Genau vor mir sitzt Logan.
Sein Blick ist betrübt und er schwankt leicht auf seinem Stuhl. Es ist nicht zu übersehen, dass er schon einiges an Alkohol getrunken hat. Er scheint nicht einmal zu merken, wer ich bin.Wieso muss ich in letzter Zeit aber auch andauernd mit ihm zusammentreffen?!
Logan hat gemerkt, dass er angestarrt wird und hebt den Blick.
"Na wird's bald?! Oder werden Sie hier nur fürs rumstehen bezahlt!?" , blafft er mich an und ich zucke zusammen.
Ich beiße mir nervös auf die Unterlippe und mache mich daran, ihm ein Glas zu füllen.
Dann stelle ich es vor ihm ab und versuche mich auf die anderen Gäste und ihre Bestellungen zu konzentrieren. Zwischendurch wandert mein Blick immer mal wieder zu Logan. Abgesehen von einer Flasche Bier, bestellt er nichts mehr. Er sitzt den ganzen Abend alleine an der Bar und schaut auf einen unbestimmten Fleck an der Wand vor sich.Was macht er hier so ganz alleine? Und wo war er die ganze letzte Woche?
Mir brannten mindestens 100 Fragen auf der Zunge, doch ich verkniff sie mir. Ich hatte kein Recht dazu, mich einzumischen. Es ging mich überhaupt nichts an.
Am Ende meiner Schicht war Logan bereits verschwunden. Ich hoffte nur, dass er nicht mit dem Auto oder Motorrad gefahren ist, in diesem Zustand.
Ich versuchte mir nicht vorzustellen, wie er betrunken in einem der Straßengräben liegt und ging zu meinem Auto.
Zuhause angekommen fiel ich völlig erschöpft ins Bett.Sonntag unternahm ich nicht viel. Ich schlief sehr lange, fast bis 13:00 Uhr. Dann erledigte ich meine Hausaufgaben und lernte für die kommende Klausur am Dienstag.
Das Fach war Bio, weshalb ich nur träge voran kam. Ich kam noch nie gut mit Naturwissenschaften klar.Montag fängt der Tag ziemlich entspannt an. Ich komme rechtzeitig zur ersten Stunde und habe ausnahmsweise mal alle Hausaufgaben dabei. Ich machte mir schon Hoffnungen, dass heute einer der besten Tage überhaupt werden könnte, auch weil mir Charlie für heute Abend frei gegeben hatte. Zuerst wollte ich protestieren doch er bestand darauf.
"Du arbeitest immer, ohne dir mal frei zu nehmen. Du bist mein bester Mitarbeiter, du hast es dir also echt verdient."
Ich malte mir schon aus wie ich einen entspannten Nachmittag am Bach verbringen und mir später im Rustic Ruin Diner seit Ewigkeiten mal wieder mein Lieblingsessen gönnen würde. Früher war ich oft mit meinem Vater in dieses Restaurant gefahren. So wie ich, war er verrückt gewesen nach den besten Burgern der Welt. Als ich an die vielen Male dachte, wenn Dad und ich die Burger nach verschiedenen Kriterien bewerteten und uns irgendwann in die Haare kriegten, weil wir uns nicht einigen konnten, wer den besseren Burger hatte, musste ich lächeln.
Das Klingeln der Schulglocke riss mich aus meinen Gedanken. Ich sammelte meine Sachen zusammen und verließ mit meinen Büchern im Arm das Klassenzimmer. Um zur nächsten Stunde zu kommen, musste ich auf die gegenüberliegenden Seite des Schulgeländes. Als ich um die Ecke bog, hörte ich bereits laute Stimmen auf dem Flur. Normalerweise nichts ungewöhnliches, da alle auf dem Weg zur nächsten Stunde waren, doch die Jungen und Mädchen um mich herum schienen sich alle auf einen Punkt in der Mitte des Flurs zu konzentrieren, während sie gleichzeitig versuchten, mit gesenktem Kopf weiterzugehen und nicht auf das zu achten, was sich dort anscheinend abspielte. Da es keinen anderen Weg gab um zum nächsten Klassenraum zu kommen, musste ich wohl oder übel hier durch. Ich bahnte mir einen Weg zwischen die Schüler und versuchte einen Blick auf das zu erhaschen, was so viel Aufmerksamkeit zu erregen schien. Dann hörte ich seine Stimme.
"Wenn du mir noch einmal blöd kommst, werde ich dich so verprügeln, dass du dir wünscht mich nie auch nur angesehen zu haben! Also wenn dir etwas an der Fähigkeit, gehen zu können liegt, dann geh mir ab jetzt aus dem Weg!", brüllte Logan einen Jungen mit vor Schreck geweiteten Augen an. Der blonde Junge musste ein Jahrgang unter mir sein und war einen ganzen Kopf kleiner als Logan. Er nickte leicht und kniff die Augen ängstlich zusammen.
Logans Stimme nach zu urteilen war er betrunken.Es ist halb 10 und er ist jetzt schon wieder betrunken?!
Unfähig mich zu bewegen sah ich wie Logan den fremden Jungen noch einmal gegen die Schließfächer stieß und sich dann umschaute.
"Was glotzt ihr denn alle so bescheuert? Habt ihr Looser kein eigenes Leben??"
Die Leute blickten peinlich berührt zu Boden und setzten sich wieder in Bewegung. Ungläubig konnte ich Logan nur weiterhin anstarren. Ich stand vielleicht drei Meter von ihm entfernt. Als sein Blick auf mich fiel verzog er das Gesicht. "Du schon wieder! Kleines Miststück, hast wohl auch nichts besseres zu tun als dich überall einzumischen was?! Kein Wunder, dass du andauernd zusammen geschlagen wirst! Wie kann man nur so dämlich sein?!" Seine Augen blitzten zornig auf und ich spürte wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich. Fast alle um mich herum waren wieder stehen geblieben und sahen mich nun an. Logan kam in meine Richtung und ging dann an mir vorbei, so nah, dass er mich in die Seite rammte und ich augenblicklich meine Bücher fallen ließ. Ich hörte noch Logans schwere Schritte und dann, wie dir Tür zum Schulhaupteingang zu fiel.
Die Schüler tuschelten leise.Wer ist die denn?
Was hat die da denn mit Logan zu tun?
Ich hab sie hier noch nie gesehen.
Ich glaube sie heißt Melanie. Ist in meinem Mathe-Kurs.
Benommen ging ich in die Hocke und sammelte meine Bücher ein, bevor ich mir die Haare vor das Gesicht fallen ließ und weiter ging. Mein ganzer Körper war total steif vor Schock. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich mich das letzte mal so geschämt hatte.
Mein linker Arm schmerzte von dem Zusammenstoß und ich war mir sicher, dass ich an der Stelle morgen einen großen blauen Fleck finden würde.
Ich seufzte. Na toll, dabei hatte der Tag eigentlich so gut angefangen. Und jetzt das.
Warum hatte Logan das bloß gesagt? Ich war schließlich nicht mit Absicht dabei, als er erfuhr, was mit seinen Eltern geschehen war. Und danach war er sogar noch nett zu mir gewesen. Ich hatte doch gar nichts Falsches gemacht oder ?Ich schüttelte den Kopf. Es muss am Alkohol liegen. Etwas, dass mir jedoch noch mehr zu schaffen machte, war die Tatsache, dass er mich auf meine Verletzungen angesprochen hatte. Seit meinem neuen Leben, zusammen mit John, hatte das bisher nie jemand getan. Ich hatte bisher immer gedacht, dass ich sie erfolgreich verstecken konnte, oder dass die Leute sich auch einfach nicht dafür interresierten. Doch ihm schien es aufgefallen zu sein. Es löste ein seltsames Gefühl in mir aus. Die Verletzungen, die ich mit mir täglich rumtrug, gehörten nach Hause. Dort war es normal, wenn ich sie bekam, sie verarztete oder von meiner Mutter wegen ihnen schuldbewusst betrachtet wurde. In der Öffentlichkeit hatten sie nichts zu suchen.
Meine Mitschüler würden ziemlich sicher gar nicht darauf achten, was Logan genau gesagt hatte, weshalb ich mir um sie auch keine Sorgen machte. Nein, ich machte mir einzig und allein Sorgen um ihn.
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Hey, tut mir leid, dass so lange nichts kam!
Ich versuche natürlich solche großen Pausen zu vermeiden, ist aber leider nicht immer möglich.Hoffe euch gefällt das Kapitel.
Meinungen zu Logans Verhalten?
Nina ❤

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Behind our masks
Teen FictionMelanie ist 17 Jahre alt, genießt jedoch nicht das normale Leben eines Teenagers. Seit dem Vorfall, der ihr Leben für immer verändert hat, ist sie eine Außenseiterin. Doch dann verbindet sie etwas mit Logan Wayne, der an der Schule nicht gerade den...