DFB

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Als ich vom Klingeln meines Wecker aufwachte, drückte ich mir erst noch mein Kissen aufs Ohr, doch das brachte nichts. Widerwillig stand ich auf und haute meinem Wecker kräftig aufs Dach. Ich bemerkte, dass ich vom Vorabend noch angezogen war, weshalb ich einfach nur meinen Schulrucksack nahm und in die Küche schlurfte. Dodo saß schon mit der Nase im Milchschaum da und schmierte mir nebenbei einen Erdnussbuttertoast. Ich setzte mich an den Tisch und knabberte an einem Stück Paprika. ,,Du Dodo?" ,,Ja?" ,,Ich bin nach der Schule noch mit den anderen verabredet, also ich komm wahrscheinlich nicht zum Mittagessen." ,,Wenn ich dich zur Schule fahren darf, kann ich damit leben!" Ich lachte und steckte schließlich den fertigen Erdnussbuttertoast in meine Brotdose und dann in meinen Rucksack. Wir saßen noch eine Weile schweigend da und frühstückten, bis Dodo meinte: ,,Wir müssen so langsam mal! Aber sag mal: Sind deine Haare nass?" Ich tastete sie ab und merkte tatsächlich, dass sie noch nicht ganz trocken waren. ,,Ne, sind trocken", log ich. Ich log sie nicht gerne an, aber ich hatte keinen Bock, Anschiss für den Vorabend zu bekommen. Ich nahm meinen Rucksack und folgte ihr in die Garage, wo sie das Schutztuch von ihrem Tesla nahm. War echt ein schickes Auto und soweit ich wusste auch ein gutes. Ich ließ mich auf den Beifahrersitz fallen. Sie startete den Motor und raste rückwärts aus der Garage. Sie schloss noch schnell das Tor, dann bretterten wir die schmale Straße entlang. 

Als wir vor der Schule ankamen, registrierte ich, wie Joshua und Oskar auf den Hof brausten. Ich sprang aus dem Auto und sagte dann noch zu Dodo: ,,Bis später dann!" ,,Bis heute Abend!", rief sie mir noch nach, während ich im Gebäude verschwand. 

Ich erspare euch die langweiligen Details meines ersten Schultags. Es hat halt erstmal gedauert, bis ich das Sekretariat gefunden habe und dann musste ich auch erstmal meinen Klassenraum finden. Das coole war: Ich war mit den anderen Kerlen in einer Klasse! Nach dem Ende der letzten Stunde stopften wir alle unser Zeug schnell in unsere Rucksäcke und sprinteten nach draußen. ,,Kannst auf meinem Gepäckträger mitfahren", bot Elias mir an, da ich ja nicht mit meinem Fahrrad gekommen war. Ich stieg also hinten auf seinen Gepäckträger auf und schon rasten wir alle los zum Teufelstopf. Am Himmelsberg, vor dem Stadion rief Leo: ,,Alles ist gut!" ,,Solange du wild bist!", riefen wir anderen zurück. Wir kamen auf dem Hügel an, auf dem Leo stehen geblieben war. Wir folgten seinem Blick und entdeckten alle Müller, die den ganzen Platz auf den Kopf stellte. ,,Was macht die denn da?", fragte Elias seinen Bruder. ,,Kommt mit!", rief Leo und schon ging es den Hügel runter, wobei ich fast von Elias' Gepäckträger fiel. Unten angekommen sprang ich direkt ab und fragte Müller: ,,Was soll das werden, wenn es fertig ist?" ,,Während Willi im Urlaub ist, stürzt hier die Welt um uns ein!", antwortete sie, ,,Könnt ihr mir vielleicht mal helfen, die Vereinskasse zu finden?" Vor einer Teekanne hielt sie inne, griff rein und hielt triumphierend eine alte Socke hoch. Wenig später saßen wir alle auf dem Platz und zählten den Inhalt der Socke/Vereinskasse. ,,130 Euro und 37 Cent", meinte Müller betrübt, ,,Das reicht niemals!" ,,Ich versteh nur Bahnhof", entgegnete Leo. ,,Dann lies mal das", erklärte Müller, ,,Das kam heute Morgen vom DFB." Leo nahm den Brief, den sie ihm hinhielt und fing an, laut vor zu lesen: ,,Ihr ganz lieben Kerle! Wir haben schon so viele tolle Dinge über euch wilde Racker gehört." Elias schnappte seinem Bruder den Brief weg und rief: ,,Das steht da ja wirklich!" Ich nahm den Brief und las weiter: ,,Die Nationalmannschaft kann allerdings nur gegen euch spielen, wenn euer Teufelstopf den UEFA-Richtlinien entspricht." ,,Was hat das denn bitte zu bedeuten?", fragte Finn mit hoch gezogener Augenbraue. ,,Das bedeutet, dass wir die Tribüne vergrößern müssen, Umkleidekabinen müssen her, das ganze Gestrüpp hier muss weg, wir brauchen Eintrittskarten, Säfte, Limo, Würste, einen Notausgang und ein Klo, was die als sanitäre Anlagen bezeichnen", klärte Müller uns auf. ,,Toll! Das schaffen wir doch nie!", rief Joshua entsetzt. ,,Nicht gleich negativ denken Joshi, es gibt immer eine Lösung!", beschwichtigte ich ihn. ,,Du hast Recht Pascale. Ihr habt beide recht. Wir können das niemals bezahlen, aber ER kann es! Ich rede von Mister Knallharter Hausarrest!" ,,Nein! Nur über meine Leiche!", rief Matze erschrocken. ,,Doch! Das ist die einzige Möglichkeit!", widersprach Leo, ,,Ihr besorgt Haargel und Sonnenbrillen. Und kramt eure Kommunionsanzüge raus! Wir treffen uns dann vor der Bank von Matzes Vater! Und bringt auch eure Sparschweine mit. Den Rest erledige ich!" ,,Ich hab da ein ganz mieses Gefühl!", murmelte ich, als Leo schon über den Hügel und verschwunden war. Ich stieg wieder bei Elias hinten auf den Gepäckträger und schon fuhren wir alle nach Hause.

30 Minuten später...

Wir standen alle vor dem riesigen Bankgebäude und die Jungs sahen in ihren Anzügen alle richtig schick aus. Müller sah von uns allen aber am besten aus mit ihrem schlichten weißen Kleid und dem Bolerojäckchen. Mit den Sonnenbrillen hatten die Jungs außerdem was von Men In Black. ,,Keine Sorge Matze", meinte Leo, ,,Wir machen ihm ein Angebot, was er nicht ablehnen kann!" Wir marschierten ins Bankgebäude und wirkten dabei wahrscheinlich wie irgendein Geheimdienst. Das fing an, richtig Spaß zu machen! Als wir vor einer großen Tür standen, reichte Joshi Leo eine Tasse und er sagte damit vorm Mund zum Assistenten: ,,Guten Tag. DWK international hier! Es geht um eine Investition von nationaler Bedeutung!" Er gab Joshi die Tasse wieder und der Assistent öffnete hastig die Tür zum Büro des Rektors. Als wir durch die Tür marschierten, sah der Mann hinter dem Schreibtisch gerade auf und zog seinen Stift auf einem Papier ruckartig zur Seite weg. Er sah Matze direkt an und meinte: ,,Wir sprechen zu Hause noch mal darüber!" Matze schluckte schwer, während Leo locker nach vorne trat. Dann fing er an, zu erklären: ,,In 10 Tagen spielen wir gegen den SV 1906. Und dann, acht Tage später! Wissen sie, wer dann in den Teufelstopf kommt?" ,,Nein", meinte der Bänker mit einem süffisanten Grinsen. ,,Die Nationalmannschaft! Volltreffer! Das heißt, volles Haus!" ,,Und wieso braucht ihr dann mein Geld?" ,,Wir müssen das Stadion noch etwas umbauen, aber das kostet nur 3000 Euro." ,,Und wer gibt mir dann mein Geld zurück, wenn ihr nächste Woche verliert?" ,,Keine Sorge, sie bekommen ihr Geld bis auf den letzten Heller zurück. Und außerdem haben wir Sicherheiten für einen todsicheren Deal. Jungs!" Wir packten unsere Sparschweine aus und legten sie auf den Tisch. Der Bänker grinste und meinte: ,,Also gut. Ihr kriegt das Geld, aber nur unter einer Bedingung: Wenn ihr das Spiel verliert, tretet ihr alle freiwillig in einen Bastelverein für Weihnachtsschmuck ein. Und die Wilden Kerle sind endgültig gestorben!" ,,Okay, das Risiko gehe ich ein!", antwortete Leo, ,,Aber wenn wir gewinnen, werden sie zum wilden Kerl und kommen zu jedem unserer Spiele!" Die Miene des Bänkers verfinsterte sich.

DWK - Mein verkorkstes LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt