Kapitel 11 - Nick

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Meine Neugier konnte ich ungefähr zehn Minuten zügeln, ehe meine Neugierde siegte.  " Wohin bringst du mich? ", unterbrach ich die Stille. Zu den besonders geduldigen Menschen hatte ich noch nie gezählt, aber damit hatte  ich mich schon lange abgefunden. Bevor wir losgefahren waren, hatte er in einer anderen Sprache mit jemanden telefoniert, als ich ihn gefragt hatte mit wem, hatte er mir nicht geantwortet. In Nicklas steckte mehr, als es der erste Anschein weckte.

" Du wirst schon sehen. Sei nicht so neugierig und genieß die Fahrt. ", meinte er grinsend und ließ seinen Blick auf mir ruhen. Zwar passte es mir nicht, dennoch nickte ich. Was hatte ich auch für eine andere Wahl?

Nicklas würde mir nichts verraten.

Trotz seines Veilchens im Gesicht und seiner anderen Verletzungen  zählte er zu den attraktivsten Männern, die ich je in meinem Leben zu Gesicht bekommen hatte.

" Hat dir mein Kampf gefallen?", fragte er mich grinsend. " Ich weiß, dass ich großartig war. Das musst du doch auch so sehen oder? " " Ich finde dich gerade zu sehr von dir überzeugt. ", meinte ich ernst und sah ihn an.

" Wie bitte? Ich bin doch nur stolz auf meinen Kampf. Mehr ist es nicht. "  " Du kriegst selbst nicht mit, wie du gerade klingst oder? ", fragte ich ihn. " Du gibst damit an, dabei ist es nicht gerade etwas worauf man stolz sein kann. Du prügelst dich mit einem anderen. Für was? Für etwas Ruhm? Das ist es nicht wert.", sagte ich ernst und sah ihn an. Nicklas würde das niemals verstehen. Er war noch zu berauscht von seinem Kampf.

" Lass uns bitte von etwas anderem sprechen. " , meinte ich ernst und richtete meinen Blick aus dem Fenster. Wir befanden uns auf einer verlorenen Landstraße, wo ich absolut nichts erkennen konnte. Wo wollte er mich nur hinbringen? Immer wieder tauschte diese Frage, in meinen Gedanken auf. " Worüber?",  fragte er ernst. Seine Hände krampften sich um das Lenkrad.

" Wohin du mich fährst, zum Beispiel? Nick, wir kennen uns kaum. Warum sollte ich dir trauen? Du hast zwei Persönlichkeiten. Die eine ist nett, die andere ist das komplette Gegenteil davon. Sie denkt nur an sich selbst. Alle anderen sind ihr egal."

" Was sagst du da? Du hast doch keine Ahnung, warum ich bin wie ich bin."

" Wie denn auch? Du lässt niemand an dich heran. Kennt überhaupt irgendwer dein wahres  Ich? " , hauchte ich fragend und sah langsam zu ihm.

Er wirkte so blass. Welches meiner Worte hatte dafür gesorgt? " Manchmal ist es besser, wenn niemand dich wirklich kennt. So kann niemand über dich urteilen oder dich verletzen."

Mit seinen Worten hatte er nicht ganz unrecht. Aber so war es doch schrecklich einsam. " Wie kannst du so ein Leben haben wollen?", fragte ich ernst.

" Das Leben hat mir beigebracht, dass es so besser ist. ", während er sprach, beschleunigte er den Wagen. Nick starrte blindlings nach draußen, schien sich aufs Fahren zu konzentrieren.

Bevor ich etwas erwidern konnte, lenkte er den Wagen in einen kleinen Waldweg. Statt anzuhalten, fuhr er weiter. " Nick?", hauchte ich nervös. Ich fühlte mich in Wäldern nicht wohl, schon gar nicht im Dunklen. " Können wir bitte, wieder nachhause fahren? Ich mag keine Wälder.", gab ich leise zu.

" Warum sollte mich das interessieren?",

Seine Stimme klang kalt, spöttisch.

" Genau das meine ich, sobald dir etwas nicht passt, wirst du gemein. Macht dir das etwa Spaß?", fragte ich ernst. " Also, fahren wir jetzt bitte nachhause?", fragte ich ihn noch einmal.

" Gleich. Ich möchte dir noch etwas zeigen."

Seufzend schloss ich meine Augen. Nick benahm sich wie ein Arsch, aber er würde niemals zulassen, das mir etwas passierte. "Okay.", meinte ich leise.

Als er den Motor ausschaltete, sah er zu mir. " Ich wollte dir unbedingt dieses Ausblick zeigen.", meinte er und nahm meine Hand. " Wir verschwinden gleich wieder."

Langsam nickte ich, ließ seine Hand los und stieg aus dem Wagen. Bevor ich einen Schritt tun konnte, war Nicklas an meiner Seite. " Ich würde niemals zulassen, das dir etwas passiert.", meinte er und führte mich einen schmalen Weg entlang.

" Es ist wunderschön.", hauchte ich leise und betrachtete ihn schweigend. Statt auf den See zu schauen, betrachtete ich Nicklas. Obwohl ich mich noch immer fürchtete, war es gleichzeitig wunderschön.

All das lag allein an Nick. Sowie in seiner Nähe hatte ich mich noch bei keinem Jungen gefühlt.

Im großen und ganzen hatten wir uns also doch mehr gestritten oder gar nicht miteinander gesprochen, als alles andere.

" Du solltest den Ausblick genießen. ", flüsterte er mir ins Ohr und drehte mich etwas, sodass ich auf den See schauen musste.

Überwältigt starrte ich auf das Wasser, wo sich das Mondlicht spiegelte. Unbewusst griff ich nach  Nick's Hand und umklammerte diese. Ich lächelte ein wenig und sah wieder zu ihm nach oben. " Es ist wunderschön hier. Danke, dass du mich hierher gebracht hast..", hauchte ich leise und sah ihm in die Augen. " Ich wollte diesen Ort mit dir teilen. ", hauchte er.

" Warum mit mir? Du hast so viele Mädchen in deinem Leben, die dir wahrscheinlich jeden Wunsch erfüllen würden. Wieso hast du gerade mich hierher gebracht? ", fragte ich ernst und sah ihm in die Augen. Ich wollte für all das endlich eine Erklärung. Irgendeinen Grund musste es dafür doch geben. " Das ist einfach. Du bist anders. Das habe ich schon damals gewusst, als ich dich in der Schule über den Haufen gerannt habe. ", sagte er grinsend.

" Das war nicht lustig. " , murmelte ich genervt.

Sein Grinsen erlosch. " Warum bist du solch eine Spaßbremse? ", fragte er mich. Wie konnte er es  lustig finden, wenn sich jemand durch sein Verschulden verletzte?

Manchmal hatte ich das Gefühl ihn verstehen zu können, dann zeigte er sein wahres Ich. Obwohl  ich nicht wusste, was sein wahres Ich war und was nicht. Ob ich sein wahres Ich je kennenlernen würde? Wie oft hatte ich mir diese Frage schon gestellt? Zu oft, und ich hatte noch immer keine Antwort darauf gefunden.

Statt auf seine Frage zu antworten, lief ich auf seinen Wagen zu. " Gehen wir.. ", meinte ich ernst.

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Eine relativ neue Geschichte von einer Freundin SandraFranke

It's true Love?

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