▪Blumenstark▪

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Die Blume, die sie am Fenster stehen hatte, war so klein, sah beinahe hilflos aus.
Unbeweglich und zart, gar verletzlich stand sie auf dem Brett.
Doch der Eindruck täuschte.

Denn dieses wundersame Wesen - mit all seinen doch so kleinen Knospen und zarten Blüten - war alles andere als hilflos oder verletzlich. Ganz im Gegenteil.

Mit wenig Wasser konnte sie lange Zeit problemlos ihre stumme Anwesenheit büßen, weder Kälte noch Hitze machten ihr dabei etwas aus.
Sie stand einfach an ihrem Platze dort und genoss es, wenn sie die Zuwendung anderer bekam, die sich in einem Schwall Wasser über sie ergoss.
Manchmal sprach sogar jemand mit ihr.

Es mag vielleicht seltsam klingen, aber der Blume gefiel das alles sehr, sie fühlte sich wohl damit, zumindest so weit, wie Blumen nun einmal fühlen konnten.
Aber wieso hätten sie es auch nicht können sollen?

Auch die Blume war lebendig.
Und Leben bedeutete fühlen, sowie fühlen Leben bedeutete. Auch wenn man manchmal vergaß, dass man am Leben war.

Dieses kleine, zarte Pflänzchen war robuster als so manch größere ihrer Art.
An ihr, so nahm sich das Mädchen vor - dass in diesem sonst recht tristen Zimmer saß - wollte sie sich ein Beispiel nehmen. Vielleicht konnte dann auch sie, irgendwann einmal, blumenstark sein.

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Da dieser Text in einer - für mich - sehr schweren Zeit entstand, möchte ich euch Mut damit machen. Mut um auch blumenstark zu sein.

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