1.Türchen

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Endlich ist es soweit- Die Weihnachtszeit ist soweit! Das ganze Jahr freue ich mich schon darauf. Auf die Christkindlmärkte, den Tee, die Kekse, die Weihnachtslieder und so weiter. Meine beste Freundin ist zu dieser Zeit immer ganz genervt von mir, da ich 24/7 gut drauf bin und „Last Christmas" singe. Meistens stecke ich sie mit der Zeit mit meiner unerträglichen Fröhlichkeit wenigstens ein bisschen an. Das würde sie zwar nie zugeben, aber keiner kennt sie so gut wie ich und ich weiß, dass sie Weihnachten gar nicht so sehr hasst, wie sie vorgibt.

Allerdings muss ich zugeben, dass selbst meine Freude dieses Jahr ein wenig gedämpft wurde. Erst ein Blick in den Kalender heute Morgen hat mir verraten, dass schon dieses Wochenende der erste Advent ist. Zu meiner Verteidigung: Bei den ganzen Prüfungen, Tests und Schularbeiten bleibt mir gar nicht viel Zeit noch an etwas anderes zu denken. Dank dieser Erkenntnis, die mir heute gekommen ist, bin ich sofort in totale Hektik geraten. Ich meine, ist euch bewusst was das bedeutet? Es gibt noch sooooo viel bis Sonntag zu tun. Zum Beispiel muss ich mein Zimmer schmücken, mir überlegen, was ich meiner besten Freundin und meiner Familie zu Weihnachten schenke, die Proben für den Weihnachtschor starten und in der Schule die jährliche Spendenaktion starten. Oh Gott, wie soll ich das nur alles unter einen Hut bringen. Meine beste Freundin sagt mir jedes Jahr, dass ich doch mindestens eine Sache abgeben kann, damit ich nicht immer so geschafft bin. Aber mir macht es Spaß. Ich will es so, auch wenn ich zu Weihnachten jedes Jahr um 9 Uhr schlafend unter dem Christbaum liege, weil ich so ausgelaugt bin. Jenna, die besagte Freundin, wollte ich auch immer für sowas begeistern, aber sie überlässt mir das immer. „Es reicht ein Engel unter uns. Jemand muss ja auch die Rolle des Teufels übernehmen", pflegt sie stets zu sagen, worauf ich nur lachend den Kopf schüttle. Das ist Jenna so wie sie leibt und lebt.

Bevor ich mich allerdings Hals über Kopf in die Vorbereitungen stürzte, muss ich erst einmal einen langen Schultag hinter mich bringen. Hoffentlich schaffe ich es noch rechtzeitig in die Klasse, da ich ausgerechnet heute meinen Bus verpassen musste. Wahrscheinlich bin ich das einzige 17- jährige Mädchen der Schule, dass es vorzieht mit dem Bus, anstelle eines Autos zu fahren, obwohl ich immer total früh aufstehen muss. Auf jeden Fall habe ich heute die Ehre den Weg zu Fuß zu bestreiten. Zum Glück wohnen wir nicht allzu weit von der Schule entfernt, aber die eisige Kälte lässt den Weg länger, als er eigentlich ist erscheinen.

Vollkommen abgefroren erreiche ich das Schulgebäude und jogge hektisch an den anderen Schülern vorbei zu meinem Spind, wo ich meinen Mantel, Haube, Handschuhe und Schal verstaue. Fröstenld reibe ich meine Hände aneinander und blase hinein, in der Hoffnung sie dadurch auftauen zu lassen. Vergebens. Mein gesamter Körper ist komplett eingefroren, aber ich lasse mir nicht viel Zeit, ihn wieder auftauen zu lassen, sondern eile zum nächsten Kaffeeautomaten, um mir mit einem brennendheißen Getränk etwas Gutes zu tun. Mit dem Kaffeebecher in der Hand und dem Rucksack über eine Schulter geschwungen, mache ich mich auf den Weg ins Klassenzimmer. Dort werde ich schon von einer kaugummikauenden Jenna und einem gelangweilten Edi erwartet. Edis Eltern sind schon seit der Highschool mit meinen befreundet. Bei einem Treffen kam eines zum anderen und Edi und ich wurden beste Freunde. Zusammen bilden Jenna, Edi und ich eine bunt gewürfelte Gruppe, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber dennoch perfekt zusammen passen. „Wie siehst du denn aus? Ich glaube Eiszapfen von dir hängen zu sehen", verlautbart Jenna und nimmt einen Schluck von meinem Kaffee. Während ich ihn ihr, als sie nochmal trinken möchte, wegnehme, erkläre ich:" Oh ja, ich habe den Bus verpasst und musste deswegen zu Fuß gehen" Anhand ihres einstimmigen Kopfschütteln und ungläubigen Blicken weiß ich schon was sie sagen möchten. „Lasst es einfach, Leute. Ich werde nicht mit dem Auto fahren" Für mich hat sich das Thema erledigt und meine Freunde scheinen auch einzusehen, dass ich nicht zu überzeugen bin, weswegen wir noch schnell unsere Mathe-Ergebnisse vergleichen und warten bis der Lehrer kommt.

Der Schultag verlief wie immer recht unspektakulär. Ich habe nie zu den Mädchen gehört, die ein sonderlich aufregendes Leben führen oder auf Partys den Ton angeben, aber das ist auch gut so. Das ist nicht meine Welt. Bei mir ist es schon ein Wunder wenn ich auf den Winterball vor dem 4. Adventsonntag gehe. Edi und Jenna bearbeiten mich schon seit geraumer Zeit, dass ich sie begleite, aber ich bin noch nicht ganz überzeugt. Es wäre vielleicht ganz lustig, aber Edi geht mit seiner Freundin Whitney und Jenna hofft auf eine Einladung von Joseph und ich.... Ich habe keinen, der meine Begleitung sein könnte. Sollte ich meinen Freunden sagen, dass das der Grund ist, weshalb ich nicht zum Ball gehe, werden sie nicht aufhören mich zu bearbeiten. Also werde ich einfach sagen, dass ich keine Zeit habe, was gar nicht mal so gelogen wäre.

Momentan stehe ich vor der St. Judiths Grundschule und warte auf meine kleine Schwester Lola. Es ist schweinekalt und gerade heute braucht meine reizende Schwester besonders lange. Um mich herum stehen schon ein paar Eltern oder ältere Geschwister, die auf die Kleinen warten. Meine Haube ziehe ich mir etwas tiefer in die Stirn und meinen Mund verdecke ich mit dem roten, dicken Wollschal. Der Platz wird immer leerer bis nur mehr eine andere Person mit mir wartet. Plötzlich zieht ein eisiger Wind auf, wodurch mir noch kälter ist. Wo bleibt Lola? Vielleicht hat Mum sie von der Arbeit mitgenommen und mir vergessen Bescheid zu sagen oder Lola ist mit einer Freundin mitgefahren. Als ich mein Handy herauskrame und zu Hause anrufen möchten, öffnen sich die schweren Türen der Grundschule und meine Schwester tritt mit einem kleinen jungen schwatzend in die Kälte. Mit schnellen Schritten bewege ich mich zu meiner Schwester. Die andere Person tut es mir gleich. Anscheinend gehört der Junge zu ihm. „Lola, wo warst du denn die ganze Zeit? Ich hab mir schon Sorgen gemacht außerdem ist es total kalt hier draußen", begrüße ich meine Schwester. Diese klammert ihre kleinen Arme um mich. " Das tut mir soooooooo leid, Maddie, aber Leo musste mir noch was ganz wichtiges zeigen", antwortet sie und deutet auf den kleinen Jungen, der gerade mit großen Augen seinem Dad oder Bruder etwas erzählt. Offensichtlich hat Leo ihm dasselbe erzählt, wie Lola mir, denn jetzt dreht er sich zu uns. Jap, definitiv der Bruder. Der Junge dürfte ein bisschen älter als ich sein, aber er sieht unglaublich gut aus. Seine Smaragdgrünen Augen leuchten warm und seine braunen Haare luken aus der grauen Wollmütze hervor. Er grinst mich verschmitzt an, wodurch seine Grübchen zur Geltung kommen und streckt mir seine Hand entgegen.

„Hi, ich bin der große Bruder von Leo, Harry. Und wer bist du?", fragt er freudlich. Ich ergreife die Hand und schüttle sie energisch.

„Ich bin Madison, die Schwester von Lola. Sehr erfreut"

Under the Mistletoe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt