8.Türchen
„Wie war dein Tag gestern?", fragt mich Jenna, während ich neben ihr und Edi in der Schulcafeteria zu Mittag esse, einen Tag nach dem Plätzchen backen mit Lola, Harry und Leo. Ich verschlucke mich beinahe an meinem Orangensaft, als ich an Harry denke. Es war wirklich ein schöner Nachmittag und ich bin Lola so verdammt dankbar, dass sie mir die Eier aus der Hand geworfen hat. Wäre dies nicht geschehen, dann wäre ich Harry nie begegnet, was ziemlich blöd gewesen wäre, da ich ihn echt gerne habe. Die Verbindung zwischen uns ist erstaunlich, obwohl wir uns erst seit kurzem kennen. „Ich habe Kekse gebacken", antworte ich und werde rot. Hoffentlich bemerken Jenna und Edi nichts, da es sonst echt peinlich wird. Ich bin ehrlich gesagt nicht besonders scharf darauf von meinen besten Freunden über Harry ausgequetscht zu werden. Sie interpretieren in die kleinsten Geschehnisse mit dem anderen Geschlecht viel zu viel hinein als gut für sie ist. „Aha, Kekse gebacken also", sagt Jenna und runzelt die Stirn. Sie wendet ihren Kopf zu Edi, lächelt ihn zuckersüß an und fragt:" Glaubst du ihr das, Edi?" „Nein, nicht im geringsten, Jenna" Und in diesem Moment drehen sie ihre Köpfe zu mir und starren mich mit der gehobenen, linken Braue an. Whoa, es ist fast schon gruselig, wie ähnlich sich die beiden gerade sehen. „Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen, Erison. Und wir erwarten die ungeschminkte Wahrheit von dir. Also....", bearbeitet Edi und stützt sich auf seine Ellenbogen, sodass sein Kopf auf den Handflächen abgelegt ist. Ich seufze deprimiert auf. Manchmal hasse ich meine Unfähigkeit zu lügen. Manchmal wäre ich gerne nur ein bisschen so wie Jenna. Bissiger und...böser, aber da diese Worte meinem Gewissen offensichtlich fremd sind, bleibt mir nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen. „Oh Mann, ihr seid unausstehlich", murmle ich mehr zu mir selbst und wappne mich für die Qualen, die ich nach meiner Erzählung erleiden muss. „Wie jedes Jahr wollte ich mit Lola wieder Kekse backen, aber dann hat sie mir die Eier aus der Hand geworfen, sodass ich vorher nochmal in den Supermarkt musste. Dort habe ich durch Zufall Harry getroffen. Er ist der große Bruder eines guten Freundes von Leo und ich habe ihm von Lolas und meinem Vorhaben erzählt. Naja, im Endeffekt sind Leo und Harry zu uns gekommen, wo wir dann gemeinsam gebacken haben", erzähle ich ihnen, während ich mit meinen Fingern, die auf meinem Schoß platziert sind, spiele. „Aha. Das erklärt aber immer noch nicht, wieso du deswegen rot wirst", stellt Edi verwirrt fest. Jenna verdreht die Augen und schlägt unserem besten Freund auf den Oberarm. „Mann, du bist echt ein Honk, Edi. Ist doch klar, dass sie diesen mysteriösen Harry heiß findet", sagt sie und Edis Mund formt sich zu einem O. Anscheinend hat er verstanden, was bedeutet, dass mich jetzt nichts mehr von den unendlichen Fragen rettet. „Na dann erzähl mal: Wie sieht er aus? Wie alt ist er? Kennen wir ihn?", folgt eine Frage der nächsten. „Oh Gott, hab ich schon gesagt, dass ihr unausstehlich seid?", frage ich stöhnend und schiebe schmollend meine Unterlippe vor. Aber sie bleiben unbarmherzig. „Ja, ja aber jetzt erzähl schon. Edi und ich haben nicht den ganzen Tag Zeit" Argh...Augen zu und durch. „Ahm, also Harry ist ziemlich groß. Ganz gut gebaut. Er hat braune, kurze Haare und so total funkelnde grüne Augen. Außerdem hat er ein Tattoo. Eine Gitarre auf dem Unterarm", beschreibe ich den Bruder von Lolas bestem Freund. „Klingt schon mal ganz gut. Erzähl weiter, Kind", gibt Edi seinen Kommentar ab und ich funkle ihn böse an, weil er schon wieder an unseren enormen Größenunterschied anspielt. Edi ist aber auch echt verdammt riesig. „Okay, also er geht schon aufs College. Deswegen glaube ich kaum, dass ihr ihn kennt. Naja, vielleicht seine Mum, Sandy Gallahager, sie backt immer diese fantastischen Kekse" Aber die beiden schauen mich nur verwirrt an. Anscheinend wissen sie doch nicht, wer Sandy Gallahager ist. „Ist ja jetzt auch egal. Jedenfalls studiert er Medizin, aber sein eigentlicher Traum ist es, Fotograf zu werden. Oh! Und er kennt Christopher Poindexter- dieser Dichter von dem ich immer so schwärme. Cool nicht?" Eine Zeit lange schauen sie mich nur stumm an, bis die beiden gleichzeitig beginne, in schallendes Gelächter auszubrechen. Okay? Also ich verstehe nicht ganz, was daran so lustig ist und ich komme mir dezent verarscht vor. Ich versuche mich an einem unsicheren Lächeln und breche ihr Gelächter in dem ich sie frage, was denn los sei. „Ach Maddie, es ist nur so witzig. Du erzählst einmal was von einem Jungen und dann scheint das die männliche Version von dir zu sein. Das ist echt zu witzig", presst Edi mühsam hervor. Nein, also wenn ich ehrlich bin, verstehe ich den Witz daran einfach nicht. Genervt verdrehe ich die Augen, packe meine sieben Sachen zusammen und stehe auf. „Ach komm schon Madison, sei nicht beleidigt", ruft mir Jenna nach, aber ich lächle sie nur stumm an und verschwinde. Ich weiß, dass sie das nicht ernst meinen und mich bloß necken, aber es ist mir trotzdem unangenehm.
„Sicher, dass ich dich nicht mitnehmen soll?", fragt mich Jenna, als wir das Schulgebäude verlassen. Sofort strömt uns eisiger Wind entgegen. Über die Nacht ist es um einiges Kälter geworden und Lola wurde heute schon von Mum abgeholt. „Nein, danke. Nett von dir, aber die frische Luft wird mir gut tun und Bewegung schadet auch nicht", lehne ich dankend ab. „Du bist echt verrückt", lacht Jenna und schüttelt ungläubig den Kopf. Mit einer Umarmung verabschiede ich mich von meiner besten Freundin. Edi hatte heute unfairerweise früher aus und hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt, um mit Whitney essen zu fahren. Der kleine Charmeur. „Ahm, Maddie. Da ruft jemand nach dir", reißt mich Jenna noch aus den Gedanken und ich schaue mich erstaunt um. Oh mein Gott! „Harry?", flüstere ich ungläubig. Da steht doch tatsächlich Harry auf dem Parkplatz meiner Highschool neben seinem Auto und winkt wie ein Verrückter. „Das ist Harry?", zischt mir Jenna zu und pfeift anerkennend. „Du lässt aber auch nichts anbrennen, was? Viel Spaß noch mit deinem Loverboy" Ich starre sie mit aufgerissenen Augen an und bin versucht ihr zu erklären, dass Harry gewiss nicht mein „Loverboy" ist, aber ich lasse es schlussendlich lieber. Stattdessen entscheide ich, dass es das Beste wäre, jetzt zu Harry zu gehen.
„Hi, Maddie", begrüßt er mich und schließt mich zu einer festen und-so wie ich mir einrede- freundschaftlichen Umarmung in seine Arme. Mhmm, er riecht echt gut und ich kann seinen heißen Atem auf meiner Wange spüren. Leider lösen wir uns für meinen Geschmack viel zu schnell, sodass wir uns nun in die Augen schauen können
„Hi zurück. Was machst du denn hier?", möchte ich aus Neugierde wissen und ziehe fragend meine Augenbrauen hoch. Lächelnd kratzt er sich am Nacken und gesteht mir, dass er gerade nichts zu tun hatte und sich dachte, dass er mich doch von der Schule abholen könnte. „Ich hatte heute nicht so lange Kurs und Leo ist krank. Außerdem wollte ich mich nochmal für den schönen Nachmittag bedanken"
„Mir hat es auch Spaß gemacht" Wir verbringen die nächsten Sekunden, oder Minuten- mein Zeitgefühl ist praktisch nicht vorhanden- damit uns lediglich anzuschauen.
„Also, was ist jetzt? Steigen wir ein, denn hier draußen wird's schon ziemlich ungemütlich", schlägt Harry vor und hält mir galant die Autotür auf, als ich mich auf den Beifahrersitz fallen lasse. Komisch, aber in seiner Gegenwart ist mir die frische Luft und die nötige Bewegung auf einmal vollkommen egal.
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Under the Mistletoe
FanficAls ich die Tür schließen möchte, ruft Harry mich auf einmal zurück. "Ich hab etwas vergessen", sagt er und grinst mich verschmitzt an. Er nimmt seinen Fotoapparat, richtet die Linse auf mich und drückt auf den Auslöser, ehe ich mich versehe. "Wies...