]• achtundzwanzig •[

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Freitag Abend, der Abend welcher mir die letzten Tage nicht eine Sekunde aus dem Kopf ging. Jede frei Sekunde verbrachte ich damit für diesen Auftritt zu üben.
Ich bekam jedes mal Panik, wenn ich daran dachte. Es war noch nicht mal die Note, vor der ich mich fürchtete.
Es war die Möglichkeit alles zu verkacken und als Gespött des Abends gekürt zu werden.

Ich hatte meine Freunde gefragt, ob sie mich begleiten würden, einfach nur als seelischer Beistand, doch die lehnten lachend ab. Nur meine Beste Freundin konnte ich überreden, obwohl zwingen traf es eher - ich habe sie manipulativ überzeugt.

Jess jedoch machte sich nicht mal die Mühe zu verbergen, dass sie gerne überall wäre nur nicht hier.
"Wann bist du dran?" fragte sie, während noch Theresa Anderson auf der Bühne stand und sie war einer der ersten aus Klasse elf.
"Nach Sarah Carlos." murmelte ich und ging gedanklich nochmals die Liste durch, was mir wieder bewusst machte, dass ich nur noch zwölf Gruppen von meinem Auftritt entfernt war.

Und eh ich mich versah, waren es nur noch sechs. Meine Hand zitterte wie Espenlaub und mein Atem ähnelte dem Rhythmus eines Dubstep Liedes.
Trotz allem hatte Jess ihren einzigen Job wahrgenommen und versuchte mich zu beruhigen, indem sie mir aufbauende Worte sagte und meinem, ihrerseits noch nie gehörten, Lied Komplimente machte.
So lächerlich mir das auch erschien, ich schenkte ihren Worten Glauben und entspannte mich etwas.

Nachdem Jess offensichtlich nichts mehr einfiel, was sie mir hätte sagen können, schlug sie vor, ich solle doch schon mal nach hinten gehen und mich vorbereiten. Was ich auch tat.
Ich stand auf und zwang mich hinter die Bühne zu gehen, wo ich die Tastengriffe nochmal übte und den Text leise vor mich hin summte.

Nach gefühlten 5 Sekunden sprach mich Rebeca an. Sie war eine der freiwilligen Helfer, die die Lehrer mit der Organisation der Schüler unterstützten.
Sie wies mich auf die Zeit hin und sagte ich solle mich dich schonmal nach vorne stellen und zeigte Richtung Vorhang auf Josh.

Josh. Ich hatte es irgendwie geschafft ihn komplett zu vergessen. Er würde ja mit mir zusammen auf der Bühne stehen. Wenn ich das jetzt nicht hinbekomme, leidet auch noch der nun rothaarige darunter - als hätte ich nicht schon genug falsch gemacht.

Apropos rote Haare.
Ich wollte den Älteren nicht ansprechen, nicht jetzt - doch scheiterte ich gnadenlos.
"Deine Haare. Steht dir... sieht hei- sehr gut aus." entgegnete ich und schämte mich für meinen fast- Versprecher. Josh jedoch erwiderte nichts, ignorierte mich.
Was mich dazu brachte meinen Blick wieder auf den Boden zu heften und nervös mit meinen Fingern zu spielen.

"Joshua Dun und Taris William." riefen sie uns auf und rissen mich aus meinen Gedanken.
Ich schloss die Augen und Atmete tief ein und aus, sollte eigentlich beruhigend wirken - in diesem Fall nicht.
Mein Herz schlug, zu meiner Verwunderung, noch schnell als vorher, ich hätte nicht gedacht, dass das überhaupt möglich war.

Meine Beine wurden schwach und ich konnte gerade noch so zum Klavier laufen, um mich dann zu setzen.
Nie hätte ich gedacht, dass ich vor so einer, doch recht einfachen, Aufgabe, solche Panik bekomme. Immerhin tanzte ich sonst ohne Probleme vor mehr als nur 60 Leuten und doch machte ich mich in diesem Moment komplett fertig.

Josh schlug den Takt an und ich versuchte mich voll und ganz auf das zu konzentrieren, für was ich die letzten Wochen und Tage geübt hatte, ich durfte der Schwarzmalerei und der darauffolgenden Angst keine Chance geben.
Also versuchte ich mir vorzustellen, dass ich alleine war. Allein mit Josh.
Wir waren in seinem Keller und übten, keiner schaute zu und niemand beäugte uns mit kritischen Blicken.

Ich spürte regelrecht wie ich mich beruhigte und mich etwas lockerte. So schlimm war es gar nicht, ich nahm noch nicht mal die Abwesenheit der anderen Schüler war, es fühlte sich wirklich fast so an, als wäre ich nur mit Josh hier und als wäre es nur eine unserer Proben.

Nur diesmal entfernte ich mich von dem Instrument, nachdem ich Cancer gespielt hatte, und begann nicht aus Spaß noch ein weiteres Lied von Green Day oder Death Cab for Cutie zu spielen, nur um Josh zum singen zu animieren.
Diesmal stand ich auf und ging einfach wieder zu meiner Freundin, die mich mehr als nur glücklich mit einer Umarmung empfing und mir sagte, dass ich ganz wunderbar gewesen sei und dann mit mir das Auditorium verließ, um zumal der Langweile zu entkommen und um etwas zu essen.

Truth or Dare •|i|• Josh DunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt