Kapitel 3

33 9 3
                                    

Nervös strich ich mir eine hellblonden Haarsträhne aus dem Gesicht. Heute war es soweit. Heute war mein Bestimmungstag. Heute würde entschieden werden ob ich schwarze oder weiße Flügel bekomme und welche magischen Fähigkeiten ich bekommen würde.

Aufregung machte sich schon den ganzen Tag mit einem Kribbeln in meinem Bauch bemerkbar. Ich war von zitternden 16-Jährigen umgeben, die darauf warteten aufgerufen zu werden. Um eine echte Aquivalae zu werde, muss ich den Weg der Sinne entlang gehen. Ein Weg an dessen Rand fünf verschiedenen Edelsteine, die mit großen Abstand voneinander schweben und aufleuchteten, wenn man den entsprechende Fähigkeit besaß. Hinter jedem Edelstein stand ein Wächter, dessen Aufgabe es ist die Steine über Jahrhunderte zu bewachen und beschützen. Fünf Edelsteine: der Rubin, er gehört zu den Videritics, welche die Manipulation mithilfe der Augen beherschten. Der Diamant, er gehört zu den Sentics, die Fühlenden. Sie besitzen die Fähigkeit Menschen mithilfe von Gefühlen zu beeinflussen. Der Smaragd gehört zu den Odoritics, die Spurenleser. Die Odoritics haben einenn sehr ausgeprägten Geruchssinn. Der Saphir gehört zu den Diceritics, die Sirenen. Sie haben die Macht Menschen alleine mit ihrer Stimme zu beherrschen. Der Quarz gehört zu den Auditics, welche so sensible Hörfähigkeiten besitzen das sie sogar über kilometerweite Entfernung das leiseste Rascheln hören könnten, wenn sie wollten.

Nachdem man den Weg der Sinne durchlaufen hatte, bekommt man seinen Machtstein. Männer bekommen einen Ring mit ihrem Sinnesstein und Frauen bekommen eine Kette. Anschließend verändern sich die Flügel... Entweder werden sie dunkler, dann gehört man den Nigris an oder sie werden heller, dann ist man ein Albus. Die Familie und Freunde beobachten einen die ganze Zeremonie über, von den Zuschauerrängen aus. Dort sitzen auch König Oberin von den Albus mit seiner Frau und Königin Lilith ihrem Mann von den Nigris. Sie besaßen sogar zwei Sinne, ein solches Phänomen trat nur selten auf.

Ich konzentrierte mich wieder auf den Weg der Sinne, ein Mädchen stand in der Mitte und eine kleine silberne Kette mit einem strahelnd blauen Edelstein, einem Saphir, geschmückt. Ein silberblaues sanft schimmerndes Licht breitete sich aus und ihre grauen Flügel färbten sich tiefschwarz. Die Nigris brachen in Jubel aus und sie lächelte glücklich und verschwand im Zusschauerraum. »Marcus Jones«, rief eine Stimme. Ein großer, blonder Junge quetschte sich durch die Menge. Er zögerte kurz, atmete tief durch, lief den Weg der Sinnen und blieb in der Mitte stehen. Er schloss die Augen und plötzlich fing von den 5 Edelsteine der Rubin an zu leuchten. »Wow«, flüsterte ich leise. Ein Videritic. Wie zur Bestätigung schlug er seine Augen auf, die in vielen verschiedenen Farben glänzten und schließlich wieder seine natürliche Augenfarbe wechselte. Der Rubin schwebte vor ihm und blieb in der Luft hängen. Langsam berührte er mit dem Zeigefinger den Rubin. Eine kopierte Version erschien und fiel in seine Hand. Der originale Rubin flog zu seinen Platz zurück und hörte auf zu leuchten. Der blutrote Rubin an seinem Finger verformte sich zu einem goldenglänzenden Ring. Die Menge klatschte. Er atmete tief ein und das runbinrote Licht verstärkte sich. Seine Flügel strahlten im roten Lich und als es erlosch sah man weiße Flügelspitzen. Er lachte erleichtert auf. Die Albus brüllten und klatschten begeistert. Er setzte einen Sturzflug an und landete geschmeidig auf den Boden. Er rannte auf eine Frau und einen Mann zu und umarmte sie. Bestimmt sind das seine Eltern. Teenager wurden aufgerufen, viele weinten und viele lachten. Mal brüllten die Albus und mal schrien die Nigris. Ein Mädchen überraschte uns anstatt 1 ausgeprägten Sinn zu bekommen, wie jeder andere, hatte sie gleich 2 ausgeprägte Sinne. Der Saphir und der Rubin leuchteten, schwebten zu ihr und verschmolzten miteinander. Das Schimmern wurde stärker bis schließlich ein lila Edelstein entstand, die sich zu einer Kette verformte. Ihre Flügel färbten sich weiß, woraufhin die Albus so laut brüllten und stampften wie noch nie. König Oberin's Mundwinkel zuckte, aber sonst ließ ihn das Ereignis kalt. Das Mädchen hätte schwarze volle Locken, ein blasses Gesicht und blutrote Lippen. Außerdem hatte sie einen vollen Wimpernschlag und blaue Augen. Ihr Name war Megan. Sie würde bestimmt die neue Königin werden, wenn König Oberin zu alt zum regieren werden würde. «Audeen Meredith.»Ich atmete tief durch und fing an zu laufen zitternd blieb ich in der Mitte vom Weg der Sinnen stehen und wartete. Ich hatte Angst furchtbare Angst. Langsam schloss ich meine Augen und als ich sie wieder öffnete schwebte der Diamant vor mir. Meine Herz klopfte mir bis zum Hals, ich besaß die gleiche Gabe wie meine Mutter und das erfülte mich mit Stolz.
Plötzlich schwebte der Rubin auf mich zu und ich starrte den leuchtendroten Stein fassungslos an. Mein Herz setzte für einen Moment aus. Anschließend schwebte der Saphir auf mich zu. Ich hörte ein Murmeln durch die Menge gehen. Die Könige erhoben sich majestetisch aus dem Sitz. Der Quarz und Smaragd schwebten ebenfalls auf mich zu und leuchteten. Überall wurde es still. Keiner rührte sich. Die Edelsteine verschmolzten miteinander zu einem bernsteinfarbenen Edelstein, der sich zu einer zarten goldenen Kette verformte. »Tu autem electi.« Ein Wächter hatte sich erhoben und starrte mich voller Angst an. Ich schluckte schwer. Meine Gedanken führen Achterbahn.

Ich hatte alle Sinne. Jeden Einzelnen. Fühlen, Sehen, Sprechen, Hören, Riechen.

Es herrschte komplette Stille, als sich bernsteinfarbenes Licht, beinahe Golden, ausbreitete und meine Flügelspitzen in pures Gold zu tauchen schien.

Für einen Moment war noch alles gut, dann verblasste das Licht und ich betrachtete meine Flügel aus dem Augenwinkel.

Ich hörte eine Frau im Publikum aufschreien und ich blickte angsterfüllt auf meine Flügelspitzen...

Sie waren wie aus Gold.

Fasziniert schaute ich auf wunderschöne goldene Schwingen. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Lilith und Oberin mich kalt musterten und sich allein mit Blicken zu verständigen können. Majestätisch, furchtlos und kalt. Mit einer knappen Handbewegung von den Königen traten die Wachen von beiden Seiten vor und umringten mich. Zu spät bemerkte ich was sie vorhatten da ich viel zu beschäftigt war die Flügel zu betrachten. »Nein, lasst mich los!« Schrie ich verzweifelt auf. Doch die Wachen kannten keine Gnade. Sie zerrten an mir, aber ich merkte, dass sie furchtbare Angst vor meinen goldenen Flügeln hatten und jeden Kontakt vermeiden wollten.

Ich schrie wütend auf, doch ich konnte nichts tun. Mein Herz raste und ich spürte wie das Adrenalin durch meinen Körper fuhr. Ich wurde durch die Menge getragen. Alle wichen vor mir zurück als hätte ich eine Krankheit, doch ich wusste sie hatten Angst. Angst vor meiner Macht, die ich nicht einmal selber verstand. Ich wurde mit hängenden Kopf durch die Menge getragen. Meine blonden Haare versperrten mir die Sicht, doch trotzdem erhaschte ich einen kurzen Blick auf die entsetzten Gesichter meiner Eltern. »Mum! Dad!« Meine Stimme hallte von der Kuppel wieder, doch meine Eltern standen nur da und beobachtete wie ich von den Wachen verschleppt wurde. Meine Augen füllten sich mit Tränen: »Muum.. Lass mich nicht alleine!« Eine Wache schlug brutal auf mich ein und heiße Wut machte sich in mir breit.

Ich spürte nur noch wie eine kräftige Hand mich mitzerrte, als auf einmal eine Welle der Macht von mir ausging und ich explodierte.

Golden GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt