Zu behaupten, dass die letzten Tage stressig waren, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Mittlerweile haben wir den 5. Dezember und für Nikolaus ist schon alles fertig hergerichtet. Allerdings muss ich schon sagen, dass ich ziemlich stolz auf mich bin, da ich in den genannten Tagen total viel erledigt habe. Der Weihnachtschor hat sich schon einige Male zum Proben eingefunden,- wir klingen schon echt gut- das Endprodukt der Flyer für die Spendenaktion ist fertiggestellt und unter den Leuten verteilt worden, die Geschenke-Liste für Familie und Freunde ist angelegt worden und heute möchten Lola und ich noch Kekse backen. Obwohl die letzten Tage durch meine gemachten Fortschritte sich als äußerst Erfolgreich herausgestellt haben, so bin ich dennoch ein wenig geknickt, dass ich Harry seit dem Abend am Adventmarkt nicht gesehen habe. Ich weiß auch nicht, was ich mir erwartet habe, aber ein kleiner Teil von mir hat stetig gehofft ihm wieder über den Weg zu laufen, da ich mich in seiner Gesellschaft sehr wohl gefühlt habe. Zu lange haben meine Gedanken an ihn nicht angehalten, da es ja- wie schon gesagt- immer etwas zu tun gab.
„Maddie, Maddie! Können wir jetzt endlich Kekse backen?", schmollt meine Schwester ungeduldig. Eigentlich wollte sie gleich nach dem Essen backen, aber ich habe es irgendwie geschafft, sie dazu zu bringen zuerst die Hausaufgaben zu machen. Naja, die Ruhe hat nicht lange angehalten und ich beschließe, dass ich sie lange genug zappeln gelassen habe. „Ja okay. Ich richte nur die Zutaten her und dann können wir beginnen", erkläre ich und mache die Kühlschranktür auf. Als letztes befördere ich die Eier aus dem Kühlschrank, als Lola mit voller Wucht gegen mich prallt und ich, tollpatschig wie ich bin, lasse alle Eier fallen. Mit einem lauten Klatscher landen die Eier auf den Fliesen und zerbrechen. „Shit!", fluche ich und schiebe Lola vorsichtig zur Seite. Sie sieht mich mit großen Augen an und entschuldigt sich kleinlaut. Tja, das hat sie jetzt davon. Dann gibt's halt keine Kekse. Laut muss ich aufseufzen, als mich meine kleine Schwester mit dem süßesten Dackelblick aller Zeiten ansieht und ich weiß, dass ich- mal wieder- verloren habe. „Oh Mann, du machst mich fertig! Ich wische die Sauerei sauber und dann gehen wir zum Supermarkt, um Eier zu kaufen. Deal?" „Deal", ruft meine Schwester glücklich und läuft zum Fernseher. Vielen Dank für die rührende Hilfe, echt. Seufzend knie ich mich auf den Boden und bin die nächste Viertelstunde mit dem Säubern des Küchenbodens beschäftigt. Als ich endlich fertig bin, stelle ich mich vor den Fernseher und verlautbare, dass wir jetzt losgehen können. „Och ne, Maddie! Schau dir mal das Wetter an! Da will ich nicht raus. Außerdem hat gerade meine Lieblingsserie angefangen", quengelt sie und verschränkt demonstrativ die Arme vor der Brust. Okay, jetzt komme ich mir leicht verarscht vor und bin kurz davor mich auf eine heftige Diskussion mit einer 5-Jährigen einzulassen. Aber dann erinnere ich mich wieder daran, dass man in der Weihnachtszeit friedlich miteinander umgehen soll und außerdem kommt mir in den Sinn, dass ich mich so für eine halbe, -dreiviertel Stunde nicht mit meiner heute sehr nervigen Schwester auseinander setzten muss. „Na gut, dann gehe ich eben alleine. Macht es dir eh nichts aus, wenn ich gleich alle anderen notwendigen Sachen mitnehme, weil es dann länger dauert", frage ich, aber es scheint meine Schwester nicht die Bohne zu interessieren, da sie mich kaum beachtet. Oh, ich vergaß: Die Fernsehserie hat schon begonnen und da kann die werte Dame nicht mal ein Nanosekunde verpassen.
Seufzend ziehe ich mich warm an, damit ich nicht erfriere und stelle fest, dass ich heute echt verdammt oft seufze. Es ist schon komisch: Schon seit Tagen ist es so kalt, dass man sich schon nach einer Sekunde in der Kälte den Allerwertesten abgefroren hat, aber es noch keine einzige Schneeflocke gefallen. Dabei hoffe ich so sehr, dass es endlich mal wieder weiße Weihnachten gibt.
Im Supermarkt angekommen krame ich den Einkaufszettel aus meiner Jackentasche heraus, nehme mir einen Einkaufswagen und rolle damit durch die Gänge. Konzentriert versuche ich gleichzeitig den Wagen zu schieben und die Liste zu lesen, was sich als nicht besonders klug herausgestellt hat, da ich mit voller Wucht gegen jemanden knalle. "Oh mein Gott, das tut mir total-", entschuldige ich mich hektisch und stocke als ich aufblicke. Das kann doch wohl nicht wahr sein? Tagelang höre ich so gar nichts vom ihm und dann ramme ich Harry doch tatsächlich mit meinem Einkaufswagen. "-leid", beende ich meinen Satz, als ich merke, dass ich ja mitten in der Entschuldigung aufgehört habe. "Ich hab dich überhaupt nicht gesehen. Oh Gott, das ist so peinlich", brabble ich nervös und werde leicht rot. Harry stößt ein freundliches Lachen aus und beruhigt mich, in dem er mir mehrmals versichert, dass es nur halb so wild ist. Naja, zumindest versucht er es. "Das war ja noch gar nichts. Mein Bruder wollte einmal unbedingt, dass ich ihn in so einem Einkaufswagen herumführe und da habe ich irgendwie die Kontrolle verloren und ihn gegen einen Berg voller Klopapier rollen geschubst, sodass er nicht nur diesen umgeworfen hat, sondern auch eine unschuldige,alte Frau, die davor gestanden ist", erzählt er mir und zwinkert keck. Augenblicklich muss ich in schallendes Gelächter ausbrechen. Und damit ist das Eis gebrochen.
Ich glaube mir hat das einkaufen noch nie so viel Spaß gemacht wie heute mit Harry. Deswegen bin ich fast schon ein wenig traurig als wir bezahlt haben und jetzt auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt stehen. Harry kratzt sich am Kopf und wirkt so als ob er kurz davor wäre etwas zu sagen. " Was auch immer es ist, was dir offensichtlich auf dem Herzen liegt- so schlimm kanns schon nicht sein", versuche ich ihn zu ermutigen. "Okay, ahm ich wollte mich nur naja gewissermaßen entschuldigen, weil ich mich seit dem einen Abend nicht gemeldet habe; ist ja nicht gerade die feine englische Art. Aber ich habe gar nicht mal deine Handy Nummer oder so. Ahm, was ich eigentlich sagen möchte ist nur, dass ich dich bisher sehr nett finde und ob du heute vielleicht Zeit hättest?" Oh. Mein. Gott. Das passiert jetzt gerade nicht wirklich oder?! Nie im Leben hätte ich gedacht, dass er mich MAG. Am liebsten würde ich aufgeregt auf und ab hüpfen und herum quietschen vor Freude, aber dann fällt mir ein, dass er ja noch eine Antwort erwartet. "Meine Schwester Lola wartet auf mich. Wir wollen Kekse backen", sage ich. Harry schaut mich verwundert und sichtlich enttäuscht an und wendet sich mit einem "schade. Dann bis bald" zum Gehen. Oh Mist, ich klatsche mir mit der flachen Hand auf die Stirn. Was habe ich getan?! Ich glaube ich muss nicht erwähnen, dass ich mich extrem ungeschickt bei Jungs anstelle, die nicht Dad oder Edi sind. Aber ich kann doch nicht zu lassen, dass er geht oder? Dann glaubt er doch, dass ich nichts mit ihm zu tun haben will. Obwohl ich das definitiv will!!
"Warte Harry! Du äh kannst ja auch kommen, wenn du magst. Lola freut sich sicher sehr"
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Under the Mistletoe
FanfictionAls ich die Tür schließen möchte, ruft Harry mich auf einmal zurück. "Ich hab etwas vergessen", sagt er und grinst mich verschmitzt an. Er nimmt seinen Fotoapparat, richtet die Linse auf mich und drückt auf den Auslöser, ehe ich mich versehe. "Wies...