5. Kapitel

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Elena

Der Abschlussball war eines der größten Ereignisse in dem Leben eines Menschen. Heute war es soweit.
Heute Abend hatte ich meinen Abschlussball.
Meine Familie und all meine Freunde würden da sein. Abgesehen von den Familien der Angehörigen kam heute jeder mit einem Partner.
Jeder von uns hatte seinen Partner fürs Leben bereits kennengelernt.
Mich würde Ian heute auf den Abschlussball begleiten.

Ich durfte heute ausschlafen und ließ meinen Zeigefinger erst gegen 11 Uhr scannen. Dann ging ich in die Küche und aß meine Portion Haferbrei zum Frühstück.
Die Zeit bis zum Abend verging sehr langsam. Seitdem ich nicht mehr zur Schule musste waren meine Tage scheinbar 30 Stunden lang.
Als am Abend endlich die Haustür aufging und meine Mutter mit Liam hereinkam wurde mir ganz flau im Magen. Bis jetzt hatte ich meine Aufregung nicht so deutlich gespürt.
Der Abschlussball war das endgültige Ende der Schulzeit und ich würde Ian das erste Mal nach dem Paarungsball wiedersehen.
Als ich die beiden begrüßte lächelte meine Mutter sogar etwas.
Seit dem Tod meines Vaters war jede Freude aus ihrem Leben gewichen. Sie vegetierte nur noch vor sich hin. Den Klang ihres Lachens hatte ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gehört.
So verschwand ihr Lächeln auch wieder schnell und sie ging in ihr Zimmer.
"Du solltest dich fertig machen", sagte Liam lächelnd und küsste mich auf die Stirn.
Ich sah auf die Uhr und nickte. In einer Stunde mussten wir aufbrechen.

Ich ging ins Bad und zog mein Kleid an. Der seidene Stoff umschmeichelte meine Figur und das Kleid saß perfekt. Meine Haare trug ich offen und so fielen mir meine braunen Locken über die Schultern. Ich zog mir einen Lidstrich und trug Mascara auf. Dann betrachtete ich mich noch einmal im Spiegel. Als ich aus dem Bad kam wartete Liam schon auf mich. Er trug einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd und eine blaue Krawatte welche die Farbe seiner Augen hatte. Er sah umwerfend aus.
Er kam zu mir und legte mir ein Armband um.
Es war sehr dünn und an der Oberseite des filigranen Goldbandes war ein rubinroter Stein eingearbeitet. Ich sah Liam fragend an.

"Deine leibliche Mutter hat dieses Armband zu ihrem Abschlussball getragen. Das Armband ist das Einzige was du von deinen leiblichen Eltern behalten durftest. Mom hat es seit sechszehn Jahren für dich aufbewahrt", erklärte Liam lächelnd.
"Es ist wirklich schön. Danke", sagte ich glücklich und strich über das Armband.
Das einzige Lebenszeichen meiner Mutter.
"Mom hat mich gebeten es dir zu geben, sie wird uns nicht auf den Abschlussball begleiten, sie fühlt sich nicht gut", erklärte er und strich mir tröstend übers Haar.

Meiner Mutter ging es seit zwei Jahren jeden Tag schlechter. Der Tod meines Vaters war wie eine Krankheit, die sich in ihrem gesamten Körper ausgebreitet hatte.

"Melanie wird mich anstelle von Mom heute Abend begleiten, aber natürlich nur wenn das okay für dich ist?", fragte er und sah mir in die Augen. "Ja klar", sagte ich schnell und nickte.
Da klingelte es an der Tür. Ich ging den Flur entlang und öffnete die Tür.

Ian trug einen mitternachtsblauen Anzug mit passender Fliege und weißem Hemd. Seine braunen Haare waren ordentlich zurechtgemacht und er lächelte mich glücklich an. "Hallo Elena", sagte er glücklich und umarmte mich sanft.
"Du siehst wirklich sehr hübsch aus", bemerkte er und steckte mir eine weiße Blume ins Haar. "Danke", entgegnete ich lächelnd. Da spürte ich wie Liam hinter mich trat.

Ich schaute zu ihm und sah wie er Ian von oben bis unten musterte. Ian streckte ihm die Hand entgegen. Doch Liam ignorierte diese und nickte ihm nur kurz zu.
Wir fuhren schweigend zu der Halle in welcher, der Abschlussball stattfinden sollte.
Ich war erleichtert als wir aus der Bahn ausstiegen und die riesige Halle vor uns sahen.

Ian nahm sanft meine Hand und verschränkte seine Finger mit meinen.
Melanie wartete bereits vor der Halle auf uns. Sie begrüßte Liam fröhlich und gratulierte mir zu meinem Abschluss.
Die Schlange vor dem Einlass war recht kurz und so kamen wir schnell dran. Unsere Zeigefinger wurden gescannt, dann wurde uns Einlass gewährt.

Die Halle war prächtig geschmückt und es waren schon viele Menschen da.
Wir begrüßten unsere Freunde und mischten uns unter die Leute.
Liam und Melanie waren an die Bar gegangen.
Als der nächste Song anstimmte hielt Ian mir seine Hand entgegen. "Darf ich um diesen Tanz bitten?", fragte er lächelnd und ich legte meine Hand in seine. Die Szene erinnerte mich an den Paarungsball und ich musste lächeln.
Ich legte meine Hand in seine und er führte mich auf die Tanzfläche.
Ian war ein guter Tänzer und führte mich sanft durch das Lied. Seine Arme hatte er behutsam um mich gelegt.
"Die Schutzmänner waren heute morgen bei mir", bei seinen Worten zuckte ich zusammen.
"Sie haben mir alles erklärt. Sie empfanden es nur als fair mir die Wahrheit zu sagen, schließlich bist du meine Partnerin. Ich wollte dir nur versichern dass sich nichts ändern wird. Ich habe dich ausgewählt und würde es immer wieder tun. Egal was passiert du wirst meine Partnerin bleiben, auch wenn sie dich mir wegnehmen", sagte er liebevoll und legte mir eine Hand an die Wange. Er sah mir in die Augen. "Du brauchst keine Angst haben, ich werde dich beschützen"
"Danke", sagte ich leise und legte meinen Kopf an seine Brust. So tanzten wir bis das Lied verklungen war.

Dann nahm Ian meine Hand und führte mich aus der Halle.
Wir gingen einen Steinweg entlang, der von Fackeln erleuchtet wurde. Ian führte mich zu einem offenen weißen Pavillon. Er war mit Blumen geschmückt, von Laternen beleuchtet und in seiner Mitte stand eine weiße Bank. Wir setzten uns und Ian legte mir seine Jacket um die Schultern.
"Danke", sagte ich lächelnd.
Er legte eine Hand an meine Wange, so dass ich ihn ansehen musste. Unsere Blicke trafen sich und er lächelte. Die Lichter spiegelten sich in seinen Augen wieder.
Als er mich sanft küsste setzte mein Herz kurz aus.
Doch der Kuss fühlte sich falsch an.

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