]• fünfundzwanzig •[

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Ich atmete tief ein und aus, um mich etwas zu beruhigen, doch half es mir so gut wie gar nicht.
Ich hatte Angst vor dem was ganz sicher auf mich zukommen wird.
Das ganze Wochenende hatte ich mein Handy gemieden, hatte stattdessen Hausaufgaben gemacht, mein Zimmer aufgeräumt, "New Girl" zu ende gesehen und - Was mich am meisten überrascht hatte - Ich hatte zugestimmt eine Weile mit meinem Bruder an der Playstation zu spielen.

Doch jetzt war die Zeit gekommen den Rat meiner Internet Freundin Elli nachzugehen und Josh von der Wette zu erzählen, bevor es jemand anderes tat oder, noch schlimmer, er es selber herausfindet.

Mit rasendem Herzen betrat ich die Schule, durchquerte den Schulgang geradewegs auf meinen Spind zu, vor welchem Jess wartete. Schon von Weitem winkte sie mir zu. Bevor ich jedoch irgendetwas erwidern konnte, wurde ich am Handgelenk gepackt und in einen Nebengang gezogen.

"Hey!" entwich es mir erschrocken und empört, während ich mein Oberteil zurecht strich und schaute in das Gesicht meines Entführers.
"Oh... hey Josh." begrüßte ich ihn und lachte nervös. Meine Brust fühlte sich an als würde sie jeden Moment zerreißen und mein Herz herausspringen.

"Morgen - warum warst du das ganze Wochenende nicht online?" fragte Josh und kam direkt auf den Punkt.
"Ich- ähm... mein Ladekabel... kaputt." brachte ich stotternd über meine Lippen.
Leicht mit der Situation überfordert, begann ich mit meinen Fingern zu spielen und beobachtete die Leute im Hintergrund.

"Egal. Ich hatte dir etwas geschrieben und naja... ich muss dir was sagen." fuhr Josh fort und suchte Blickkontakt.

Jetzt oder nie!

"Warte! Ich muss dir vorher noch etwas sagen." unterbrach ich ihn. Die Worte verließen meinen Mund ohne Weiteres. Sie fühlten sich nicht wie meine Eigenen an - sie klangen wie meine, es waren auch meine Worte - doch hatte ich das Gefühl sie gehörten zu einer hier 3. anwesenden Person.

Es war mir auch mehr als nur recht, so lange die Person den Mut hatte fortzufahren.

"Taris hör' mir bitte erst zu." sagte der Ältere und machte mir mit jedem Satz noch mehr Angst. Doch ich stoppte ihn - zu meinem Bedauern nicht.

"Ich mag dich, sehr sogar. Du bist nett und so witzig. Ich liebe es, wie du Klavier spielst, du bist so talentiert und nebenbei so niedlich. Ich hab mir am Wochenende den Kopf zerbrochen und mich gefragt, was du an mir hast. Warum so ein tolles Mädchen, wie du es bist, auf mich steht. Ich- Ich... Ach egal. Ty, ich liebe dich auch." beendete er seinen Satz und machte mich damit komplett fertig.

Ich wollte ihn jetzt am liebsten um den Hals fallen, ihn küssen, ihm sagen wie toll er ist und wie sehr ich ihn liebe und wie gern ich ihn 'Mein' nennen wollte, doch genauso gut war mir zum heulen zumute, am liebsten hätte ich jetzt die Zeit zurück gedreht und die Wette rückgängig gemacht oder ihm zumindest die Wahrheit gesagt, denn selbst dafür war es nun - mit dem Satz von Jess - zu spät.

"Endlich! Herzlichen Glückwunsch. Du hast diese scheiß Wette gewonnen." erklang die Stimme meiner besten Freundin hinter mir und zerstörte nebenbei alle meine Hoffnungen und Träume.

"Süße Rede Joshy-Boy, aber wir müssen jetzt gehen. War nur eine Wette, sie hat kein Interesse, komm drüber hinweg. Bye." fügte sie hinzu, drehte sich um und zog mich am Ärmel, doch war ich geschockt und unfähig zu denken, geschweige denn zu laufen. Jess hatte alles in weniger als 60 Sekunden zerstört und ich war ihr noch nicht mal sauer - naja nicht so sauer, wie ich es gerade auf mich selbst war.

"Taris?" fragte Josh fassungslos, sichtlich den Tränen nahe. "Josh ich- " setzte ich an, doch unterbrach er mich kalt: "Ist da- das wahr, was sie sagt?" - "Nein! ...Ja, schon die Wette, doch lass' es mich er- " erneut sprach der Größere dazwischen:
"Ich - Ich hasse dich." Seine Augen waren voller Wut, Verachtung, Hass und Trauer.

Eine kleine Träne hatte sich in seinem Augenwinkel gebildet, welche er schnell weg wischte. Dann drehte er sich um und verschwand schnell in den Menschenmengen.
"Josh!" wollte ich ihm noch hinterher rufen, doch verließ meine Kehl nur ein trockenes Krächzen.

"Was sollte das denn? Geht's dir eigentlich noch ganz gut? Gott!" fuhr ich Jess an, welche mich nur desinteressiert musterte.
"Was? Ist doch nur Josh, der Noop." erwiderte sie und ging. Sie ließ mich fassungslos und mit einem Salat aus Gefühlen und Gedanken in dem Schulgang stehen.

Ich hatte es echt verschissen.

Truth or Dare •|i|• Josh DunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt