Kapitel 4 - Der Anfang von allem

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Ich hatte versucht nicht daran zu denken, dass ich Nicklas wahrscheinlich verletzt hatte. Vielleicht war er aber auch nur wütend darüber gewesen, dass ihm endlich irgendjemand Mal die Wahrheit ins Gesicht gesagt hatte.

Nicklas zu verstehen würde schwer werden, wenn nicht sogar unmöglich.

Er war ein Buch mit tausenden von Rätseln, die ich niemals würde lösen können.

" Erde an Liliana, bist du noch bei uns? "

Aus meinen Grübeleien gerissen, hob ich meinen Kopf und sah zu meinen Freundinnen, die mich besorgt betrachteten. " Ja, alles gut. Ich habe nur nachgedacht über... ich habe einfach nur etwas nachgedacht."

Ich musste selbst noch etwas darüber nachdenken, was gestern zwischen uns vor gefallen war.

" Da wir jetzt deine gesamte Aufmerksamkeit haben, wollen wir mit dir besprechen, was wir zu der Party am Freitag tragen werden.", sagte Samira.

" Ich weiß es nicht. Ich muss noch shoppen gehen ehe ich mich entscheide, was ich anziehen werde. Ich besitze keine Kleider oder Röcke." " Das ist nicht dein Ernst oder? ", fragte Naja.

Es amüsierte mich ein wenig, das sie darüber so bestürzt zu sein schienen. " Dabei ist doch nichts dabei. Es gibt viele die keine Kleider besitzen. "

" Du lebst in Berlin. In dieser Stadt hat jede Frau mindestens ein Kleid, aber du keins? Das ist uns absolut unverständlich.", sagte Anna.

" Es ist doch nur ein Kleid. " , meinte ich schmunzelnd. " Wir gehen nachher zusammen mit dir shoppen. "

Sie beschlossen es gemeinsam und ich widersprach ihnen nicht.

Wenige Stunden später und gefühlte mehrere Hundert Kleider später, hatten wir endlich ein Kleid gefunden, das perfekt zu mir passte.

Mit einem Lächeln bezahlte ich das Kleid an der Kasse ehe wir gemeinsam nach draußen gingen. Sie alle hatten ebenfalls ein Kleid gefunden, dass sie am Freitag tragen würden.

Ich verabschiedete mich von Ihnen mit einer Umarmung, als ich Aidan an seinem Auto gelehnt sah. Er sah mich direkt an, er schien also auf mich zu warten. " Bis morgen.", sagte ich zu Ihnen ehe ich mich zu Aidan auf den Weg machte. Er sah irgendwie anders aus, nicht wie den Jungen, den ich kannte, der zu jedem nett war.

" Steig ein. ", sagte er etwas barsch. " Ist alles gut?", fragte ich ihn verwirrt und sah ihn aufmerksam an. " Steig einfach ein, Liliana. Ich habe gerade wirklich keine Lust zu reden. Ich fahre dich nur nachhause, weil deine Mutter mich darum gebeten hat.", sagte er ernst.

Ohne weitere Widerworte stieg ich in den Wagen, verstaute die Tüte zu meinen Füßen ehe ich mich anschnallte.

Ob sein Verhalten irgendetwas, damit zutun hatte, das er gestern einfach verschwunden war und nach Schulschluss nicht aufzufinden war?

" Aidan..." " Nein, Liliana. Ich sagte doch, das ich gerade nicht reden möchte.",

Ich beobachtete ihn schweigend dabei, wie er das Lenkrad umklammerte. Seine Hände waren verkrampft und komplett weiß. " Reden kann helfen..", versuchte ich es noch einmal und starrte ihn an. " Was verstehst du daran denn nicht, das du einfach deinen verdammten Mund halten sollst?", fuhr er mich an.

Ein wenig gekränkt sah ich ihn an und schüttelte meinen Kopf. Stumm starrte ich während der restlichen Fahrt nach draußen.

Ich verstand, das ich ihn nicht so hätte nerven sollen, aber deswegen musste er mich noch lange nicht so anfahren.

Als wir ankamen, schnappte ich mir meine Tüte. Schweigend lief ich ins Haus und nach oben in mein Zimmer. " Liliana..", rief Aidan. Ich reagierte jedoch nicht darauf, sondern schloss meine Tür hinter mir ab.

Vorsichtig holte ich das Kleid aus der Tüte und hängte es an meinen Schrank.

Schweigend starrte ich auf das Kleid. Es musste einen Grund geben, warum er sich so benahm. Ich kannte Aidan nicht so lange, das ich alle Facetten von ihm kannte, aber er war ein guter Mensch.

Später würde ich ihn darauf ansprechen. Im Moment musste ich mit der Kränkung klar kommen. Ich war es nicht gewohnt von irgendwem zurück gewiesen zu werden. In Stralsund hatten meine Freunde und ich keinerlei Geheimnisse gehabt.

In Berlin war so vieles anders, da kam ich noch nicht mit klar, aber das musste ich. Ich musste mich daran gewöhnen, wenn ich mich mit den Menschen in Berlin verstehen wollte.

Nach einer Weile erhob ich mich und lief aus meinem Zimmer. " Aidan, was machst du denn hier? Ich wäre beinahe über dich gestolpert.", sagte ich überrascht und kniete mich zu ihm.

" Ich habe gewartet, bis du raus kommst, damit ich mich bei dir entschuldigen kann. " 

"Schon vergessen. Ich hätte dich nicht unter Druck setzen dürfen sondern warten, bis du bereit bist mir alles erzählen möchtest.", sagte ich ernst. " Das werde ich jetzt auch noch nicht tun, aber ich werde es dir mit der Zeit erklären, sobald sich alles geregelt hat.", meinte er ernst und erhob sich.

Ich wollte wissen, was er meinte, weil ich zu den neugierigsten Menschen der Welt zählte.

" Dann werde ich warten, so neugierig ich auch bin. ", sagte ich schmunzelnd und erhebe mich ebenfalls wieder. " Ich hätte dich gerne schon als kleines Mädchen gekannt, dabei zugesehen wie du aufwächst, wäre toll gewesen.", sagte er ernst während wir nach unten liefen.

" Ich war nicht wirklich interessant, aber ich kann dir natürlich Bilder von mir zeigen. Ich glaube meiner Mutter hat auch noch einige Videos. Ich will dann aber auch Fotos von dir sehen, wenn du mich schon in einigen peinlichen Situationen siehst.", sagte ich lachend und schlug ihm spielerisch gegen den Arm. " Du hast mich tötlich getroffen. ", sagte er mit einem gespielten Ernst, den man ihm beinahe sogar abkaufen könnte. Aber nur beinahe. " Übertreib es nicht.", sagte ich lachend und gemeinsam betraten wir die Küche.

Ich verstummte als ich Nicklas sah, der uns aus zusammen gekniffenen Augen ansah. " Hast du meinen Part übernommen Aidan? Sollte ich nicht unsere Stiefschwester flachlegen?" " Pass auf, was du sagst Nick.", sagte Aidan warnend.

Seufzend löste ich mich und betrachtete die beiden Streithähne nicht länger. Sie zankten sich noch eine ganze Weile, über zu vieles. Sie wechselten den Grund ihres Streits, so schnell das ich nicht mehr hinterher kam.

" Setzt euch hin. Ich habe gekocht.", unterbrach ich ihren Streit und füllte dann unsere Teller auf.

Ich wartete nicht auf die beiden, sondern fing gleich an zu essen.

Sie standen noch eine Weile perplex da, ehe sie sich zu mir an den Tisch setzten und ebenfalls anfingen zu essen." Danke.", brummten beide mit vollem Mund.

Ich schüttelte nur leicht meinen Kopf und beobachtete sie.

Zusammen mit meinen Stiefbrüdern zu leben, würde niemals langweilig werden...

Im Bild oben seht ihr Vicky.

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