Angriff - Abrissarbeiten

91 9 0
                                    

1. Schritt: Abrissarbeiten

Die positive Haltung dem »Sich-Sorgen« gegenüber (Sorgen helfen, schützen, usw.), sprich - das erwähnte Gedankengebäude, muss als Erstes zerschlagen werden. Solange die Säulen diverse »Lügen« der »falschen Freunde« aufrechterhalten, ist es in der Tat sehr schwer, sich hier zu ändern. Ich werde mir große Mühe geben, deutliche Fakten als Abrisswerkzeuge anzuführen und gleichzeitig die heimtückische Vermischung von Wahrheit und Irrtum offenzulegen.

»Das bringt doch eh nichts! Der Typ ist ja nicht einmal ein Psychologe!«, leiten die »falschen Freunde« ihren Gegenangriff ein, bevor ich überhaupt richtig angefangen habe. Meine Antwort: »Ja, es ist wahr. Ich bin kein Psychologe. Aber ich habe gelernt - zumindest in einigen Bereichen - Eins und Eins zusammenzuzählen. Und das wird reichen, um euch das Maul zu stopfen!«

Es kann sein, dass deine »falschen Freunde« jetzt immer wieder dazwischen schießen. Mit ganz unterschiedlichen Dingen: Sei es meine mangelnde Qualifikation, sei es mein Schreibstil oder meine Rechtschreibung (die leider nicht so optimal ist), sei es etwas Persönliches - egal. Deine »falschen Freunde« werden mit allen Mitteln kämpfen, selbst mit widersprüchlichen Behauptungen. Allein das sollte zu denken geben!

Fangen wir an!

1. Säule: Sorgen helfen dir, deine Probleme zu lösen.

Sorgen helfen ... NICHT! Im Gegenteil! Bei einer Studie mit 7.000 Probanden wurde festgestellt, dass Menschen, die sich unnötige Sorgen über ihre Gesundheit machen, eine um 73% höhere Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Herzerkrankung haben, als Menschen ohne solche Ängste.

Ein »Sorger« hat zudem chronischen Stress und das hat schlimme Folgen: Herzerkrankungen (s. oben), Schwinden der Gehirnmasse, Abnahme des IQ, Krebs, vorzeitiges Altern - auch die Wahrscheinlichkeiten für nichtkörperliche Folgen nehmen zu: Burn-Out, Eheprobleme, zerrüttete Familien und natürlich Depressionen.

In der folgenden Abbildung siehst du eine Aufnahme der Gehirnaktivitäten zweier Menschen. Deutlich kann man erkennen, dass die Gehirnaktivität bei einem depressiven, gestressten Menschen eingeschränkt ist. Man fühlt sich nicht nur »neben der Spur«, man ist es auch. Man kann nicht klar denken!

Daher: Chronisch besorgte Menschen erkranken eher, können schlechter denken und sind entsprechend weniger in der Lage bestimmte Probleme zu lösen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Daher: Chronisch besorgte Menschen erkranken eher, können schlechter denken und sind entsprechend weniger in der Lage bestimmte Probleme zu lösen. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache!

Kommen wir zu einem heiklen Punkt. Ich will fair sein. Sorgen haben ihre Daseinsberechtigung! Ja, richtig gelesen! Ich verdamme Sorgen nicht grundsätzlich. Sorgen sind etwas zutiefst Menschliches - nicht nur bei eigenen Problemen. Mitmenschen, die uns am Herzen liegen, rufen bei uns ganz natürlich Sorgen hervor, wenn sie Probleme haben. Es ist unsere empathische Antwort auf »fremden Kummer«. Ich höre schon die »falschen Freunde« triumphieren: »Haben wir das nicht gesagt? Ja, wir sind im Recht! Wir haben gewonnen!«

Ich: »Halt, halt! Ich habe nicht gesagt, dass ihr Recht habt! Ich habe nur gesagt, dass es normal ist, sich zu sorgen.« Wenn man gerade die Arbeit verloren hat, durch eine Prüfung gefallen ist oder ein Freund einen schweren Autounfall hatte und man sich nicht sorgen würde... DAS wäre nicht normal! Aber der springende Punkt ist, was mache ich mit den Sorgen?

Die Sorgen zeigen nicht, was falsch läuft! Du hast Sorgen, weil du weißt (oder dir einredest bzw. vermutest), dass etwas falsch läuft.

Manchmal gibt es Gründe für Sorgen: Wenn du am Abend feststellst: »Oje, das Brot ist alle! Was sollen die Kinder morgen mit in die Schule nehmen? Die brauchen ihr Schulbrot!« - Dann wäre es ja irre, jetzt lange zu grübeln: »Wie konnte das geschehen? Wieso ist mir das nicht früher eingefallen? Wenn die Kinder kein Schulbrot haben, dann werden sie unterzuckern und nichts lernen! Vielleicht schreiben die auch einen Überraschungstest und versauen den! Dann wäre ich schuld, weil ich das Brot vergessen habe. Die Kinder glauben bestimmt, dass ich ein schlechtes Elternteil bin, weil ich mich nicht richtig um sie kümmere! Das wird die Beziehung zu ihnen eintrüben ...« Machen wir das? Natürlich nicht! (Ähm ... Wenn doch, dann brauchst du dringend Hilfe!) - Die natürliche Reaktion ist: »Okay - was nun? Schnell noch etwas besorgen? Brot selber backen? Oder haben wir noch was anderes im Haus, was ich ihnen in die Brotdose legen kann? Gibt es noch den Brötchenverkauf in der 1. großen Pause?«
Diese Überlegungen dauern nur wenige Augenblicke und dann --- jetzt kommt das Entscheidende --- folgt eine Entscheidung, ein Handeln. Umgekehrt formuliert: Sorgen, die nicht zu einer Entscheidung bzw. zu einer Handlung führen, sind unnütze Sorgen, nein, schlimmer: Es sind gefährliche Sorgen, die uns nur kaputtmachen. Es sind Sorgen, die an uns haften bleiben, bis äußere Umstände dafür sorgen, dass sie verschwinden oder sie sich erfüllen.

Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass das Sorgen um das Pausenbrot nicht wirklich das Problem gelöst hat. Für mich ist das Sorgen ein erster Impuls auf eine Situation, der mich aber schnell in Richtung »Problemlöse-Überlegungen« dirigiert. Also nochmal: Sorgen helfen an sich nicht! Wenn überhaupt, dann helfen Entscheidungen und Handlungen! Irgendwie kommt mir dazu der Spruch »Stop worrying - Start thinking!« in den Sinn, wobei das »Sich-Sorgen« ebenfalls eine Form des Nachdenkens ist - nur leider eine schlechte Form. Es ist manchmal gar nicht so leicht, die Grenze zwischen »worrying« und »thinking« zu ziehen. Die erste und natürlich auch sehr sinnvolle Reaktion auf Sorgen ist: Pläne schmieden! Was kann man tun, um das Problem zu lösen oder das mögliche Unglück abzuwehren. Einen Plan A und vielleicht auch einen Plan B zu haben, hilft wirklich gegen die Sorgen und deren negativen Begleiterscheinungen (negative Emotionen). Toll, oder? Also einfach lang genug grübeln und fertig? Es gibt zwei Probleme. Es gibt Sorgen, wo wir keinen Lösungen sehen und keine Pläne schmieden können. Und es gibt die Gefahr, dass das Grübeln uns so tief in die Sorgen hineintreibt, dass 10 weitere Sorgen sich auftun und zu jeder Sorge mindestens 10 Lösungswege gesucht werden... Dass wir uns im »Was-wäre-wenn«-Spiel verstricken und trotz vieler Pläne uns immer noch schlecht und besorgt fühlen. Wo sollte man die Grenze ziehen? Wann sollte man aufhören, sich auf jede Eventualität vorzubereiten? Wann kann man Sorgen auch einfach stehen lassen? Dieses Problem wird weiter unten erneut aufgegriffen!

Wie vorhin angemerkt, ist es natürlich, wenn man sich um Mitmenschen sorgt. Aber auch diese Sorgen machen nur Sinn, wenn sie uns dazu führen zu handeln: In dem man sich dem Mitmenschen zuwendet, ihm unsere Sorgen mitteilt oder ihn tröstet, Hilfe anbietet usw.

»Ha!«, giften die »falschen Freunde«, »Und was ist, wenn er deine Zuwendung nicht will? Oder du keinen ‚Zugang' zu ihm findest?« Ich: »Dann helfen die Sorgen auch nicht, sondern machen nur krank! Wenn wir nichts tun können, dann können wir auf das Beste hoffen! Und jetzt hört auf zu nerven, ihr falschen Ratgeber!«

Ein letzter Satz zur ersten Säule. Langes Grübeln ist nachweislich kein guter Weg, um mit Sorgen umzugehen. Da Grübeln eine typische Reaktion ist, wurde diese »Strategie« auch schon intensiver untersucht: Tatsächlich kommt es beim Grübeln eher zum Ausbau unserer Katastrophenszenarien (»was wäre, wenn?«), zum »Gedankenlesen« und »Wahrsagen« durch unsere »falschen Freunde«, usw.

In Wirklichkeit ist es mit unseren Problemen fast immer so: Entweder man kommt schnell auf eine Lösung oder (ohne Hilfe) gar nicht!

So verlockend die Suche nach Lösungswegen für unsere Probleme und Sorgen ist, es bleibt eine zweischneidige Angelegenheit. Das eigentliche Problem des typischen Sorgers ist, dass er sich unnötig viele Sorgen macht (zu denen er möglicherweise mit viel Aufwand mehrere Lösungswege sucht). Und zu den vielen unnötigen Sorgen kommen dann weitere Elemente, wie die übertriebene Angst vor Folgen und das übertriebene Bedürfnis nach Kontrolle und Sicherheit. Dieser Mix führt dann zu einer kräfteraubenden Suche nach Lösungswegen oder zur Verzweiflung. 

Deine falschen Freunde (Psychologie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt