18.Türchen
Es ist so weit. Heute ist der Tag des Dates von Harry und mir und ich habe mich an unser Versprechen gehalten. Ich vertraue ihm und habe mir deswegen kein Outfit überlegt, da er mir nicht sagt wohin wir gehen. Jenna hat mich für verrückt erklärt und mir immer wieder erklärt, wie wichtig das erste Date für eine aufkeimende Beziehung ist. Edi ist wiederum ähnlich gelassen wie Harry und begreift unsere Hysterie und den Unglauben nicht ganz. Um Jenna und mir zu entkommen, hat er sich mehr zu Whitney zurückgezogen, die aber kaum besser ist. Schließlich findet dieses Wochenende der Winterball statt und Whitney ist total nervös deswegen. Edi meint, dass sie die gesamte Woche schon kaum etwas isst, um keinen Blähbauch zu haben, und dass sie den heutigen Tag bis auf die letzte Minute perfekt durchgeplant hat. Da die Frauenwelt zurzeit laut Edi sich nicht gut mit ihm verträgt, hat er sich zu den Jungs aus dem Football-Team gesellt, die die einzigen Wesen seien, die ihn verstehen. Was auch immer. Aber nicht nur Edi und ich haben heute ein Date. Den Ball würde sich Jenna nämlich auf keinen Fall entgehen lasse, weswegen sie Michael als ihre Begleitung auserkoren hat. Obwohl Jenna und ich heute nirgendwo zusammen hingehen treffen wir trotzdem bei nach der Schule, um uns herzurichten. „Maddie ich will dir ja echt nicht die Laune verderben, aber was wirst du jetzt anziehen?", fragt mich meine beste Freundin als wir auf mein Haus zugehen. „Ich habe nicht den blassesten Schimmer", seufze ich frustriert auf und beiße mir nachdenklich auf die Lippe, während ich noch einmal gedanklich Harrys und meine Gespräche durchgehe in Hoffnung auf einen Hinweis. Nichts. Nada. „Aber irgendwas musst du ja anziehen", überlegt Jenna weiter und fängt dann leise an zu kichern. „Obwohl Harry sicher nicht stören würde, wenn nichts anziehen würdest" Augenblicklich schupse ich sie und funkle sie wütend an, während sich die altbekannte Röte in meinem Gesicht ausbreitet. „Jenna", zische ich mahnend und meine Stimme hebt sich am Ende schrill. „Was?", fragt sie lachend und muss sich an meiner Schulter anhalten, damit sie noch gehen kann. „So wie er dich immer mit seinen Lippen verschlingt, sollte man euch eigentlich vom Schulgelände verbannen. Das ist ja pervers" Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich lachen oder beschämt sein soll. Sind Harry und ich wirklich so schlimm? Wäre mir nie aufgefallen. Okay, das liegt vielleicht daran, dass ich leicht von Harrys Lippen und der Kunst des Küssens, die er perfektioniert hat, abgelenkt bin. Mittlerweile stehen wir vor meinem Haus und ich krame aus meiner Tasche den Hausschlüssel. Während ich ihn verzweifelt suche, tippt mich Jenna immer wieder auf der Schulter an. „Oh mein Gott. Schau dir das an, Maddie!", ruft Jenna aufgeregt und hüpft vor Ekstase wie ein Flummi auf und ab. Leicht genervt schaue ich auf und lasse den gerade gefundenen Schlüssel beinahe vor Schreck fallen. Auf der Türklinke hängt eine gigantische Tüte, welche nebenbei bemerkt sehr nobel aussieht, mit meinem Namen drauf. Auf den Henkeln hängt eine kleine Karte in der in Harrys krakeliger Handschrift geschrieben steht:
HALLO MADISON!
DEIN VERTRAUEN IN MICH HAT SICH BEWÄHRT. HIER IST DEIN OUTFIT FÜR HEUTE. ICH HOFFE, ES GEFÄLLT DIR –HARRRY
P.S: ICH FREUE MICH SCHON SOOOO DICH DARIN ZU SEHEN, BEAUTIFUL ;)
Jenna, die sich neben mich gestellt und mitgelesen hat, kreischt auf. Eine Geste, die untypischer für meine beste Freundin nicht hätte sein können. Ich verschwende allerdings keine Zeit mich darüber zu wundern, sondern schließe mich ihr an und hüpfe jubelnd durch unseren Vorgarten. „Oh mein Gott, schau rein, schau rein, schau rein", ruft Jenna und zieht euphorisch an meinem Jackenärmel. „Ja, aber wir gehen zuerst rein, okay", beschließe ich und bemühe mich mit zitternden Fingern die Tür aufzusperren. Kaum sind wir drinnen, schlüpfen wir hastig aus unseren Schuhen und schmeißen unsere Sachen in das Vorzimmer. Mit der Tüte in der Hand sprinten Jenna und ich über die Stiegen in mein Zimmer, wo wir uns noch in den Winterjacken auf mein Bett werfen. „Und jetzt schau schon", drängt mich Jenna. Vorsichtig spähe ich in die Tüte und ziehe behutsam ein wunderschönes Kleid heraus. „Oh mein Gott", hauche ich und fahre andächtig über weichen, aufwendig verzierten Stoff. „Der Junge ist verrückt", lacht Jenna und starrt mit großen Augen auf das Kleid. Ja, das ist er tatsächlich. Das Kleid muss ein Vermögen gekostet haben und ich mag nicht, dass er so viel Geld für mich nur wegen eines Dates ausgibt. „Probiere es an" Ich nicke wie benommen, hole mir frische Unterwäsche aus einer Lade und verschwinde in meinem Badezimmer. Meine Haare muss ich nicht mehr waschen, da ich das zum Glück schon gestern Abend erledigt habe, weswegen ich ziemlich schnell fertig geduscht bin. Meine Beine rasiere ich sorgfältig und schmiere meinen Körper mit Bodylotion ein. Dann ist es soweit. Ich steige vorsichtig in das Kleid und es fühlt sich ungelogen so an, als ob ich mich auf Wolken befände. Der Stoff ist so weich und schmiegt sich perfekt an meine Haut. Ich schaue mich durch den Badezimmer- Spiegel an. Das Kleid hat lange Ärmeln aus weißer Spitze und einen runden, nicht allzu tiefen Ausschnitt. Bis zu meiner Hüfte liegt das Kleid eng an und betont meine Figur, aber dann fließt es in weiten Wellen bis zum Boden. Es verläuft außerdem zu einem hellen Grau mit Glitzersteinen, was es verspielt und silbern wirken lässt. Was dem Kleid einen sexy erwachsenen Touch gibt, ist der gewagte Rückenausschnitt. Es sieht fantastisch aus. Vorsichtig hebe ich es bei meinen Füßen, als ich das Bad verlasse, um nicht darauf zu treten. Jenna bemerkt mich vorerst gar nicht, da sie gerade damit beschäftigt ist eine Haarnadel in der kunstvollen Hochsteckfrisur zu befestigen. Nachdem das erledigt ist, mache ich auf mich aufmerksam, in dem ich mich kurz räuspere. Jennas Blick schnellt sofort zum Türrahmen und betrachtet mich mit offenem Mund. „Und wie findest du es?", frage ich sie, obwohl ich eigentlich schon weiß, dass sie es so wie ich liebt. „Wow, du- du siehst fantastisch aus. Es passt perfekt und oh mein Gott, ich liebe diesen Rückenausschnitt!", ruft sie aufgeregt und springt von meinem Schminksessel. Sie hüpft glücklich zu mir und lässt ihre Finger bedächtig über das Kleid fallen. „Harry hat sich echt selbst übertroffen", murmle ich und frage mich, wie ein Junge bloß so einen guten Geschmack haben kann. „Ihm werden die Augen aus dem Kopf fallen, wenn er dich sieht, Maddie", behauptet Jenna und zwinkert mir kichernd zu. Als nächstes verschwindet Jenna ins Bad, um in ihr Kleid zu schlüpfen, während ich meine blonden, langen Haare locke. Die vordersten Strähnen drehe ich zusammen und befestige sie an meinem Hinterkopf mit einer silberglitzernden Spange. Als Jenna das Bad verlässt staune ich nicht schlecht. Sie trägt ein dunkelrotes, enges langes Kleid ohne Ärmel, das an den Seiten bei ihrer Hüfte zwei Cut-outs hat und einen kleinen Beinschlitz. „Woah Jenna, wenn ich es nicht besser wissen würde, würde ich behaupten, dass du Michael heute abschleppen willst", kichere ich und stoße ihre Hüfte an. „Meinst du es ist zu viel?", fragt Jenna besorgt und schaut kritisch an sich herunter. „Nein, nein! Du siehst unglaublich schön aus. Wirklich, Jenna. Michael kann sich verdammt glücklich schätzen", beruhige ich sie hektisch und lächle sie warm an. Meine beste Freundin stößt ein erleichtertes Seufzen aus und antwortet, dass wir uns jetzt am besten schminken sollten. Jede von uns schminkt sich Smokey-Eyes, aber während Jenna einen, auf das Kleid abgestimmte Lippenstift in Rot aufträgt, entscheide ich mich für einen dezenteren nudefarbenen. Nach gefühlten Stunden sind Jenna und ich endlich fertig damit uns auf zu hübschen und warten nun nervös auf unser Date. Michael ist gerade gekommen und hat Jenna mit einem grauen Smoking abgeholt. So unauffällig wie möglich habe ich es geschafft irgendwie ein Foto von den beiden zu schießen. Sie sehen auch verdammt süß aus und irgendwann wird sie mir dankbar sein. Als ich gerade meinen Lippenstift nachgezogen habe, ertönt auf einmal die Klingel, was bedeutet, dass Harry da ist.
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Under the Mistletoe
FanfictionAls ich die Tür schließen möchte, ruft Harry mich auf einmal zurück. "Ich hab etwas vergessen", sagt er und grinst mich verschmitzt an. Er nimmt seinen Fotoapparat, richtet die Linse auf mich und drückt auf den Auslöser, ehe ich mich versehe. "Wies...