05:30 Uhr. Mein Wecker riss mich aus dem Schlaf. Ich war sofort wach und stieg aus dem Bett um in mein Bad zu gehen. Es war Montag und ich musste zur Schule. Viele an meiner Stelle fänden das schrecklich, doch ich nicht. Ich konnte zwar nicht behaupten, dass ich mich freuen würde, doch es war besser als hier. Zu hause. Egal wie oft ich das dachte, es fühlte sich nicht richtig an. Ich fühlte mich hier nunmal nicht zu hause und das würde ich auch nie.
Ich blieb vor dem Spiegel stehen und betrachtete den Bluterguss seitlich vom Kinn. Gestern abend hatte ich schon befürchtet es würde dick anschwellen, doch ich hatte Glück. Er war leicht blau-grünlich und mit einer etwas dickeren Schicht Make-up würde man ihn nur noch ganz leicht sehen.
Mein Blick wanderte vom Kinn zu meinen Augen. Sie waren groß und das Grau wurde von grünen Sprenckeln unterbrochen. Es waren die gleichen wie die meines Vaters.
Ansonsten ähnelte ich meinem Vater kein bisschen mit meinen langen dunkel braunen, lockigen Haaren und den vollen Lippen.Schnell schaute ich weg. Ich konnte nie lange in meine Augen sehen, es war als würde ich dann auch in seine Augen gucken. Doch das würde ich nie wieder. Nicht nach dem was letztes Jahr geschehen ist.
Ich spürte wie mein Gesicht heiß wurde und meine Augen brannten. Doch weinen würde ich nicht. Das hatte ich mir bereits vor vielen Monaten verboten. Es würde mich schwach machen und das durfte ich nun mal nicht.Jetzt reiß dich mal zusammen Mel!, dachte ich mir und schaffte es endlich mich vom Spiegel abzuwenden, mich auszuziehen und duschen zu gehen. Die Wunden auf meinem Rücken von gestern Nacht brannten höllisch doch ich biss die Zähne zusammen und versuchte nicht groß drüber nachzudenken.
Er hat das schonmal getan und du hast es durchgestanden. Wie alles andere auch. Nach ein paar Wochen sind die Wunden verheilt.Als ich fertig war, trocknete ich mich ab und ging zu meinem Kleiderschrank. Ich zog mir Unterwäsche an, wobei der Verschluss des BH's auf meinem Rücken eine Qual war, und entschied mich dann für eine dunkle Jeans und einen weiten dunkelroten Hoodie, der nicht mit meinem Rücken in Berührung kommen würde.
Ich befreite meine Haare vom Handtuch, kämmte sie kurz durch und ließ sie an der Luft trocknen. Nachdem ich mich mit Makeup, Wimperntusche und leichtem Kajal geschminkt habe, nahm ich mir meine Tasche und ging nach unten.
Dann hörte ich seine Stimme aus der Küche. John - mein Stiefvater - war mal wieder am rumbrüllen. Was tat er hier? Er müsste doch schon längst auf der Arbeit sein!
Schleichend ging ich die Treppe runter und versuchte unbemerkt aus dem Haus zu meinem Auto zu kommen. Doch er hatte mich wohl schon bemerkt. Mit schnellen Schritten kam er zu mir. Hinter ihm stand heulend meine Mutter.
" Hast du meinen Whisky runtergeschmissen!?!" , schrie er mich an, wobei er mir ins Gesicht spuckte. Ich war mal wieder total angeekelt."Ich...", fing ich an, doch weiter kam ich gar nicht, da rammte er mir schon seine Faust ins Gesicht und ich kassierte meinen ersten Schlag des heutigen Tages. Ich schaffte es auf den Füßen zu bleiben und hielt eine Hand an meine Wange.
" Wenn ich wieder da bin, dann sind alle Scherben aufgewischt und alles ist sauber!! Außerdem ersetzt du sofort die Flasche!!!" Damit drehte er sich um, nahm seine Tasche und stürmte aus der Tür. Ich sah meine Mutter an, die gerade ansetzte mit einer Entschuldigung - sie war es gewesen, die die Flasche runtergeschmissen hatte - als ich die Hand hob. " Lass gut sein", murmelte ich während ich nochmal schnell nach oben rannte um mir das Blut vom Wangenknochen zu wischen und die Wunde soweit zu versorgen wie es ging. Wenn ich meine Haare ein wenig vor das Gesicht fielen ließ, würde man es kaum sehen.Dich schaut doch sowieso keiner an. Auch wieder wahr. Zum zweiten mal an diesem Tag schnappte ich mir also meine Tasche, lief runter und aus der Tür zur Garage, wo mein schwarzer geliebter BMW X7 stand. Der einzige Vorteil, dass deine Mom dieses Arsch geheiratet hat.
John hatte Geld. Viel Geld. Und nach dem Tod meines Vaters hatten wir kaum etwas, weshalb meine Mom es für schlau hielt John zu heiraten.Normalerweise bekam ich nicht viel von seinem Vermögen zu spüren ,doch John war der äußere Schein verdammt wichtig. Deshalb durfte seine geliebte Stieftochter schließlich nicht mit irgendeiner Schrottkarre rumfahren. Ich hatte mich anfangs gewehrt, da ich nichts von ihm annehmen wollte, doch als ich dann das Auto sah und er meinte es wäre nun meins und er mich sowieso geschlagen hätte, bis ich es annahm , willigte ich ein.
Ich ließ also meine Tasche auf den Beifahrersitz fallen und startete den Motor. Ich war bereits zu spät dran und würde mindestens 10 Minuten der ersten Stunde verpassen, doch es kümmerte mich nicht wirklich. Das tat es schon lange nicht mehr.
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Behind our masks
Teen FictionMelanie ist 17 Jahre alt, genießt jedoch nicht das normale Leben eines Teenagers. Seit dem Vorfall, der ihr Leben für immer verändert hat, ist sie eine Außenseiterin. Doch dann verbindet sie etwas mit Logan Wayne, der an der Schule nicht gerade den...