Der Vorfall in der Cafeteria ist inzwischen über zwei Monate her, doch es ist immer noch schwer.
Ich war unwahrscheinlich froh, Hongbin wieder zu haben - ohne in ständiger Furcht vor Jaehwan oder jemand anderen leben zu müssen. Dennoch wich er mir nicht von der Seite. Er fürchtete sich jedesmal, wenn er aus der Zelle musste und spielte auch kein Basketball mehr.
Sprechen tat er nur noch sehr selten und wenn dann nur mit mir oder N. Eigentlich hatte sich das ja bereits gebessert, doch in den letzten Tagen wurde es wieder schlimmer. Manchmal kam er mit roten Augen von der Toilette, oder begann mitten in Nacht zu weinen. Dann endlich erfuhr ich warum...
Es war schon recht spät und wir spielten gerade Mau Mau, als er erneut ohne Grund in Tränen ausbrach. Energisch schmiss er die Karten weg und lies seinen Kopf kraftlos auf den Tisch fallen.
Sofort nahm ich ihn in meine Arme. "Wann erzählst du mir endlich was los ist", flüsterte ich mehr zu mir, als zu ihm - niemals hätte ich eine Antwort erwartet.
"Die Verhandlungen...", schluchzte er ohne den Kopf zu heben, "sind jetzt abgeschlossen."
"Ich versteh nicht...", entgegnete ich verwirrt.
"Morgen werde ich abgeholt. Mein Vater hat irgendwie einen Freispruch erwirkt."
Geschockt wich ich zurück. Ich wollte etwas sagen, doch alles was raus kam war: "Nein!"
"Ich weiß es seit ein paar Tagen... Es ist nicht zu ändern."
Verzweifelt schüttelte ich den Kopf.
"Nein! Nicht jetzt! Ich kann, wenn ich mich anstrenge, in zwei Monaten draußen sein! Dann könnte ich dich beschützen! Kann man das nicht..."
Sofort schüttelte Hongbin den Kopf.
Tränen flossen mir über die Wangen. "Das kann nicht..."
Verzweifelt zog ich ihn so fest ich konnte an mich. "Ich kann dich nicht verlieren... Ich liebe dich"
"Ich dich doch auch. Aber ich muss gehen... Außerdem ist da noch Jae In... So bin ich wenigstens für sie da..."
Ich drückte ihn leicht von mir, sodass ich ihm in seine wundervollen braunen Augen sehen konnte. "Du weist, dass du dich nur selbst belügst, oder? Du kannst sie nicht ewig beschützen."
"Ich muss es zumindest versuchen... Es muss doch schließlich einen Grund geben, dass durch zu stehen? Es muss doch irgendetwas..."
Tränen traten in seine Augen. Ich drückte ihn sofort wieder an mich und ließ ihn die ganze Nacht nicht mehr los.Wir hatten nur noch Minuten, bis sie ihn hohlen würden. Ich wollte ihn nicht loslassen, doch es wurde Zeit.
"Versprich mir, dass du nicht dort bleibst. Lauf weg, nimm deine Schwester mit, versteck dich und ich werde dich finden.", redete ich zum gefühlt zehn tausendsten Mal auf ihn ein, doch wie immer sah er nur betreten zu Boden.
"Schwöre es mir - versuch es wenigstens... bitte!" , flehte ich.
"Ich versuche es...", wisperte er.
Wieder zog ich ihn in eine Umarmung. "Ich hab noch nicht einmal etwas,was ich dir mitgeben kann, damit du eine Erinnerung an mich hast..."
"Das stimmt so nicht ganz...", schmunzelte Hongbin traurig und zog einen glitzernen Gegenstand aus seiner Tasche.
"Das Halsband", rief ich erstaunt auf, "Woher..."
Ein wunderschönes Grinsen zeichnete sich auf seinem sonst so müden Gesicht ab "Ich hab es unter deinem Bett gefunden und behalten... Es tut mir leid."
Ich lächelte schwach. "Es war sowieso nur für dich bestimmt, alles okay. Ich weiß, dass du es nicht magst... Und es ist das schrecklichste 'Abschieds'-... nein, 'bis bald' Geschenk auf der Welt, aber... Wenn du dich mal wieder einsam fühlst, dann trage es und denk an mich - Und daran, dass ich dich retten werde..."
In diesem Moment öffnete sich die Tür und ein Wachmann trat herein.
Weinend schloss ich Hongbin noch ein letztes Mal in die Arme und strich ihm sanft die Tränen aus dem Gesicht.
"In 2 Monaten! Du musst nur 2 Monate aushalten - Ich finde dich!"Er nickte, gab mir noch einen Kuss auf den Mund, drehte sich um und ging.
Danach war ich wieder allein in meiner Zelle, so als ob nie etwas gewesen war.
Mal abgesehen von dem Gefühlschaos in mir. Es tat so weh und gleichzeitig hatte ich furchtbare Angst.******
"Viel Glück bei ihrer weiteren Suche.", rief mir die alte Lady aus dem Fenster noch hinterher und ich verbeugte mich höflicherweise nochmal.
Wieder eine Sackgasse. Ich hatte Hongbins Spur bereits bis in diese Stadt zurück verfolgt, es fehlte nicht mehr viel, dann war ich endlich wieder bei ihm. Ich hielt vor dem nächsten Haus, das auf die Beschreibung des Obdachlosen passte, der ihn gesehen haben wollte. Ich wusste, er war nicht gerade der sicherste Zeuge (vor allem, da er so roch, als hätte er schon einen ganzen Bierkasten leer gemacht an dem Abend) , doch ich griff nach Strohhalmen.
Vorsichtig klopfte ich an. Niemand antwortete. Ich klopfte erneut. Wieder nichts. Ich wollte gerade die Tür eintreten, da wurde ich erneut von einem der Nachbarn angesprochen.
"Das können sie sich sparen. Da wohnt keiner mehr."
Enttäuscht verbeugte ich mich und wollte eigentlich schon wieder gehen, da sprach er mich nochmal an.
"Nur mal so aus Neugierde, was wollten sie von denen? Ich mein, wer mit solchen Menschen verkehrt..."
"Was meinen sie damit? Wer hat hier gewohnt?", unterbrach ich ihn.
"Was? Lesen sie den keine Nachrichten? Ich hab grad keine Zeit, muss zum Arzt, sonst würde ich ihnen die Geschichte ja erzählen. Kaufen sie sich am besten irgendeine Zeitung, steht grad eh überall - war echt tragisch.", antwortete er und stieg in sein Auto, ehe ich weitere Fragen stellen konnte.
Es hatte zu regnen angefangen, doch das war mir egal. So schnell ich konnte, rannte ich zur nächsten Tankstelle und kaufte von meinem letzten Geld die erstbeste Zeitung die mir in die Hände fiel.
Ich verkroch mich in irgendeine Ecke, schlug die erste Seite auf und las mit Tränen in den Augen:
Tochter eines Vergewaltigers verschwunden, Sohn bei Missbrauch gestorben
Der 43 jährige Vater von einem Jungen und einem Mädchen beging vor zwei Tagen in seiner Zelle Selbstmord. Er wurde vor kurzem des Missbrauchs an seinen Kindern bezichtigt. Seine Tochter ist bis heute spurlos verschwunden, sein Sohn, der zuerst dieser Taten beschuldigt wurde und dafür eine Haftstrafe abgesessen hatte, verstarb bei dem Sexualakt...
Darunter prangerte ein riesiges Bild von Hongbin - An seinem Hals ein Lederriemen, mit einem verschnörkelten "R" - Anhänger daran.
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Ich hoffe, es hat euch gefallen - es wird eine sidestory zu Leo x N geben, ich weiß aber noch nicht genau wann, weil ich die erst fertig schreiben will, ehe ich sie hochlade
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whore (Ravi x Hongbin)
FanfictionDie Regeln im Knast sind einfach: Wenn du etwas willst dann nimm es dir bevor es jemand anderes tut! Lee Hongbin wurde als Kind und Jugendlicher immer wieder missbraucht und nun muss er selbst als angeblicher Kinderschänder ins Gefängnis. Wie soll e...