab dich nicht darum gebeten Caleb! Mach doch was du willst, aber ich hau ab.« Caleb's Augen funkelten wütend. »Du weisst genauso viel über deine Kräfte wie über meine. Nämlich gar nichts. Du brauchst mich und das weisst du. Ohne mich überlebst du hier draußen keinen Tag.« Ich wusste das er Recht hatte, doch ich war so voller Wut, das ich ihm diesen Triumph nicht gönnen wollte.
Gerade in diesem Moment öffnete sich die morsche Holztür und eine Gestalt kam herein. Blitzschnell zog Caleb seinen Dolch und war in sekundenschnelle bei der Gestalt und wollte ihr den Dolch an den Hals pressen. Doch die Gestalt war flink und wich ihm geschickt aus. »Na ihr beiden..-«, Sie stockte und betrachtete uns mit schiefgelegten Kopf, »Hattet ihr Streit? Eure Auren sehen ein wenig gestresst aus.« »Isabell.« Ich atmete erleichtert aus und ignorierte Caleb vollkommen der wütend seine angespannte Haltung aufgab. Isabell legte Beeren und Fleisch auf den Holzboden der Kückentheke: »Ich war jagen.«
»Moment mal du kannst Auren sehen?« Fasziniert sah ich sie an. Sie nickte. »Und wo ist der Unterschied zwischen Auren und dem Geist?« Isabell überlegte kurz: »Jede Aquivalae kann den Geist der anderen Aquivalaes sehen, mit ein bisschen Übung. Eine Aura hat jedes Lebewesen und Auren können nur die wenigstens sehen. Ich zum Beispiel.« Ich zögerte: »Dieser Lichtschimmer bei dem Gelreits und dem Banner, die mich angegriffen haben. Waren das Auren?« Caleb und Isabell sahen sich sehr lange an. »Was?« Caleb schien seine Wut auf mich vergessen zu haben. »Audeen...« Das war das erste mal, dass Isabell mich mit Audeen meinem richtigen Namen ansprach. »Ich kenne keine Aquivalae die so etwas beherrscht. Drydales vererben diese Gabe. Ich habe sie von meinem Vater.« Ich schluckte schwer. »Hättest du uns es nicht früher sagen können?« regte sich Caleb auf. »Tut mir wirklich Leid, Caleb, ich war viel zu sehr damit beschäftigt um mein Leben zu kämpfen und die Gesellschaft eines mürrischen Nigris zu ertragen.« Antwortete ich schnippisch. Kopfschüttelnd drehte sich Isabell um und bereitete das Mittagessen vor. Wie auf Kommando Knurrte mein Magen. Müde setzte ich mich auf das Fell irgendeines Tieres welches in der Mitte des Raumes lag. Ich roch den Geruch von angebratenen Fleisch und mein Magen knurrte noch lauter. »Soll ich dir bei irgendwas helfen?« Sie strahlte »Ja gerne.« Sie hielt mir eine Schale hin. »Du kannst die Beeren zermahlen.« Ich nahm den Holzkolben und die Schale entgegen, warf ein paar Beeren in die Schüssel rein und mahlte. »Ich habe meiner Mutter auch in der Küche geholfen aber, die Feuerformel die man für das anbraten benutzt durfte ich nie benutzen. Zu gefährlich.« Ich lachte. »Dann wirst du es bei mir lernen wenn du deine Sinne einigermaßen gut beherschst.« Caleb lachte spöttisch auf: »Das wird ja wohl nie passieren.« Wütend funkelte ich ihn an und schwieg.Das Mittagessen war fertig und wir aßen. Es tat so gut wieder etwas im Magen zu haben. Als alle satt waren fragte Isabell: »Woher hast du diese Kette, Goldschwinge?« Und brach somit die Stille. Ich griff nach der zarten Kette mit dem Stein, in Tränenform. »Diese Form ist ein Zeichen der goldenen Göttin Auruma.« Isabell war fasziniert. Verwundet schaute ich die Kette an. »Ich dachte es gibt nur zwei Götter, die Weise und die Schwarze. Tag und Nacht.« »Goldschwinge, du musst noch viel lernen.« Isabell lächelte geheimnissvoll. »Erzähl mir von Auruma.« Isabell sah in die Ferne. »Man sagt das Auruma von den zwei Göttern des Tages und der Nacht verbannt wurde da sie nicht einverstanden war die Kuppel zu erschaffen und somit den Aquivalaes keine Sicherheit bieten wollte. Diese goldene Träne die du trägst floss über die reine Haut der goldenen Göttin, als sie verbannt wurde. Außerdem hatte sie keine Nachfahren so wie Alba die Göttin des Tages die Albus als Nachfahren hatte und Nigrum der Gott der Nacht der die Nigris als Nachfahren der Nacht hatte. Die goldene Träne berührte einen der Nachfahren und seitdem versteckt sich das goldene Gen in den Aquivalae bis es bei einem Nachfahren zum Leben erweckt wird um die goldene Göttin zu rächen. Und bei dir ist es erwacht, das goldene Gen. Du hast die goldene Träne. Die Macht einer Göttin schlummert in dir.«
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Golden Girl
FantasyAquivalaes, die Nachfahren der Adler, wunderschöne Wesen mit scharfen Sinnen und schönen Flügel. Sie leben unter einer Kuppel, die sie vor den Gefahren der Außenwelt beschützt. Caleb wurde jedoch Ausserhalb verbannt: zurückzukommen scheint unmöglic...