Die fiesen Tricks der falschen Freunde (2)

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3. Negativ-Filter / Verneinung des Guten: Jegliche Beweise oder Argumente, die im Widerspruch zu deinen negativen Gedanken stehen, werden einfach abgelehnt oder zur Not "wegargumentiert":

»Ich bin so hässlich – meine Freunde sagen nur das Gegenteil, weil sie Mitleid mit mir haben.«

»Ich bin so dumm – dass das noch keinem aufgefallen ist, ist mehr Glück als Verstand.«

Gegenwehr:

Taktik benennen, Schwachpunkte bewusst machen: Es handelt sich hier um einen extremen Negativ-Filter. Nicht alles auf der Welt kann nur negativ sein.

Die Gegenwehr ist auf einer Seite einfach auf der anderen Seite unglaublich schwierig. Der einfache Teil ist, dass die negative Sicht oft unbegründet oder offenkundig falsch ist. Die »falschen Freunde« behaupten einfach: »Das ist so und so!« - Hakt man nach (denkt man etwas distanzierter darüber nach), stellt sich häufig heraus, dass die negative, pessimistische Sicht nicht plausibler als eine neutrale oder gar positive Sicht ist.

Der schwierige Teil ist, dass man oft nicht bewusst über die getroffene Einschätzung nachdenkt. Man schluckt die negative Sicht - ohne sie zu hinterfragen und macht einfach weiter. Manchmal ist es wichtig sich zu bremsen und zu fragen: »Ist es wirklich so?« - Besonders, weil wir die »falschen Freunde« schon so oft beim Lügen erwischt haben!

Wenn man da so »drinsteckt«, versagt unser Reflexionsvermögen. Noch schlimmer ist es, wenn die Annahme der negativen Sicht andere Sachverhalte scheinbar erklärt.

Ein Beispiel dazu: Eine junge Frau beendet eine schlechte Beziehung, in der ihr Partner sie nicht wirklich »zurückgeliebt« hat. Wenig später geht der Mann eine neue Beziehung ein. Die junge Frau bekommt eine schwere Krise: Sie ist unzufrieden mit ihrem Aussehen und zweifelt an sich selbst. Sie empfindet sich als zu dick und unattraktiv.

Ein Freund nach dem anderen beteuert, dass sie weder dick noch unattraktiv sei, sondern ganz das Gegenteil. Doch diese positiven Einschätzungen werden nicht angenommen. Eine Kollegin, die für ihre fragliche Beurteilung der Äußerlichkeiten von Menschen bekannt ist und selbst normalgewichtige Menschen, als zu fett bezeichnet, rät der jungen Frau eine Diät zu machen. Diese negative Beurteilung wird sofort akzeptiert, wohin gegen die Einschätzungen der Freunde nicht angenommen werden. Eine Reflexion über den Sachverhalt findet nicht statt. Natürlich wird »Wahrheit« nicht durch demokratische Mehrheitsentscheide gefunden. Und »Schönheit« ist ohnehin subjektiv. Aber der jungen Frau ist es (leider) auch sehr wichtig, ob andere sie als »schön« empfinden. Insofern ist die »Umfrage« in ihrem Umfeld verständlich. Dennoch ist es auf dem ersten Blick unlogisch, dass sie die übereinstimmende positive Sicht von mehreren Personen, der einen fraglichen Meinung, einer einzelnen Person, unterordnet. Selbst darauf hingewiesen versagt das Reflexionsvermögen. Der Grund ist die gescheiterte Beziehung: Ihr vermeintliches Übergewicht und ihre irrtümlich angenommene fehlende Attraktivität erklären die mangelnde Liebe des Exfreundes. Sie liefern eine einfache, logische Begründung dafür, warum die Beziehung zerbrochen ist und der Mann sich umgehend mit einer neuen attraktiven Frau liiert hat.

Sobald unser Geist eine (einfache) Erklärung für einen Sachverhalt gefunden hat, fällt es uns schwer andere Erklärungen zu finden oder solche zu akzeptieren. Dies geht wie in dem Beispiel so weit, dass zahlreiche andere positive Aussagen zu ihrem Äußeren verworfen werden, weil sie nicht im Einklang mit der im Hintergrund ablaufenden Erklärung der gescheiterten Beziehung stehen. Und umgekehrt fällt es der jungen Frau schwer, andere Faktoren, die zum Scheitern der Beziehung geführt haben, wirklich zu akzeptieren. Der Tunnelblick-Effekt. Dass z. B. ihr Exfreund einen dubiosen Charakter haben könnte, z. B. eine Frau nach der nächsten abschleppt, ist keine »günstige« Erklärung, weil sie diesen Mann ja schließlich geliebt hat. Selbst prekäre Details, wie etwa das Lästern über seine nun neue Freundin, werden nicht als Charakterschwäche erkannt. Zu ungern müsste sich die junge Frau eingestehen, dass ihr geliebter Exfreund nicht ganz so liebenswert ist, wie er ihr erscheint. Einen solchen Mann dennoch zu lieben, könnte zudem negativ auf sie selbst zurückwirken.

Das Annehmen der einen negativen Einschätzung (»Du solltest abnehmen - so bist du unattraktiv!«) und das Verwerfen der zahlreichen anderen positiven (»Du siehst gut aus und bist attraktiv!«) ist nicht unlogisch, sondern ganz das Gegenteil: Sie ist konform mit den »Hintergrundprozessen« (Erklärung: »Es hat mit ihm nicht geklappt, weil du nicht gut genug aussiehst!«). - Insgesamt also subjektiv »logisch« - objektiv leider falsch.

Solche Negativ-Filter, wie in dem Beispiel, haben einen Grund! Ohne diesen zu erkennen und ohne sich von der Situation distanzieren zu können, fällt es schwer den Filter zu erkennen und abzulegen. Manchmal benötigt man dafür Hilfe von anderen, z. B. von guten Freunden!




Deine falschen Freunde (Psychologie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt