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Ganz allein hockte ich traurig auf meinem Bett. Ich konnte mich nicht einmal aufs Lesen konzentrieren und so lag das Buch, dass ich mir letztens in der Bibliothek ausgeliehen hatte, auf meinem Schreibtisch. Ich wünschte Ginny wäre bei mir, denn obwohl sie mich in letzter Zeit wie Dreck behandelt hat, war sie dennoch eine gute Freundin gewesen. Ich dachte über die vergangenen Wochen nach. Ich hatte so gut wie alle Freunde verloren. Ron durch den Vorfall in Hogsmeade, Ginny dadurch, dass ich in Slytherin bin, Harry machte nun meistens Sachen mit Blaise und Theodore und nun hatte ich auch noch Draco enttäuscht. Klar war ich wütend gewesen, aber im nachhinein betrachtet hatte ich doch etwas überreagiert. Ich hockte nun schon vier Stunden in meinem Zimmer, ohne etwas zu tun. Plötzlich klopfte jemand an meiner Tür. Ich schaute hoffnungsvoll auf. War das Draco? Hatte er mir verziehen? Ich wünschte es mir so sehr. „Herein." Meine Stimme zitterte und klang verletzt. Langsam öffnete die Tür sich und Luna trat in mein Zimmer. Sie lächelte mitleidig. „Harry hat mich reingelassen", erklärte sie sanft. Ich ließ den Kopf wieder sinken. Hatte ich wirklich gedacht, dass es Draco wäre? Nachdem ich so gehandelt hatte? Wer würde da schon wieder kommen. Luna hatte inzwischen das Zimmer durchquert und sich neben mich auf mein Bett gesetzt. Sie sagte nichts, und umarmte mich leicht. „Möchtest du reden?", fragte sie leise. Ich schüttelte den Kopf. Sie saß zwar nur neben mir, aber trotzdem erleichterte mich ihre Anwesenheit. Ich wusste, dass ich nicht allein war. Nein, allein war ich nicht, aber die Person, die ich jetzt bräuchte, war nicht da. Es fühlte sich so an, als könnte ich nicht mehr atmen, alles tat weh. Er wusste es nicht, aber er hatte eine klaffende Leere zurückgelassen. Luna sah mich inzwischen prüfend an. „Was ist zwischen dir und Draco passiert?" Woher wusste sie das? Ich hatte niemandem davon erzählt, jedoch waren auch noch andere Schüler in dem Korridor gewesen. Ich erzählte ihr alles, wie McGonagall uns die Strafarbeit gab, und wie ich daraufhin überreagierte. Sie hörte schweigend zu. „Sicher, dass das alles ist?", fragte sie ruhig. Ich nickte langsam. „Wieso?" Sie schluckte und sah betreten nach unten. „Nun ja... es gibt Gerüchte er wäre mit Pansy Parkinson in einem leeren Klassenraum verschwunden." Er wollte bestimmt nur etwas mit ihr klären. Oder? „Und es gibt auch Gerüchte, dass er 'wieder zu haben' ist." Ich hörte auf zu atmen. Ein stechender Schmerz erschien in meiner Brust und breitete sich in meinem gesamten Körper aus. „Es sind nur Gerüchte...", murmelte Luna verzweifelt. Ich spürte wie meine Augen wässrig wurden und die erste Träne über meine Wange floss. Ich spürte nichts außer Schmerz, überall. An jedem Gerücht ist auch ein Stück Wahrheit. „Wir waren nie zusammen", kam leise aus meinem Mund. Weitere Tränen flossen über mein Gesicht. Ich schüttelte meinen Kopf. Ich konnte es nicht glauben. Lag es daran, wie ich am morgen reagiert hatte? Oder hat er es nie ernst gemeint? Hat er mich nur als Zeitvertreib gesehen, als Trophäe für zwischen durch? Damit er ausplaudern konnte, wie leicht ich auf ihn reingefallen bin? Dass es nur ein paar Umarmungen und Komplimente gebraucht hatte, bis ich ihm verfallen bin? Luna rückte näher und wollte mich abermals umarmen, doch ich wich zurück. Das würde es nicht besser machen. Ich würde über ihn nachdenken, wie er mich umarmte als Ginny mich fertig machte, oder als wir zusammen auf dem Astronomieturm standen. Luna stand auf und ging. Bevor sie die Tür schloss drehte sie sich nochmal um. „Wenn du reden möchtest kannst du immer zu mir kommen, ja?" Sie lächelte. Ich nickte dankbar und nachdem sie endgültig fort war, ließ ich mich ins Bett fallen und ließ meine Tränen ungehemmt laufen. Ich hätte nie gedacht, dass mein Tun solche Folgen haben könnte. Es war inzwischen Zeit für's Abendessen, aber ich hatte keinen Hunger. Der Schmerz verschwand langsam, es fing an sich alles taub anzufühlen. Kein einziges Gefühl war mehr da. Ich vermisste ihn. Und ich vermisste das Gefühl zu wissen, dass er immer für mich da war. Denn das würde er nicht mehr.

Zwei Tage waren nun vergangen seit Luna mich besucht hatte. Ich war blass, hatte schreckliche Augenringe und hatte kaum etwas gegessen. Auch im Unterricht wurde ich immer nachlässiger. Ich meldete mich nicht mehr, machte keine Hausaufgaben und lernte nicht. Nach den Stunden schloss ich mich allein in meinem Zimmer ein. In meinem Leben fehlte etwas. Nicht etwas, jemand. Ein Junge mit stechend grauen Augen, die so mysteriös aussahen, als würden sie tausende Geheimnisse hüten. Jedes Mal wenn ich Draco sah, war er in Gesellschaft eines anderen Mädchens. Ich wollte mir das nicht antun, deswegen lief ich immer gleich in die entgegengesetzte Richtung, wenn ich ihn sah. Allerdings stand auch noch unsere Strafarbeit an, wo wir wohl oder übel zusammenarbeiten mussten. Ich beschloss heute anzufangen und hoffte, dass er nicht den selben Gedanken hatte. Ich lief die Treppen hoch und öffnete die Tür zum besagten Korridor. Draco war zum Glück nicht hier. Ich zauberte die benötigten Putzutensilien herbei und begann mit der Arbeit. Ich konzentrierte mich so sehr auf die Arbeit, dass Draco für einen kurzen Moment aus meinen Gedanken verschwand. Ich schrubbte mechanisch den Boden, als jemand den Korridor betrat. Ich drehte mich um und meine Befürchtung wurde wahr. Draco stand vor mir und schaute mich an, und fast bildete ich mir ein, dass er traurig wirkte. Ich verbann diesen Gedanken aus meinem Kopf und wischte weiter. Er griff nach einem Staubwedel und begann die Spinnenweben zu entfernen. Niemand sprach, aber ich spürte seinen Blick auf mir. Jetzt waren wir schon allein, und sprachen nicht einmal. Ich wollte mich umdrehen, ihn ansprechen mich entschuldigen, doch ich wusste, dass ich kein Wort herausbringen könnte. Ich spürte wie meine Wangen nass wurden. Ich wischte mir die Tränen mit meinem Ärmel weg und schniefte. Wir hatten bereits den halben Korridor geschafft und es war schon spät, also nahm ich all meinen Mut zusammen, drehte mich um, packte den Wischer in den Eimer und wand mich zur Tür. Er packte meinen Arm und riss mich zurück als ich hinausgehen wollte. Er starrte mir in die Augen, sagte aber nichts. Wir sahen uns eine ganze Zeit einfach nur an, ohne etwas zu sagen. Ich zog meinen Arm aus seiner Hand, drehte mich um und ging. Ich konnte ihm nicht länger in die Augen sehen. Und nachdem ich ihn mehrmals mit irgendwem in den Fluren rummachen sah, brachte ich auch kein Wort mehr herraus. Ich rannte die Treppen hinunter und hörte nicht​ auf zu rennen bis ich mein Zimmer erreicht hatte.

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Soo, meine Lieben. Ich weiß, es ist ein wenig spät, aber ich wollte jetzt noch updaten.

Drama im Paradies.
Ist es zu extrem?

Denkt ihr, das wird wieder?

Hat unsere liebe Hermine übertrieben?

Gute Nacht, eure chocoletcherry :)

Der Tausch(Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt