Elena
"Was ist hier passiert?", fragte einer der Schutzmänner unfreundlich. Ein letztes Mal versicherte ich mich, dass mein Vater verschwunden war.
"Ich hab keine Ahnung. Ich war im Wald spazieren und als ich zurück kam, waren plötzlich diese Fußspuren überall im Haus verteilt und die Hintertür war offen", log ich und staunte wie überzeugend meine Stimme klang. Die beiden sahen mich prüfend an, schienen mir aber zu glauben.
Doch da musste ich an die Kontrollstation denken. Mein Herz raste bei dem Gedanken, das alles aufliegen könnte. Doch als ich zur Kamera der Kontrollstation sah, war ich erleichtert.
Eine Socke war über die Linse gestülpt und das Mikrofon war entfernt worden. Ich musste mir ein Lachen verkneifen und entspannte mich. Die Männer nahmen Proben von den Spuren und schalteten den Putzroboter ein.
"Wir sind eigentlich gekommen um dir mitzuteilen, dass dein Bruder in wenigen Stunden nach Hause kommen wird. Schließlich wollen wir ja nicht dass ihr euch Sorgen macht. Er wird die gerechte Strafe für sein Vergehen bekommen", sagte der Schutzmann und lächelte falsch.
Als die Schutzmänner das Haus verlassen hatten, schleppte ich mich zur Couch und setzte mich hin.
Mein Kopf drehte sich.
Mein verstorbener Vater war am Leben.
Liam erlitt in diesem Moment vermutlich höllische Schmerzen und meine Mutter war verschwunden.
Es gab nichts was ich tun konnte, außer abwarten. Das war alles zu viel für mich.Ich schloss die Augen und versuchte gleichmäßig zu atmen.
Da musste ich an die Worte meines Vaters denken.
"Du musst deine Bestimmung erfüllen Elena"
Was wollte er mir damit sagen?
Welche Bestimmung?
Da riss mich ein dumpfes Klopfen aus meinen Gedanken.Ich stand auf und ging zur Tür.
Ich war überrascht als ich Ian auf der Treppe vor unserem Haus sah.
Es war nicht üblich sich ohne Verabredung zu treffen.
Ein strahlendes Lächeln lag auf seinen Lippen, doch als er mich ansah verschwand es. Er schaute mich besorgt an.
"Alles okay?", fragte er und legte ein Hand an meine Wange.
"Ich weiß nicht..", sagte ich.
"Komm mit mir", sagte er liebevoll und griff nach meiner Hand.
Er legte meinen Finger auf den Scanner an der Tür und umschloss dann meine Hand mit seiner."Du bist bestimmt verwirrt. Wegen der Änderung im System. Es verändert sich jetzt alles. Wir kommen wahrscheinlich in einen anderen Sektor.
Aber ich werde alles dafür tun damit wir zusammen bleiben können.
Dieser Eignungstest wird uns nicht voneinander trennen Elena", sagte er beruhigend.
Ich nickte nur.
"Wohin gehen wir?", fragte ich und sah ihn an.
"Ich hab eine Überraschung für dich", sagte er lächelnd und lief weiter.Er führte mich die Straße entlang zur nächsten Bahnstation.
Während der Fahrt wechselten wir nur wenige Worte.
Nachdem wir ausgestiegen waren konnte ich nicht entdecken wohin Ian mit mir wollte.
Er führte mich noch ein Stück die Straße entlang und blieb vor einem Berglift stehen.
Ich sah ihn verwundert an.
Nur zu bestimmten Anlässen waren uns Ausflüge zu besonderen Naturschauplätzen erlaubt.
Wie war es Ian gelungen das wir uns zu engagieren?Er ging zu dem Schutzmann, welcher den Lift bewachte und redete kurz mit ihm.
Dann wurden unsere Zeigefinger gescannt und wir durften einsteigen.
Die Gondeln waren relativ klein, so dass ich sehr eng neben Ian saß.
Wir waren die einzigen Gäste am Lift. Mein Herz schlug schneller als sich die Bahn in Bewegung setzte und uns langsam nach oben zog."Wie..?", setzte ich an, doch Ian ließ mich nicht ausreden.
"Mein Vater ist Schutzmann und das dort unten ist ein sehr guter Freund von ihm", sagte er stolz.
Er legte seinen Arm um mich.
Wenige Minuten später waren wir auf der Spitze des Berges angekommen und stiegen aus.Wir standen auf einer kleinen Plattform und die Aussicht verschlug mir den Atem.
Man konnte unseren ganzen Sektor überblicken.
Es würde langsam dunkel und überall erhellten warme Lichter die Stadt.
Es war atemberaubend.Ian trat hinter mich und legte seine Arme um mich.
"Gefällt es dir?", fragte er leise an meinem Ohr.
"Es ist wunderschön", entgegnete ich glücklich.
Ian drehte mich sanft zu sich herum, so dass ich direkt vor ihm stand.
Er streichelte mir über die Wange und sah mir in die Augen.
Er küsste mich sanft und streichelte mir dabei durchs Haar.
Doch als ich meine Augen schloss und den Kuss erwiderte sah ich Liam vor meinem Inneren Auge aufblitzen und zuckte zurück.
Ian sah mich verwundert an.
"Ich sollte jetzt nach Hause gehen, es ist schon spät..", erklärte ich und ging zurück zum Lift.Eine halbe Stunde später standen wir wieder vor meiner Haustür.
"Danke für den schönen Tag", sagte ich lächelnd.
"Es freut mich wenn es dir gefallen hat", entgegnete Ian und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
Ich ließ meinen Finger scannen und trat ins Haus.
Beim Anblick der sich mir im Inneren des Hauses bot wurde mir schlecht.

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Die Bestimmung
Ficção AdolescenteIn einer Welt die alles kontrolliert, wo jeder deiner Schritte vorbestimmt ist. Gibt es dort einen Sinn zu leben? Einen anderen als der Gesellschaft zu dienen? Ist es lebenswert ein Leben zu leben welches nicht in deiner Hand liegt? Die Welt im Jah...