15. Kapitel

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Elena

Als ich meine Augen aufschlug strahlte mir die Sonne durch dicht bewachsene Baumkrone entgegen. Sie warf kunstvolle Schatten durch die Blätter und wärmte meinen Körper angenehm.

Ich lag in einer Art Hängematte, geflochten aus Ästen, Zweigen und Gras. Als ich mich aufsetzte sah ich überall solche Hängematten in den Bäumen hängen. Sie befanden sich mindestens 8 Meter über der Erde und um sie herum erstreckte sich ein System aus Ästen welche wohl als Wege genutzt wurden.
Aus Angst herunter zu fallen, versuchte ich mich nicht ruckartig zu bewegen. Ich schaute mich um, doch alle anderen Hängematten waren leer, es war schließlich mitten am Tag. Da hörte ich eine Stimme von unten. "Sie ist wach!"

Ich sah mich suchend nach der Frau zu welcher die Stimme gehörte um und entdeckte sie schließlich auf einem höheren Ast über mir. Dort oben waren mehrere Frauen mit merkwürdigen Geräten, welche am Stamm des Baumes rum hantierten. Doch nun stellten sie ihre Arbeit ein und alle Blicke waren auf mich gerichtet.
Ich schluckte und wusste nicht wie ich mich verhalten sollte.

Wenige Sekunden später trat ein Junge, welcher etwa in meinem Alter war, neben meine Hängematte. Seine dunkelblonden Haare waren verwuschelt und seine grünen Augen sahen in meine. Sein Gesicht war sehr markant und ich sah wie er seinen Unterkiefer anspannte als er zu sprechen begann. "Wer bist du?", fragte er. Seine Stimme klang kalt und lieblos und genau so betrachtete er mich auch. "Elena", antwortete ich schnell und betrachte ihn genauer. Sein Körper war sehr muskulös und er hatte wohl bis eben schwer gearbeitet, denn seine Haut war von Dreck und Schweiß überzogen.

"Was dagegen wenn ich deinen Finger scanne?", fragte er weiter. Ich schüttelte nur den Kopf und er bedeutete mir aufzustehen und ihm zu folgen. Vorsichtig stand ich auf und balancierte mein Gewicht auf dem Stamm aus.
"Pass auf wohin du deine Füße setzt, einen Sturz von hier oben würdest du nicht überleben", sagte er und lief zum Stamm des Baumes.

Erst jetzt sah ich, dass sich um den Baumstamm eine Art Wendeltreppe erstreckte, nur dass es keine wirkliche Treppe war, der Weg war eben und ohne Geländer. Er verlief in großen Kreisen um den dicken Stamm herum.

Ich war erleichtert als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte und folgte dem Jungen in ein großes braunes Zelt am Fuße des Baumes.
Das Zelt war voller Kisten und ganz hinten stand ein großer massiver Holztisch, welcher einem Schreibtisch ähnelte.

All diese Eindrücke waren so neu für mich. In der Gesellschaft wurden keine natürlichen Materialien verwendet, dort bestand alles aus Metall und Plastik. Umso faszinierender war es für mich diese Möbel, gefertigt aus Holz zu sehen.

Der Junge schenkte mir ein Glas Wasser ein und reichte es mir.
"Warte hier, ich bin gleich wieder bei dir.", erklärte er und ging zum Ausgang des Zeltes. Ich sah ihm nach als er sich noch einmal umdrehte und sagte: "Versuch gar nicht erst abzuhauen, ich werde dich überall finden" Unfähig etwas zu antworten starrte ich ihn an, wenige Sekunden später war er verschwunden.

Gierig trank ich den ganzen Becher leer und fühlte mich gleich viel besser. Mein Körper hatte sich vollkommen ausgetrocknet gefühlt. Das Glas Wasser war nicht annähernd genug, doch es half zumindest etwas.

Da kam der Junge zurück ins Zelt, gefolgt von einem Mann und einer Frau mittleren Alters. Die beiden hatten die Arme umeinander gelegt und sahen mich ungläubig an.
Der Blick der Frau wanderte zu meinem Handgelenk. "Amy", hauchte sie lächelnd und wollte gerade zu mir treten, doch der Junge hielt sie auf. "Das Armband beweist gar nichts. Wer weiß wo sie es her hat", erklärte er und kam zu mir.
Er hielt den Fingersensor vor mich. Schnell legte ich meinen Zeigefinger darauf und sah erwartungsvoll zu der üblichen Anzeige in der Luft. Doch die Anzeige blieb leer.

Die BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt