12. Türchen

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12.Türchen

Tosender Applaus bricht aus als die letzten Töne des Konzerts verklungen sind, und wir verbeugen uns gemeinsam, bevor wir die Bühne verlassen. Kaum sind haben wir die Stiegen verlassen, beginnen alle laut und ausgelassen über den Auftritt zu sprechen. Ich befinde mich gerade mit Allie in einem intensiven Gespräch über „So this is Christmas“, als ich durch ein Tippen an meiner Schultern unterbrochen werde. Verwundert wirble ich herum, um in die smaragdgrünen Augen von Harry zu blicken. „Oh hey, was tust du denn hier?“, frage ich immer noch ganz aufgedreht und falle Harry von Endorphinen erfüllt schwungvoll um den Hals. Etwas überrascht von meiner stürmischen Begrüßung taumelt Harry ein wenig zurück, fängt sich aber schnell wieder. Sein Mund ist nahe bei meinem Ohr weshalb ich genau höre wie er leise lacht. Sein Lachen hört sich fast noch schöner an, wie seine Stimme, wenn er singt. Aber nur fast, seine Stimme ist und bleibt der unbestrittene Platz 1. „Ich wollte dir nur zu dem fabelhaften Auftritt gratulieren. Du singst echt verdammt gut. Hatte ja keine Ahnung“, gesteht er lächelnd, als wir uns aus der Umarmung lösen. „Ahm, danke schön“, bedanke ich mich mit roten Wangen. „Hast du heute noch etwas vor?“ „Nein, eigentlich nicht“, erwidere ich und führe innerlich einen kleinen Freudentanz auf. Harry grinst verschmitzt, nimmt meine Hand in seine, zwinkert mir zu und antwortet:“ Jetzt schon. Los, wir verschwinden“  Lachend laufe ich Harry nach und verabschiede mich schnell von meinen Freunden mit einem Ruf über die Schulter.

Mittlerweile laufen wir nicht mehr sondern spazieren gemütlich durch den Park, aber Harrys Hand ist immer noch in meiner. Den Christkindlmarkt haben wir schon längst zu meiner Verwunderung verlassen. Ich sterbe vor Neugier wo mich Harry dieses Mal entführt, allerdings weiß ich aus Erfahrung, dass er mir ohnehin nichts verraten würde. Also gedulde ich mich lieber. Sonderlich lange werden wir wahrscheinlich sowieso nicht gehen, da Harry sonst das Auto genommen hätte.

„Was machen wir bitte vor einer Lagerhalle?“, frage ich verwirrt, da es hier nicht wirklich gemütlich aussieht und drehe mich zu Harry, aber er geht unbeirrt weiter. „Immer so verdammt neugierig“, murmelt er und sagt dann etwas lauter: „Keine Angst, Süße. Wir müssen nur weiter gehen, dann sind wir da“ Aha, das ist also wieder eines seiner Geheimverstecke. Wir betreten die kalte, dunkle Lagerhalle und steigen eine lange, eiserne Treppe hinauf, bis wir zu einem Gang kommen. Vor der letzten Tür bleibt Harry stehen, beugt sich zum Boden, hebt unter der Fußmatte einen Schlüssel auf und öffnet die Eisentür. Galant wie er ist, hält er mit einer Hand die Tür auf, und lässt mich zuerst nach draußen. „Da bist du ja endlich, Gallahager“, ruft eine männliche, tiefe Stimme, als auch Harry zu mir kommt. Erstaunt stelle ich fest, dass wir uns im Freien befinden. „Und sogar mit einem Mädchen. Wow, ich bin beeindruckt“ Misstrauisch drehe ich mich zu dem Besitzer dieser Stimme. Eine Gruppe bestehend aus drei Jungen und zwei Mädchen sitzt um eine Art Lagerfeuer auf Campingsesseln dick eingemummelt mit Decken und trinkt Tee und Glühwein. Ein anderer mit blonden Haaren ruft genauso laut:“ Louis, du Idiot! Harry hat doch gesagt, dass er die Kleine mitbringt“ Verwirrt drehe ich mich zu Harry, der von den beiden Jungs genervt die Augen verdreht, die Haube abnimmt, um sich durch die Haare zu fahren und mir seufzend erklärt:“ Madison, darf ich dir meine absolut bekloppten Freunde vorstellen? Der braunhaarige Idiot, der so erstaunt darüber war, dass ich in weiblicher Begleitung auftauche heißt Louis, der blondhaarige, verfressene Ire ist Niall und der einzige, der nicht vorhat mich zu blamieren ist Liam. Die beiden Mädchen da sind Sophia und Eleanor, die Freundinnen von Liam und Louis, wobei ich mich bei letzterem frage, wie sie es nur mit ihm aushält. Warum Niall keine Freundin hat, wird dir bald klar werden. Okay, Jungs und Freundinnen der Jungs- Das ist Madison eine gute Freundin von mir, die mir auf beinahe schon beängstigende Weise ähnlich ist.Sagt hi" "Hallo, Madison. Harry hat uns schon so viel von dir erzählt, dass man meinen könnte, wir würden dich schon dein ganzes Leben lang kennen",sagt Niall fröhlich und scheint gar nicht zu merken in welch unangenehme Situation er sowohl Harry als auch mich bringt.
"Es tut mir echt leid, Maddie. Wenn du willst können wir auch wieder gehen", flüstert Harry mir zu und drückt bestätigend meine Hand, aber ich denke gar nicht daran jetzt zu gehen. Seine Freunde scheinen nett zu sein und ich würde liebend gerne noch mehr darüber erfahren,was Harry alles erzählt. "Ich denk,nicht daran jetzt zu gehen", flüstere ich ihm zu und ziehe ihn zu dem Sesselkreis um das Feuer. Erst jetzt bemerke ich, dass wir uns auf dem Dach der Lagerhalle befinden müssen. Man kann von hier oben die ganze Stadt sehen. Alles ist wunderschön beleuchtet und wirkt so friedlich. So weihnachtlich. Auch hier oben wurde geschmückt, da Lichterketten überall herum hängen und eine Plastik Santa mit seinen Rentieren neben uns steht. Harry und ich lassen uns auf zwei Sesseln fallen und nehmen uns zwei Decken die uns neben dem Feuer und dem Punsch, der uns in die Hand gedrückt wird, warm halten sollen. Im Hintergrund läuft Musik und Gelächter hallt wieder.
Heimlich hole ich meine Polaroid heraus und schieße ein Foto der Truppe. Keiner scheint mich zu bemerken. Liam und Sophia hauchen sich immer wieder Küsse auf die Lippen, Eleanor lacht gerade laut über Louis, der versucht Marshmallows mit seinem Mund aufzufangen und Niall beißt herzhaft in ein Stockbrot mit Zimt und Zucker.  Der einzige der mich zu bemerken scheint ist Harry, der mich verständlich anlächelt.
Dabei weiß er gar nicht, wie gerührt und glücklich ich darüber bin, dass er mir schon seinen dritten Lieblingsort gezeigt hat. Jeder dieser Orte hat etwas magisches und besonders, sodass sie sofort auch zu meinen Lieblingsorten werden. Vielleicht auch weil sie von ihm sind.
Ich packe meinen Fotoapparat ein, starre in das lodernde Feuer und Strecke lächelnd meine Hand vorsichtig aus, die wie von selbst sofort Harrys findet. Und in diesem Moment weiß ich es.

Under the Mistletoe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt