Lola und Leo fangen ungehalten an zu kichern und auch Harry scheint es sehr schwer zu fallen ein Grinsen zu unterdrücken. Sehr erfreut? Wie zur Hölle komme ich denn bitte auf diese dämliche Idee so förmlich mit ihm umzugehen, als wäre er eine wichtige, erwachsene Person? Von der Scham erfüllt, lasse ich schnell seine Hand los, als hätte ich mich verbrannt und fokussiere meinen Blick auf meine Schuhe. Ich spüre schon förmlich, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Dass mir das aber auch immer passieren muss, wenn mir etwas unangenehm ist! Die Situation ist mehr als absurd, wehalb ich beschließe, dass es das Beste wäre, jetzt zu gehen. „Lola, wir gehen jetzt. Mum wartet sicher schon mit dem Essen auf uns. Also verabschiede dich noch schnell von deinem Freund, damit wir möglichst schnell ins Warme kommen", bitte ich meine Schwester, die mir als Antwort nur ein genervtes Stöhnen gibt, um mir zu zeigen, dass sie von meinem Vorschlag nicht besonders begeistert ist.
„Du, Leo, wir müssen jetzt gehen, weil Mummy schon mit dem Essen auf uns wartet", erklärt meine Schwester ihrem Freund. Komisch eigentlich, ich kenne alle von Lolas Freunden, aber sie hat diesen Jungen noch nie auch nur mit einem Wort erwähnt. „Aber ich würde eigentlich viel lieber mit zu dir, weil ich dann sicher nicht im Winter nach Hause gehen müsste, obwohl mir voll kalt ist. Meine doofe Schwester will nämlich immer, dass wir zu Fuß gehen, weil das besser für die Umwelt ist, sagt sie. Aber weißt du was, die Umwelt ist mir eigentlich Schnuppe und trotzdem muss ich machen, was sie blöde Pute sagt", plappert Lola munter drauf los. Leo sieht sie schockiert mit großen Augen an, während er versucht einen Popel aus seiner Nase zu fischen. Meiner Schwester werfe ich einen tödlichen Blick zu, der sie hoffentlich zum Schweigen bringt. Aber sie fängt nur an zu Grinsen und streckt mir die Zunge raus. Wow, so viel Respekt habe ich als große Schwester von einer 5-Jährigen. Auf einmal fängt Leo an aufgeregt in die Hände zu klatschen und wie ein Flummi auf und ab zu hüpfen, als wäre ihm gerade die Idee des Jahres gekommen. „Ihr könnt ja mit uns fahren. Harry ist die Unwelt nämlich genauso egal, wie dir und hat ein Auto", verkündet er stolz. Oh nein, auf keinen Fall steige ich in dieses Auto nach dem peinlichen Vorfall von vorhin. Verzweifelt suche ich nach einer Ausrede. „Ahm, also ich glaube nicht, dass Harry das recht ist. Außerdem tut Lola und mir die frische Luft und die Bewegung gut. Sie übertreibt nur", argumentiere ich und kann mir nicht verkneifen „Und es heißt Umwelt" hinterher zu schieben. Blöderweise habe ich die Rechnung ohne Harry gemacht, der die glorreiche Idee hat, sich auch noch einzumischen. „Also ich führe euch gerne nach Hause. Bei dem Wetter lasse ich doch zwei so hübsche Damen nicht draußen stehen", scherzt er und kneift meiner Schwester spielerisch in die Wange, weswegen diese anfängt zu kichern. Offensichtlich hat er Lola schon um den Finger gewickelt und sein Charme lässt auch mich nicht ganz kalt, denn ich spüre, dass ich SCHON WIEDER rot werde. Mittlerweile weiß ich, dass ich verloren habe, denn meine Schwester und Leo hüpfen Händchenhaltend los zu Harrys Auto und kreischen dabei lachend. Seufzend setzte auch ich mich in Bewegung und versuche verzweifelt die Farbe aus meinem Gesicht verschwinden zu lassen. Gar nicht so leicht, wenn man bedenkt, dass Harry genau neben mir geht und hin und wieder seinen Blick zu mir gleiten lässt. Auf einmal spüre ich, wie er mich sanft anstupst und mich neckisch angrinst. Verdammt, er hat die Röte bemerkt. Augenblicklich beschleunige ich meine Schritte und hole bald die zwei Energiebündel ein. Vor einem schwarzen Audi bleiben wir stehen, der ziemlich teuer aussieht und lassen uns in die weichen Sitze fallen. Leo und Lola sitzen natürlich hinten, weswegen ich mich auf den Beifahrersitz niederlasse. „So, ich drehe jetzt gleich die Heizung an, sonst friert uns ja der Hintern ab", verlautbart Harry und startet den Motor. Da die beiden Kinder gedrängt haben, Musik zu hören hat Harry das Radio angemacht. Allerdings habe ich den Verdacht, dass sie der Musik kaum Beachtung schenken, da sie sich die ganze Zeit lautstark unterhalten. Ich starre die ganze Zeit stur aus dem Fenster und überlege verzweifelt worüber ich mit einem Fremden reden könnte. „Reiß dich zusammen. Normalerweise fällt dir das doch auch immer so leicht", denke ich und fange an nervös mit meinen Fingern zu spielen. Eine Angewohnheit, die ich schon seit dem frühen Kindesalter pflege. Harry scheint meine Nervosität und mein Unbehagen regelrecht zu spüren, denn er stößt meine Fingerspitzen ganz leicht an, um so meine Aufmerksamkeit zu erregen. Vorsichtig drehe ich mich zu ihm und blicke in sein lächelndes Gesicht. „Du musst keine Angst haben oder so. Ich bin nicht so schlimm, wie du vielleicht denkst und du musst auch nicht krampfhaft nach einem Gesprächsthema suchen. Außerdem bin ich sowieso kein Fan von Smalltalk" Ich bin ein bisschen beleidigt, dass man mir meine Gedanken und Gefühle so leicht ablesen kann, aber gleichzeitig ist seine Direktheit auch erfrischend und er hat Recht. Wieso mache ich mich denn so fertig? Er ist doch nur der Bruder eines Freundes meiner Schwester, der so nett ist und uns nach Hause führt. Nach dieser Fahrt werden wir uns vermutlich nie wieder sehen. Immerhin habe ich ihn vorher auch noch nie bemerkt. Deshalb frage ich:" Holst du deinen Bruder oft von der Schule ab, da ich dich hier noch nie gesehen habe?" „Nein, normalerweise macht das immer meine Mum, Sandy , keine Ahnung ob du sie kennst, aber ist krank und Dad muss noch arbeiten, also bin ich für sie eingesprungen", antwortet er. Mein Kopf rattert auf Hochtouren, als ich nach einem Bild für diese Sandy suche, da mir der Name sehr bekannt vorkommt. Ich glaube, Mum hat sie mal im Kontext zu der Grundschule erwähnt. Da fällt es mir auf einmal wieder ein! Sandy Gallahager! Sie geht manchmal in unsere Kirche und hilft oft bei den Spendenaktionen mit. Außerdem weiß ich von dem letzten Weihnachtsmarkt, dass ihre Plätzchen köstlich schmecken. Einige Male habe ich schon mit ihr gesprochen und auf mich macht sie einen sehr netten, herzlichen Eindruck. „Ja, ich kenne deine Mum! Sandy Gallahager, nicht wahr? Ihre Weihnachtskekse sind vorzüglich" Harry muss lachen und nickt. „Ja das stimmt. Ihre Kekse sind die besten. Blöd nur, dass weder Leo, noch ich ihr Backtalent geerbt haben" Ich grinse wegen seinen Worten und schaue aus dem Fenster. Huch, wir biegen jetzt schon in unsere Gasse ein und nähern uns dem cremefarbenen Einfamilienhaus der Erisons. „Das hier ist es", sage ich und Harry bringt den Wagen zum Stoppen. Leo und Lola verabschieden sich schon überschwänglich, als ob sie sich nicht schon morgen wiedersehen würden und ich drehe mich auf meinem Sitz zu Harry. „Danke, dass du uns mitgenommen hast. Das war sehr nett von dir, sonst hätte ich mir den ganzen Weg über Lolas Gejammer anhören müssen. Ich bin dir was schuldig", scherze ich halb. Dieser schüttelt nur unwillig den Kopf und beteuert, dass er das gerne gemacht hat. Lola und ich öffnen die Türen und steigen hinaus in die Kälte. Meine kleine Schwester rennt schon zum Haus und schreit mir nach, dass ich mich beeilen soll, da ich immer noch vor der offenen Autotür stehe. „Na dann, war nett dich kennengelernt zu haben. Vielleicht sieht man sich ja wieder", verabschiede ich mich von Harry, der mich verschmitzt angrinst. „Bestimmt" Er schlägt die Tür zu und braust davon. Mit einem idiotischen Grinsen im Gesicht stehe ich am Bürgersteig und sehe dem immer kleiner werdenden Auto nach.
![](https://img.wattpad.com/cover/91095769-288-k795667.jpg)
DU LIEST GERADE
Under the Mistletoe
FanficAls ich die Tür schließen möchte, ruft Harry mich auf einmal zurück. "Ich hab etwas vergessen", sagt er und grinst mich verschmitzt an. Er nimmt seinen Fotoapparat, richtet die Linse auf mich und drückt auf den Auslöser, ehe ich mich versehe. "Wies...