11.Türchen
Aufgeregt schaue ich in den Himmel und tatsächlich rieseln wunderschöne, dicke Schneeflocken auf die Erde hinab. Es ist jedes Jahr beinahe schon peinlich, wie ich mich über den Schnee freue. Aber es gibt doch nichts Schöneres als weiße Weihnachten und diesem Wunsch kommen wir nun ein kleines Stück näher. Irgendwann schaffe ich es meinen Blick von den Flocken zu nehmen und schaue zu Harry. Er lächelt mich leicht belustigt an und leicht erschrocken stelle ich fest, dass wir immer noch so nahe beieinander stehen. Und da wird mir schlagartig bewusst: Wenn es nicht angefangen hätte zu schneien, hätten Harry und ich uns mit einer ziemlich hohen Wahrscheinlichkeit geküsst. Allein dieser Gedanke bring mich zum Schmunzeln, da ich mich seit Harry in mein Leben getreten ist, sehr verändert habe. Zum Positiven wie ich finde. In Harrys dichten, dunklen Wimpern haben sich einige Schneeflocken verfangen und seine Nase ist vor Kälte ganz rot geworden. Guter Gott, sieht er gerade süß aus! Just in diesem Moment nimmt er erneut meine Hand und wirbelt mich ausgelassen herum, während er „Let it snow" anstimmt. So fahren Harry und ich sicher noch eine länger als eine halbe Stunde herum, in der wir Lieder aus „Frozen" singen und dabei wie die Figuren übers Eis wirbeln. Also eins muss ich schon sagen: Harry würde eine fantastische Elsa abgeben. Besonders seine Interpretation von Let it go war äußerst überzeugend. Mit der Zeit wird uns aber leider ziemlich kalt und wir beschließen, dass es das Beste wäre zu fahren, da weder Harry noch ich, krank werden wollen.
„Das war echt ein schöner Nachmittag, Harry, und danke dafür, dass du mir zwei so wundervolle Orte gezeigt hast", bedanke ich mich. Wir stehen mittlerweile vor meinem Haus, aber zum Verabschieden bin ich noch sitzen geblieben. „Ach keine Ursache. Ich muss mich eher für so eine tolle Gesellschaft bedanken. Ohne dich wäre der Tag echt totlangweilig gewesen", erwidert er und lächelt mich warm an. Nachdem wir uns schon einige minutenlang angeschaut haben, denke ich, dass es ein guter Zeitpunkt wäre auszusteigen, da es sonst echt seltsam wird. „Okay, na dann, werde ich mal gehen", sage ich und will mich schon zur Tür wenden, als Harry mich an meinem Handgelenk zurückhält und mich in eine feste Umarmung schließt. Ich atme zufrieden seinen umwerfenden Duft ein spüre wie immer seinen heißen Atem an meiner Haut. Auf einmal spüre ich wie er mir seine kalten, weichen Lippen erneut auf die Wange drückt, wo sie etwas länger verweilen, als es für einen normalen Wangenkuss üblich ist. Sofort beginnt wieder meine Haut an der Stelle, wo er mich berührt zu kribbeln. Dieses Kribbeln breitet sich in rasender Geschwindigkeit in meinem gesamten Körper aus, bis es sich so anfühlt, als ob eine Ameisenherde Samba tanzen würde. Langsam löst sich Harry von mir und grinst mich schelmisch an, während er sich durch die verwuschelten, braunen Locken fährt. Seine Grübchen kommen bestens zu Geltung und sein Blick wandert meinen Körper hinauf und wieder hinab. Oh Gott, Harry weiß definitiv wie er Mädchen dazu bringt hin und weg von ihm zu sein. „Ahm ja also dann, tschüss Harry", stammle ich immer noch leicht durch den Wind und packe meine Sachen schnell, sodass ich aus dem Auto steigen kann. „Auf Wiedersehen, Madison", ruft er mir mit seiner typischen, rauen, tiefen Stimme zu und ich frage mich, wie er es schafft selbst eine so simple Verabschiedung so unfassbar sexy klingen zu lassen. Kopfschüttelnd laufe ich zum Haus als Harry mit aufheulendem Motor davon braust. Ich kann nicht anders als in Gelächter auszubrechen. Dieser Angeber.
„Oh Mann, Jenna, ich hab's dir doch schon gefühlte tausendmal am Telefon erzählt. Harry und ich haben uns nicht seit diesem Nachmittag gesehen, was ziemlich sicher daran liegt, dass ich dich letzten Tage krank war", erkläre ich meiner besten Freundin genervt, während ich hinter der Bühne vom Adventmarkt stehe und die einzige Zeit vor dem ersten Auftritt unseres Chors damit vergeude Jenna mal wieder das gleiche per Handy zu sagen. Es grenzt an ein Wunder, dass Mum mich überhaupt zum Auftritt gehen lässt, nachdem ich die letzten Tage mit Fieber, Schnupfen, Halsweh und Husten im Bett verbracht habe. Scheint so, als hätten Harry und ich bei unserem kleinen Ausflug doch ein wenig übertrieben. So eine Erkältung nehme ich aber gerne in Kauf, wenn ich dafür einen so schönen Nachmittag erleben darf. Meine Krankheit hat auch dazu geführt, dass ich ihn seit jenem Tag nicht mehr zu Gesicht bekommen habe, was aber nicht bedeutet, dass er auch aus meinen Gedanken verschwunden ist. Nein, im Gegenteil: Dadurch, dass ich so gut wie nichts machen konnte, hatte ich umso mehr Zeit jeden einzelnen Moment bis ins kleinste Detail zu analysieren. Keine besonders gute Idee. Heute darf ich mein Kopf allerdings nicht voll von Harry sein, da ich mich jetzt auf den Auftritt konzentrieren muss. Ein Blick auf den Markt hat mir verraten, dass heute sehr viel los ist, weswegen der Druck es perfekt zu meistern enorm steigt. Zudem hoffe ich, dass meine Stimme da auch so mitspielt wie ich es mir vorstelle.
„Madison? Kommst du? Es geht los", ruft mich Skylar, eine Chorsängerin herbei. Ich nicke zur Bestätigung und setzte mich in Bewegung. Jenna sage ich, dass es jetzt los gehe und lege auf. Da ich den Chor gewissermaßen leite, ist es meine Aufgabe als erstes die Bühne zu betreten. Die Menschen, die sich vor die Bühne gestellt haben, jubeln fröhlich und klatschen begeistert in die Hände, als wir die Treppen hinauf steigen. Sobald alle ihren Platz eingenommen haben, gebe ich das Zeichen zum Start. Angekündigt wurden wir von dem Bürgermeister der Stadt. Die Show verlief bis jetzt reibungslos. Da ich die meiste Zeit nur dirigiere, hat meine Stimme noch keine Probleme gemacht, aber bei dem letzten Lied übernimmt jemand anderes meine Rolle als Dirigent, da ich stattdessen die Solostimme übernehmen muss. Der Chor begleitet mich. Am Anfang schließe ich meine Augen, um mich ganz auf meine Stimme zu konzentrieren, aber dann werde ich sicherer und beim Refrain blicke ich in das Publikum. Fast versinge ich mich vor Schreck, als ich auf einmal einen bekannten Lockenkopf erspähe, der mir eifrig zuwinkt. Ein altbekanntes Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht und ich winke vorsichtig zurück.
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Under the Mistletoe
FanficAls ich die Tür schließen möchte, ruft Harry mich auf einmal zurück. "Ich hab etwas vergessen", sagt er und grinst mich verschmitzt an. Er nimmt seinen Fotoapparat, richtet die Linse auf mich und drückt auf den Auslöser, ehe ich mich versehe. "Wies...