Es waren Stunden vergangen, seit ich Morgens den Teufelstopf gefunden hatte, als ich plötzlich einen Anruf bekam. ,,Ja?", fragte ich in den Hörer. ,,Pascale, wolltest du nicht zum Mittagessen kommen?", fragte meine Tante am anderen Ende. ,,Oh. Hab ich vergessen! Ich mach mich gleich auf den Weg!", gab ich erschrocken zurück. ,,Sorry, ich muss gehen! Ich hatte meiner Tante eigentlich versprochen, schon zum Mittagessen zu kommen!", erklärte ich schnell den anderen. ,,Um 21 Uhr, am Baggersee. Wenn du die Mutprobe bestehst, bist du im Team!", rief Leo mir noch hinterher. ,,Ich werde da sein!", rief ich noch über die Schulter zurück, während ich schon durchs Tor verschwand. Oben auf dem Hügel schwang ich mich wieder auf mein Fahrrad und fuhr mit Tempo durch die Straßen nach Hause. Zu meiner Überraschung fand ich auf Anhieb den Weg! Bei meinem Orientierungssinn war das wirklich ein Wunder!
Ich stellte mein Rad in der Garage ab, eilte schnell zur Haustür, schloss auf und huschte in die Küche. ,,Auch schon da?", fragte Dodo. ,,Sorry", fing ich meine Erklärung an, ,,Aber ich hab ein Fußballstadion mitten im Wald gefunden und dazu auch endlich Freunde. ,,Na dann, erst mal guten Hunger!", meinte sie und stellte mir einen Teller Nudeln auf den Tisch. Ich setzte mich an den Tisch und fragte Nudeln mampfend: ,,Darf ich heute um 21 Uhr nochmal raus?" ,,Ja, wohl eher nicht! Du hast morgen schließlich Schule!", bekam ich als Antwort. Dodo lief rüber zur Spüle und fing an, das ganze Geschirr in die Spülmaschine zu stopfen.
Ich lag in meinem Bett und starrte ungeduldig auf die Uhr. 20:40 Uhr. Es war endlich Zeit für mich, aufzubrechen. Ich schnappte mir den Rucksack, den ich mir heimlich gepackt hatte. Ich schlich mich nach unten und schielte kurz ins Wohnzimmer. Dodo saß konzentriert und guckte Forever. Ihre Lieblingssendung und auch meine. Dank Forever konnte ich unbemerkt an ihr vorbeischleichen. Ich öffnete so leise wie möglich die Haustür und ebenso leise das Garagentor. Ich stieg auf mein Fahrrad, fuhr aus der Garage raus, schloss das Garagentor und raste los zum Baggersee. Als ich dort ankam, waren die anderen alle schon da. ,,Auf geht's ins kühle Nass!", rief ich enthusiastisch. ,,Du willst echt springen?", rief Oskar entsetzt. ,,Ja, sind doch nur mehr als 10 Meter", gab ich zurück. ,,Ganz ehrlich", ,,Gab Leo zu, ,,Das hätte ich nicht gedacht!" ,,Wieso? Angst?", fragte ich. Leo antwortete darauf nicht, sondern schaute einfach nur auf den Boden. ,,Sie hat recht", meinte Elias plötzlich, ,,Wir stehen doch nur als Feiglinge da, wenn sie da alleine runterspringt!" Er stellte sich neben mich und Müller kam auch noch dazu und meinte: ,,Ja, und ich hab keinen Bock, als Feigling da zu stehen!" Sie klatschte bei mir ab und ich schmiss meinen Rucksack neben einen der Bäume. Dazu schmiss ich noch meine Jeansjacke und stellte mich mit Elias und Müller an den Rand zum Absprung. ,,Wie hoch ist das noch mal?", fragte Elias. ,,Auf jeden Fall über 10 Meter", murmelte ich zurück. ,,Verdammt, ich glaub mich tritt ein Pferd!", rief Leo, schmiss seine Jacke zu meiner und kam mit den anderen zu uns an den Rand. ,,Wieso machen wir das nochmal?", fragte Joshua. ,,Weil wir alle komplett bescheuert sind!", antwortete Finn. ,,Okay, auf drei", meinte ich. Dann fingen wir alle an, zu zählen: ,,Eins, Zwei, DREI!!!" Wir sprangen und ich dachte mir nur: Bitte lass mich noch nicht sterben!
Es platschte ordentlich und kurze Zeit später tauchten wir alle wieder auf. ,,Das war der absolute Hammer!", rief ich begeistert. Leo hielt mir seine Hand hin und meinte: ,,Alles ist gut!" Ich schlug ein und antwortete: ,,Solange du wild bist!" Ich konnte nicht glauben, dass ich Teil eines echten Teams war! Dazu veranstalteten wir eine gigantische Wasserschlacht.
Nach einer Weile schleppten wir uns ans Ufer und ich holte aus meinem Rucksack die dicken Decken und den Tee raus. Zum Glück war Sommer, sonst wären wir vielleicht erfroren! Meine nassen Haare klebten mir dazu auch noch im Gesicht. Die würden trocknen müssen, sonst würde ich auffliegen! ,,Willkommen im Team!", meinte Müller neben mir. ,,Danke, das ich dabei sein darf", gab ich zurück. ,,Hey, du bist doch wild!", entgegnete Elias. ,,Wäre wirklich ein Jammer, wenn du nicht her gezogen wärst", fügte Leo noch hinzu. Ich vergrub meine Nase in meiner Decke und reichte den Tee rum. Irgendwann fiel mir auf, dass Leo die ganze Zeit Müller ansah. ,,Huhu! Wir haben euch was gefragt Leo und Elias!", rief Joshua, während er den beiden mit der Hand vorm Gesicht wedelte. ,,Was denn?", fragten die beiden gleichzeitig. ,,Wir wollten wissen, ob das ansteckend ist!", antwortete Oskar. ,,Wieso? Was soll den hier ansteckend sein?", antwortete Leo verwirrt. In dem Moment dachte ich mir nur: Himmel! Merkt der denn nicht, dass er in Müller verknallt ist? Offenbar nicht!
Ich warf einen Blick auf mein Handy und bekam fast den Schreck meines Lebens. Es war schon 23 Uhr! ,,Heilige Kronjuwelen!", rief ich aus, ,,Es ist schon 23 Uhr Leute! Ich muss mich leider machen, wenn meine Tante nicht dahinter kommen soll!" ,,Es ist wirklich schon 11?", rief Elias erschrocken, ,,Pechschweflige Finsterwaldkake! Mama kriegt noch die Kriese Leo!" Auf einmal kam unsere kleine Runde in Bewegung. Alle stopften die Decken zurück in meinen Rucksack und die Thermosflasche wurde sorgfältig verschlossen und ebenfalls in meinen Rucksack gestopft. Wir sprangen alle regelrecht auf unsere Räder und brausten in einem ordentlichen Tempo los. Durch den Wald zu radeln war nicht unbedingt einfach! Nach einer Weile fuhr Müller ab, Richtung Finsterwald, während wir anderen Richtung Stadt rasten. Nach einer weiteren kurzen Zeit fuhr ich nur noch zu dritt mit Elias und Leo. Als wir in meine Straße abbogen, fragte ich die beiden: ,,Wohnt ihr auch hier in der Straße?" ,,Ja", antwortete Leo, ,,Da vorne, das Haus mit der Obstwiese!" ,,Krass, dann sind wir ja Nachbarn! Ich wohne nämlich direkt gegenüber!"
Wir legten alle einen Entspurt hin und während die beiden ihre Räder irgendwo auf der Obstwiese fallen ließen, parkte ich meins in unserer Garage. Ich rannte zur Tür und tastete alles nach meinem Haustürschlüssel ab, bis mir einfiel, dass ich ihn nicht eingesteckt hatte. Ich unterdrückte einen empörten Aufschrei und schlich ums Haus unter das Fenster von meinem Zimmer. Mit einem erleichterten Ausatmen bemerkte ich, dass ich es offen gelassen hatte. Direkt unter meinem Fenster war das Wohnzimmerfenster mit der hohen Fensterbank. Daneben hing eine Efeuranke vom Dach runter. Ich setzte einen Fuß auf die Fensterbank, hielt mich an der Ranke fest und kletterte schließlich ganz auf die Fensterbank. Mit Schrecken sah ich, dass Dodo immer noch im Wohnzimmer war, aber sie war zum Glück auf den Fernseher fixiert. Ich griff nach der kleinen Fensterbank vor meinem Zimmer, zog mich hoch und schaffte es tatsächlich durchs Fenster und auf meinen Schreibtisch. Ich legte meinen Rucksack ab, schmiss mich auf mein Bett und atmete erleichtert aus. An diesem Tag hatte für mich ein neues Leben angefangen.
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DWK - Mein verkorkstes Leben
FanfictionPascale will nur noch von zu Hause weg. Weg von ihrer psychiopathischen Mutter und ihren angeblichen Freundinnen, die sie verraten haben. Die einzige Fluchtmöglichkeit ist ihre Tante Dodo, die in einem sehr kleinen Örtchen am Popo der Welt wohnt.