Willkommen bei den Biestern

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Als ich aufwachte war es nicht hell, sondern dunkel. Und ich erkannte sofort durch meine Zeltwand, dass Nick weg war. Ich krabbelte schnell aus meinem Zelt und zu Leos rüber. ,,Leo!", flüsterte ich. Er schnarchte ungerührt weiter. ,,Los Leo aufwachen!", versuchte ich es weiter, ,,Nick ist verschwunden!" Plötzlich fuhr er in die Höhe und flüsterte: ,,Bist du dir sicher?" ,,Ja natürlich bin ich mir sicher!", flüsterte ich etwas beleidigt zurück, ,,Denkst du, dass ich dich sonst geweckt hätte?" Er krabbelte endlich aus seinem Zelt und wir waren schon fast aus dem Lager, als Müller plötzlich hinter mir flüsterte: ,,Hey! Wo wollt ihr hin?" ,,Nick ist verschwunden!", flüsterten wir gleichzeitig zurück. ,,Leo, Müller, Leute! Wo seid ihr denn alle?", fragte Nick verzweifelt, halb flüsternd, halb schreiend. Müller warf Leo und mir je einen Ball zu, wir sprangen Nick zur Seite und ich meinte nur lässig: ,,Wir sind doch schon da!" Die Männer, die vor uns standen sahen echt gruselig aus in ihren schwarzen Umhängen, doch sie sahen sich panisch um und hatten offenbar keinen Plan mehr, was zu tun war. ,,Was sollen wir denn jetzt machen?", fragte der eine in sein Funkgerät. ,,Wie wär es denn mit zählen? Das kannst du sicher Onkelchen!", meldete sich Müller zu Wort und mit einem Schlag wurde mir bewusst, dass die Typen zum dicken Michi gehörten. Okay, der fette Michi würde es wahrscheinlich eher treffen! ,,Eins!", fing Leo an und schoss seinen Ball bei einem der Typen volle Kanne in die empfindliche Zone. ,,Zwei!", kam dann Müller und schoss ebenso ihren Ball ab. ,,Drei!", schoss ich dann unseren letzten Ball ab und als die Männer den Hügel hinauf rannten, erkannte ich meine Tante, die beleidigt drein schaute, deshalb rief ich hoch: ,,Und du Tantchen, du weißt jetzt, wie zart und sensibel ich bin!" 

Die Sonne war längst aufgegangen und nachdem wir den anderen vom kleinen nächtlichen Abenteuer erzählt hatten, rannten wir alle runter zum See und sprangen mit samt Klamotten rein. Das Wasser war eine wohltuende Abkühlung und daraus wurde schnell eine große Wasserschlacht. ,,Sieg auf ganzer Linie!", grölte Oskar begeistert. Ich wandte mich zu Nick um und meinte dann: ,,Nick, du bist echt verdammt wild!" ,,Meinst du das ernst?", fragte er mich. ,,Und ob sie das meint!", schaltete sich Matze ein, ,,Dafür leg ich meine beiden Beine ins Feuer!" ,,Meine Beine!", fing Finn an. ,,Meine Seele!", machte ich weiter. ,,Und mein ganzes Herz!", beendete Müller die Runde und wandte sich dann an den etwas abseits stehenden Leo, ,,Ich möchte mich bei dir bedanken!" ,,Wofür?", fragte dieser völlig plem plem. ,,Dafür, dass ich ins Team gekommen bin, dass ich es meinem Onkel zeigen durfte, für den Brief, den du mir geschrieben hast und dafür, dass du beim Spiel gegen die Nationalmannschaft doch noch zurück gekommen bist. Aber natürlich auch für das." ,,Für was?", fragte Leo und schien wirklich gar keinen Plan mehr zu haben. Innerlich betete ich schon zu allen möglichen Göttern und scheinbar wurden meine Gebete erhört, denn als ich meine zugekniffenen Augen wieder öffnete, küsste sie ihn. ,,Endlich!", rief ich vor Freude aus und ließ mich rückwärts ins Wasser fallen. Auch die Jungs um mich rum tobten weiter und ich hatte wieder dieses hammermäßige Gefühl, wirklich dazu zu gehören! 

Nach der Toberunde im See fuhren wir ziemlich schnell weiter, denn wir wollten pünktlich bei den biestigen Biestern sein. Die Sonne schien, aber trotzdem kam mir der Wald einsam und düster vor. An den Wegrändern standen komische aufgespießte Monsterfratzen. ,,Sieht aber nicht gerade nach einem freundlichen Völkchen aus!", meinte ich nur. ,,Sind doch nur ein paar Fratzen!", entgegnete Müller lachend, ,,Du kannst mir ruhig vertrauen! Oder etwa nicht?" ,,Ich kann dir nur vertrauen, wenn du mich in einem Wettrennen schlägst und zwar jetzt!", rief ich aus und strampelte los. ,,Hey, das war nicht fair!", beschwerte sich Müller und raste mir hinterher. Der Weg führte in ein Maisfeld, doch das konnte mir nicht den Weg abschneiden. Ich raste mitten rein und rief nach hinten: ,,Gibst du schon auf Müller?" ,,Niemals!", kam die Antwort zurück. Ich grinste und fuhr mitten durch die Pflanzen, bis ich in einem Kornkreis landete. Ich wollte weiter fahren, doch der der Kreis war bereits von einigen Mädchen auf Quads umstellt.

Diese Mädchen hatten mich gepackt und auf den Rücksitz eines der Quads gefesselt. Dazu hatten sie mir noch die Augen verbunden und nur kurze Zeit später fing es auf der Fahrt so ziemlich an, zu ruckeln und ich wurde heftig durch geschüttelt, deshalb rief ich zur Fahrerin: ,,Hey, fahr mal vorsichtiger! Ich bin doch kein Milchshake!" Die anderen Mädchen lachten nur und es wurde natürlich nicht besser! War ja klar! Als mir die Augenbinde endlich abgenommen wurde, war ich in einem riesigen Steinbruch an dessen Wänden lauter Nester befestigt waren, in denen meine Entführerinnen leben mussten. Sah für mich nicht gerade gemütlich aus! ,,Herzlich Willkommen zu Phase zwei des Tests!", meinte eines der Mädchen, ,,Ich bin Flifla, die älteste hier. ,,Also wollt ihr uns echt nur testen?", fragte ich und fing an, an meinem Verstand zu zweifeln. ,,Aber natürlich!", antwortete Flifla lachend, ,,Wir wollen nur euren Mut und eure Teamfähigkeit testen! So haben wir es auch mit den neuen Biestern gemacht!" Ich stutzte, aber fing an ihr zu glauben, als meine Fesseln abgenommen wurden. ,,Wieso darf ich dann nicht gehen?", fragte ich. ,,Das ist Phase zwei: Uns interessiert, ob sie dich zurücklassen würden oder ob sie fahren, wenn sie einen Brief finden, in dem steht: Sorry Leute, ich gehör einfach nicht dazu. Ich bin weg", kam die Antwort prompt von einem der Mädels. Ich lachte kurz auf und meinte dann: ,,Müller wird wissen, dass ich das nicht geschrieben habe!"

Müllers Sicht

Ich saß zwischen den Jungs im Gras und überlegte fieberhaft: Hat sie diesen Brief wirklich geschrieben? Doch ich wusste, dass sie mich niemals mit den Jungs alleine lassen würde. Ich wusste, dass sie niemals kneifen würde. Ich sprang auf und ging los zu meinem Fahrrad. ,,Hey, wo willst du hin?", fragte Leo mich. ,,Lele hat diesen Brief ganz bestimmt nicht geschrieben!", antwortete ich, ,,Ich werd sie suchen!" ,,Okay", meinte Leo, ,,Dann brauchen wir aber den Geheimes-Geheimversteck-Finder-und-Sucher-Navigationsautomat!" Ich ging wieder zurück zu den Jungs und Elias gab bereits ein: ,,Wo ist Pascale?" Das Gerät summte ein paar mal, doch es schaltete sich wieder ab. ,,Verdammt!", rief ich frustriert aus, ,,Sie ist einfach zu weit weg!" ,,Ja", bestätigte Elias, ,,Fiel zu weit weg! Zumindest wenn ich es versuche." ,,Was ist los?", fragte ich und war nun auch noch verwirrt. ,,Naja", erklärte er, ,,Denk doch mal nach! Du bist ihre beste Freundin! Ihr seid ja fast schon wie Schwestern!" Er lachte und ich seufzte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es funktionieren würde, doch ich setzte mich trotzdem vor den Apparat und tippte ein: ,,Wo ist meine beste Freundin?" Plötzlich bewegte sich die Nadel von dem Ding und als sie auf den Wald Zeigte, piepste es wie verrückt. ,,Na also!", meinte Leo dann, ,,Worauf warten wir noch!" Wir sprangen alle wieder auf unsere Räder und rasten los zur Rettung.


DWK - Mein verkorkstes LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt