Vereint

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Sorry, dass das so lange gedauert hat. Das war nicht geplant. Eigentlich sollte dieses Kapitel ein bisschen länger werden, aber bevor ich jetzt noch ein paar Wochen lang nichts poste, hier etwas, das als Ende funktionieren sollte.

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„Du wirst eine Hülle brauchen." Sie saßen immer noch im Impala, immer noch in Deans Traum. Luzifer vorne auf dem Beifahrersitz, Dean auf der Rückbank. Sie führten eines dieser knappen Gespräche, die Dean sonst nur vom Austausch mit seinem Vater kannte, kurz vor einer Jagd. Keine unnötigen Worte, keine Emotionen. Armee-Stil. In gewisser Weise waren sie wohl beide Soldaten.

„Ich bin sicher, Castiel kann Nicks Überreste finden."

„Nick ist das letzte Mal schon fast zerfallen."

„Wenn mein kleiner Bruder und ich ihn beide hin und wieder heilen, sollte er etwas länger halten."

„Brauchst du dann nicht wieder sein Einverständnis?"

„Er hat die letzten Jahre in der Hölle verbracht, ich bin sicher, er sagt zu allem Ja, was ich vorschlage."

Dean nahm die Information einfach nur mit einem Nicken zur Kenntnis. Sammy, darauf musste er sich jetzt konzentrieren. Alles andere konnte warten. Allerdings ... „Kannst du seine Seele in den Himmel schicken?"

„Hm ... vielleicht ... Wie ist der Status im Himmel?"

„Scheiße, soweit ich weiß."

Luzifer lachte. „Weißt du, in gewisser Weise habt ihr mehr Schaden angerichtet, als ich es je gekonnt hätte."

Darüber wollte Dean nicht einmal nachdenken. Vielleicht hatte Luzifer recht, vielleicht auch nicht. Sie hatten ihre Entscheidung getroffen, hatten versucht etwas besser zu machen. Jetzt mussten sie damit leben, so scheiße das auch war. „Also, kannst du's oder kannst du's nicht?"

„Höchstwahrscheinlich. Ich kann es versuchen."

Zu seiner Überraschung stellte Dean fest, dass ihm das reichte. Luzifer würde sein Bestes versuchen, da war Dean sicher seit der Zeit, die der Teufel in seinem Kopf verbracht hatte.

„Okay ... Was ist mit Michael? Immer noch darauf versessen, nach Daddys Skript zu spielen?"

Luzifer nickte. „Ich sorge dafür, dass er drin bleibt. Halte dich einfach bereit, die Tür schnell wieder zuzuschlagen, sobald ich draußen bin."

„Und Adam?"

Luzifer's Lächeln war alles andere als freundlich. „Von dem ist nicht mehr viel übrig."

Dean fluchte. Er hatte die Wahl gehabt, Sam oder Adam aus dem Käfig zu holen. Er hatte sich für den Bruder entschieden, den er kannte. Nun lag die Schuld wie ein schwerer Stein in seinem Magen. „Kannst du ihn mit rausbringen?"

„Sein Seele, ja."

„Dann schicken wir ihn eben auch in den Himmel." Alles war besser, als Adam dort unten schmoren zu lassen. „Und du bist wirklich bereit, Sams Befehle zu befolgen, sobald du draußen bist?"

Diesmal dauerte es eine Weile, bis Luzifer wieder nickte. „Wenn das nötig ist, damit ihr dieser Sache zustimmt."

„Ist es."

Der Teufel bleckte die Zähne zu einem freudlosen Grinsen. „Manchmal ist es fast schmeichelhaft, wie viel Angst ihr vor mir habt."

„Bilde dir nicht zu viel drauf ein."

„Also, haben wir einen Deal?"

„Deal." Dean zögerte einen Moment. „Bitte sag mir, dass du deine Deals nicht auch mit Küssen besiegelst."

Luzifer lachte. „Nicht mit dir."

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Sam lehnte an der Wand von Bobbys Panikraum und überlegte, ob es sich überhaupt lohnte, aufzustehen. Vielleicht war es das Beste, wenn er einfach hier sitzen blieb. So konnte er zumindest keinen Schaden anrichten.

Als die Tür aufgestoßen wurde, schaute er nur langsam auf. Dean stand im Eingang, und seltsamerweise lächelte er. Sonst war sein Standard-Gesichtsausdruck in letzter Zeit immer besorgt und grimmig.

„Na los, Sammy. Zeit, aufzubrechen."

Sam stemmte sich mühsam in die Höhe. Er machte einen Schritt auf die Tür zu. Dean trat ein wenig zurück, um ihm Platz zu machen – und Sam blieb abrupt stehen.

Hinter Dean stand Luzifer. Und das war vollkommen unmöglich. Außer es ging Sam deutlich schlechter, als er bisher vermutet hatte. Halluzinierte er diesmal ernsthaft?

„Dean ..."

Dean drehte sich kurz zu Luzifer um, dann wieder zu Sam. „Er ist echt. Keine Sorge, Sammy. Alles ist gut."

„Was ... was heißt, er ist echt? Was macht Luzifer außerhalb seines Käfigs?"

Der Erzengel schob die Hände in die Hosentaschen und schenkte Sam ein schiefes Grinsen. „Wow, du kommst ja schier um vor Wiedersehensfreude."

„Sorry, aber ... ich bin noch nicht sicher, ob wirklich alles gut ist."

Dean seufzte. „Keine neue Apokalypse. Ich schwör's. Komm raus, ich erkläre alles."

Langsam trat Sam aus dem Panikraum. Er fühlte sich zerschlagen und müde, und so sehr sich ein Teil von ihm auch freute, Luzifer wieder zu sehen, der Rest von ihm wartete nur darauf, dass irgendetwas Grauenhaftes geschah, die Apokalypse wieder begann, was auch immer.

Er nahm den Blick nicht von dem Erzengel. Als er über die Schwelle war, trat Luzifer seinerseits auf ihn zu, streckte die Hand aus. Langsam, als wäre Sam ein scheues Tier, das er nicht erschrecken wollte.

Sams Blick huschte zu Dean. Alte Gewohnheiten ließen sich schwer ablegen.

„Alles ist gut, Sammy."

Zwei von Luzifers Fingern berührten Sams Stirn. Sofort spürte er die kalte Macht des Erzengels, viel stärker als während seiner Halluzinationen. Sam schnappte nach Luft. Alle Erschöpfung wich aus seinen Gliedern. Der dumpfe Schmerz des Verlusts, diese Leere in seinem Inneren, ließ endlich nach.

Sam hätte vor Erleichterung beinahe aufgeschluchzt. Ein Schritt, und er stand direkt vor Luzifer. Der Erzengel legte die Arme um ihn, zog ihn so dicht an sich, wie nur möglich, und es war Sam scheißegal, dass sein Bruder zusah. Er vergrub das Gesicht in Luzifers blondem Haar, spürte das Vibrieren der Macht unter der scheinbar menschlichen Haut.

Im nächsten Moment zog ihn Luzifer das kleine Stück zu sich herunter, das Sam größer war als er, und presste seine Lippen auf Sams. Es war ein grober Kuss, wütend und besitzergreifend. Sam brauchte einen Moment, um sich von seiner Überraschung zu erholen, dann erwiderte er ihn ebenso. Alles andere konnte warten.

Dean räusperte sich. „Muss das sein? Ernsthaft, nehmt euch ein Zimmer, oder so was."

„Glaub mir", murmelte Luzifer. „Das ist das Nächste, was ich vorhabe."

Speak of the DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt