Glaubst du mir?

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Sorry, dass das so lange gedauert hat, und ... ähm ... verspätete fröhliche Weihnachten?

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Sam hielt fünf Tage durch. Er vergrub sich in Arbeit, wälzte jeden einzelnen Polizeibericht über die Werwolfangriffe, und stöberte im Internet nach weiteren Hinweisen. Trotzdem waren sie dem verdammten Vieh noch kein Stück näher. Und die Leere in seinem Inneren, wo die Verbindung zu Luzifer sein sollte, zehrte mit jedem Tag mehr an ihm. Schließlich, als er eine weitere Nacht in die Dunkelheit starrte, ohne dass der Schlaf auch nur ansatzweise kommen wollte, hielt er es nicht mehr aus. Ein kurzes Gebet konnte nicht schaden, oder?

„Luzifer", murmelte er. „Ich hoffe, du benimmst dich. Wenn Dean sich Ende der Woche weigert, dich zurückzugeben, bringe ich dich um."

Okay, das war vielleicht nicht das beste Gebet aller Zeiten, aber der Teufel hatte in dieser Hinsicht vielleicht auch nicht so hohe Ansprüche.

Sam konnte nicht sagen, wie lange er brauchte, um einzuschlafen, aber als er die Augen wieder öffnete, wusste er, dass er träumte, auch wenn er sich scheinbar noch immer in seinem Motelzimmer befand.

Das Gewicht eines Körpers neben ihm drückte die Matratze nach unten. Langsam drehte Sam sich um, blickte in Luzifers blaue Augen. „Hast du mich vermisst?"

„Was zur Hölle?"

Der Erzengel grinste. „Offensichtlich kann ich dich auch vom Käfig aus noch in deinen Träumen besuchen. Niemand hat sich je bemüht, das alte Teil wieder ordentlich zu versiegeln, weißt du?"

Sam war sich ziemlich sicher, dass das keine gute Nachricht war. Alles in ihm drängte danach, näher an Luzifer heranzurücken, aber er setzte sich einfach auf, versuchte ein bisschen Abstand zu wahren. „Das wird nicht helfen, um Deans Misstrauen zu zerstreuen ..."

Luzifer zwinkerte ihm zu. „Du musst es ihm nicht sagen."

„Vielleicht hat er recht."

Der Erzengel schnaubte. „Vielleicht sollte ich nach Ablauf der Woche doch einfach in Castiels Kopf einziehen."

Sam erstarrte. „Was?"

„Zumindest so lange, bis du entschieden hast, ob du mir und deinem eigenen Urteil nun vertrauen möchtest oder nicht."

Nun wurde auch Sam wütend. „Luzifer, du hast kein Recht ..."

Der Erzengel hob eine Hand, und der Rest der Worte blieb Sam im Hals stecken.

„Ich habe jedes Recht, dir nicht dabei zusehen zu wollen, wie du wegen vergangener Fehler in Selbstmitleid versinkst. Ich kann mir wirklich spaßigere Dinge vorstellen."

„Ich ..."

Wieder schnitt Luzifer ihm das Wort ab. „Glaubst du, dass ich dich anlüge?"

Nach einem Moment schüttelte Sam den Kopf. „Nein."

Luzifer nickte zufrieden. „Dann hör mir zu. Mein Vater wollte, dass ich die Menschen mehr liebe als ihn. Das war mein Vergehen. Ich konnte es nicht. Aber inzwischen gibt es einen Menschen, den ich vielleicht lieben kann. Und ich versuche deine Wünsche zu respektieren. Ich will dir nicht wehtun. Und wenn das bedeutet, dass ich ertragen muss, dass Vaters Schöpfung voll mit zweibeinigem Ungeziefer ist, dann soll es so sein." Er beugte sich zu Sam hinüber, sein Gesicht nur noch Zentimeter entfernt. „Glaubst du mir das?"

Für einen Moment starrte Sam ihn einfach nur sprachlos an. Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder, öffnete ihn wieder. „Hast du gerade ..." Hatte der Teufel persönlich ihm gerade seine Liebe gestanden? Mehr oder weniger?

Ein tiefes Grollen drang aus Luzifers Kehle. „Ich werde mich nicht wiederholen. Glaubst du mir?"

Nach einem Moment nickte Sam. Er war sich nicht sicher, ob er derzeit in der Lage war, Worte zu formen, musste sich mehrmals räuspern, bevor er schließlich seine Stimme wiederfand. „Ich bin mir allerdings nicht sicher, was ich davon halten soll. Und ob ich ..." Er ließ den Satz unvollendet.

Luzifer hob die Schultern. „Ich habe dir schon mal gesagt, ich nehme, was ich kriegen kann." Dann lehnte er sich noch weiter vor, bis sein Atem über Sams Wange strich, seine Lippen dicht an Sams Ohr. „An deine Gebete zum Beispiel könnte ich mich gewöhnen."

Dann war er fort.

Als Sam aufwachte, schmerzte die leere Stelle in seiner Brust mehr als zuvor.

Speak of the DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt