chained up

197 23 1
                                    

"Kurz nach meinem sechzehnten Geburtstag...", fuhr Hongbin fort, "bekam ich eine kleine Schwester, Jae In. Mum... sie starb bei der Geburt. Damals schmiss ich die Schule, um auf Jae In aufzupassen, doch es dauert nicht lange, bis er auch sie wollte. Ich musste sie doch beschützen... Ich wollte, das sie eine glückliche Kindheit hat! Ich habe alles getan, um das möglich zu machen - versprach meinem Vater sogar, dass ich von da an sein Eigentum war. Er durfte mich haben, wann er wollte, mit mir machen, was er wollte und ich würde jedem Befehl gehorchen - das war der Deal, dafür ließ er sie in Frieden."

Sanft strich ich über seinen Rücken um ihn, aber auch mich zu beruhigen. Sofort begann er zu zittern und hielt sich kraftlos an mir fest.

"Ab diesem Moment erst... dagegen kannte ich vorher noch keine Schmerzen, kein Leiden. Er kostete es voll aus. Tagelang sperrte er mich in Ketten im Keller ein. Außer vor Jae In verbot er mir Kleidung zutragen, später dann auch das Essen. 'Damit ich dich besser abrichten kann', hatte er damals zu mir gesagt, wie zu einem räudigen Köter. So oft musste ich Jae In beruhigen, weil ihr Bruder mal wieder in der Küche zusammen geklappt ist. So oft... Dann fing er an zu Experimentieren. Messer waren mit seine Lieblingsspielzeuge, neben Peitschen und...anderem - später dann - als er begann sich zu langweilen - auch Feuer und Strom."

Gedankenverloren strich er über eine große große Narbe auf seinem Arm.

"Ich wette mit dir, die Aufnahmen sieht er sich bis heute noch gerne an, es bereitete ihm schon damals immer wieder eine Freude. Ab und zu musste ich zum Einkaufen raus - ich hasste es, denn das bedeutete Jae In war allein zu Haus - und eines Tages, als ich nach Hause kam entdeckte ich an ihr das hier..."

Angewidert riss er seine verschrammten Armgelenke hoch, als versuche er die Narben dadurch abzuschütteln.

"Doch Jae In war mutiger als ich - ist es wahrscheinlich schon immer gewesen. Sie war stark genug es im Kindergarten zu erzählen. Noch am selben Abend stand die Polizei vor unserem Haus. Hätte ich gewusst was er vor hatte - ich hätte niemals..."

Es dauerte eine ganze Weile bis er weiter sprach:
"Er gab mir Klamotten, sagte, ich solle die Tür öffnen. Doch genau in dem Moment begann er fürchterlich zu jaulen... Dieser Bastard hatte sich tatsächlich selbst in Ketten gelegt, sich ein blaues Auge und mehrere Schnittwunden verpasst und... naja, ich hatte zu dem Zeitpunkt keine größeren ersichtlichen Wunden, also war für die Polizei der Fall klar. Jetzt hat er alles was er je wollte. Mich ist er los und Jae In gehört ganz ihm."

Geladen vor Wut sprang ich auf und ging im Raum auf und ab. Ich war wütend auf Hongbins Vater, auf seine Mutter, auf die ganze Welt, aber am meisten auf mich, weil ich der nächste sein würde, der ihm Ketten anlegte. Entweder ich oder Ken. Ich ballte meine Hand zur Faust und schlug mit voller Kraft auf die Wand ein. Süßer Schmerz durchflutete mich und frisches Blut rann meine Finger herab.

"Ravi", quietschte Hongbin erschrocken auf und griff nach meiner Hand, "Was machst du denn?"

"Das ist nichts", erwiderte ich kurz.

"Hör zu kleiner", setzte ich an, wurde aber sofort unterbrochen: "Von wegen nichts, das könnte gebrochen sein! Du musst zum Arzt! Oder es zumindest verbinden."

Wie selbstverständlich zog er sich sofort das Hemd aus und begann meine Hand damit zu verbinden. Ich versuchte mich nicht davon beirren zulassen, doch das war verdammt schwer - Er sah nämlich scheiße gut aus! - Gott wie sehr hasste ich mich für diesen Gedanken.

Langsam setzte ich mich wieder auf sein Bett und bedeutete ihm, es mir gleich zu tun. Sanft hob ich sein Kinn an, sodass er mir in die Augen schauen musste.

"Ich schwöre dir, dass ich dich ab jetzt beschützen werde und ich schwöre dir, dass dieser Mistkerl seine gerechte Strafe bekommt... Aber... da wäre etwas..."

Schuldig sah ich herab auf meine Hand und hohlte den glänzenden Anhänger wieder aus meiner Tasche.

"Eine Art... Bedingung... Hongbin - ich kann nicht immer bei dir sein und ich weiß, das Jaehwan hinter jeder Ecke auf dich lauert und... das macht mich wahnsinnig..."

Verwirrt rutschte er ein Stückchen von mir weg. "Was meinst du? Was ist das? Warum hast du es bei dir?"

"Diese Halsbänder... Sie sind wie ein Besitzanspruch. Kein anderer, außer dem Besitzer hat einen Schlüssel und keiner außer ihm selbst darf den Träger dann noch anfassen..."

Vorsichtig wich er noch weiter zurück, bis er die Bettkante erreicht hatte.

"Warte... Dieser Typ... Hakyeon, er trägt auch so eins - hat er das etwa von dir, hast du ihn gezwungen...?"

Abwährend hob ich die Hände. "Nein, nein ich schwöre -Es ist nicht von mir, sondern von Taekwoon - er trägt es freiwillig."

"Warum sollte er freiwillig dieses Ding tragen? Und Taekwoon? Ich meine der Taekwoon, dass... Selbst wenn - er hat N herangepfiffen wie einen Hund, der..."

"Er hat damals N das Leben gerettet. Seitdem ließ N nicht mehr von ihm ab. Sie trafen sich immer öfter und auch wenn Taekwoon es wahrscheinlich nie zugeben wird bedeutet N ihm mehr als der Rest der Welt... Hör zu, ich will dir das nicht antun, aber das ist der sicherste Weg. Ich zwinge dich nicht, es ist deine Entscheidung, ob du mein Halsband tragen willst oder nicht."

Kurz schien er darüber nachzudenken. Er kam auf mich zu, streckte die Hand nach dem Halsband aus, wich jedoch schnell wieder zurück und schüttelte den Kopf.

"Nein... Tut mir Leid", murmelte er mit gebrochener Stimme, "Es fühlt sich an, als müsste ich wieder Ketten tragen... Ich kann das nicht mehr! Ich weiß, dass ich da viel zu viel von dir verlange und ich könnte verstehen, wenn du das nicht willst, aber..."

"Ich weiß nicht, ob ich dir dann noch helfen kann...", unterbrach ich ihn.

Sein Blick wanderte zu Boden und ich sah wie Tränen seine Wangen herab tropften, doch noch bevor er etwas erwidern konnte, legte ich meine Arme um ihn.

"Ich weiß es nicht, aber... Ich werde mein bestes geben. Wir schaffen das auch ohne... Ich lass dich nicht hängen, versprochen. Aber du musst mir auch etwas versprechen - bitte, weich mir nicht von der Seite ja?"

Langsam ging ich auf ihn zu, bis ich mir sicher war, dass er nicht mehr zurückwich. Ich wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht zog ihn in eine Umarmung.

"Keine Minute, keine Sekunde - niemals!"

Verwundert sah er zu mir auf und nickte heftig. "Danke"

whore (Ravi x Hongbin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt