Ein paar Stunden Ruhe

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„Tut mir leid, wir haben nur noch Ein-Bett-Zimmer frei."

Sam hätte nicht gedacht, dass es ihn mal so sehr freuen würde, diesen Satz zu hören. Ein kurzer Seitenblick nach links zeigte ihm, dass es Luzifer ähnlich ging. Zumindest trug er ein zufriedenes Grinsen zu Schau. Rechts von ihm zog Dean eine düstere Miene. Nur Cas hatte seinen typischen stoischen Blick aufgesetzt.

„Okay", sagte Dean schließlich. „Dann zwei Einzelzimmer."

Der Blick der Frau an der Rezeption huschte von Sam zu Dean zu Cas, und Sam war froh, dass sie zumindest Luzifer nicht sehen konnte. „Zwei?"

„Ich schlafe nicht", sagte Cas.

Links von Sam schüttelte Luzifer den Kopf. „Ich würde ihn fast bewundern, wenn er es bewusst darauf anlegen würde, Menschen auf diese Art zu verunsichern."

„Hier", ergänzte Dean schnell. „Er schläft nicht hier."

„Ach so." Die Rezeptionsdame lächelte unsicher und gab eilig zwei Schlüssel heraus, nun offensichtlich darauf bedacht, sie möglichst schnell loszuwerden.

Kaum waren sie außer Hörweite der Rezeption, warf Dean Sam einen der Schlüssel zu. „Die Zimmer liegen nebeneinander. Cas kann in der Nacht bei dir Wache halten."

„Warum bei mir?", protestierte Sam. So viel zu der Hoffnung, mal ein bisschen Privatsphäre zu haben.

Dean zog eine Grimasse. „Du weißt, warum."

„Luzifer", ergänzte Cas unnötigerweise.

Luzifer ballte die Hände zu Fäusten, öffnete sie, schloss sie wieder. „Ich bin langsam am Ende meiner Geduld mit den beiden. Was mache ich denn, hm?"

Sam fielen auf Anhieb ein paar Dinge ein, die der gefallene Engel tat, die Dean sicher nicht gutheißen würde. Sobald sie sich von Dean und Cas trennten, um an einem Fall zu arbeiten, war Luzifer derjenige, der Sam hinter irgendeine Hausecke zog, um jeden Zentimeter, den er erreichen konnte, mit Küssen zu bedecken, während Sam die Finger durch seine Schwingen gleiten ließ.

Allein der Gedanke daran schickte ein Kribbeln in Sams Lendengegend, und er schob ihn eilig beiseite.

„Du kannst schlecht erwarten, dass sie dir vertrauen", murmelte er stattdessen, „nur weil du nach ein paar Wochen immer noch nicht versucht hast, die Apokalypse neu zu starten."

„Oh", spottete Dean, „haben wir Lucys Gefühle verletzt?"

Sam war froh, dass sein Bruder den mörderischen Blick nicht sehen konnte, den der gefallene Engel ihm daraufhin zuwarf.

Er seufzte. „Hör zu, Dean. Ich brauche keine ständige Aufsicht. Ich komme mit Luzifer klar."

Deans skeptischer Blick schmerzte. Natürlich konnte niemand erwarten, dass er Luzifer vertraute, aber darum ging es auch nicht. Nicht tatsächlich. Luzifer saß im Käfig, manifestierte sich nur als Halluzination in Sams Kopf. Er konnte keinen Schaden anrichten. Außer wenn es ihm gelang, Sam davon zu überzeugen, etwas Dummes zu tun. Und damit ging es darum, ob Dean Sams Urteil vertraute.

Was er nicht tat.

Wie immer, wenn es hart auf hart kam.

Und das tat weh.

„Sag Castiel, ich will mit ihm reden." Luzifers Miene wirkte immer noch so, als hätte er am liebsten mit den Fingern geschnippt, um Dean in einer blutigen Wolke explodieren zu lassen.

„Cas, keine Ahnung, was Luzifer will, aber ..."

Der Engel nickte und legte zwei Finger an Sams Stirn. Sofort ging sein Blick zu der Stelle, wo Luzifer an der Wand lehnte und nun sehr bemüht versuchte gelassen zu wirken.

Speak of the DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt