Kapitel 9 - Tiefentrauer

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'Mein Zwillingsbruder ist vor circa einem halben Jahr verstorben. Plötzlicher Herzstillstand. Seitdem bekomme ich kein Auge mehr zu.' Die Kurzfassung. Sie schaute mich mit offenen Augen an. 'und wie heißt du?' - 'Alma.' - 'Albanerin also?' - 'ja' versuchte ich sie anzulächeln, doch es ging nicht.

'Stell dir vor, du sitzt auf einer Blumenwiese und pflückst Blumen. Wählst du zuerst die Schönen oder die Hässlichen? Natürlich die Schönen. So nimmt sich auch Allah die Menschen. Er holt sich zuerst die gutherzigsten Menschen. Verstehst du? Die Kunst liegt nicht darin, ihn zu vergessen. Die Kunst liegt darin, mit der Situation klarzukommen und lächelnd über ihn zu reden, wenn jemand fragen sollte.'

Worte die mich beeindruckten. Ein Mensch, welcher das versuchte auszusprechen, was ich nicht konnte. 'danke dir'. Sie lächelte mich an. Ich bemerkte, dass sie ein sehr kaputter Mensch ist. Vom Herzen. Ihr wurde alles genommen.

'Wie sehen hier eigentlich die Besuchszeiten aus?' fragte ich. 'Jeder darf kommen für circa eine halbe bis eine Stunde. Besuchszeiten sind von 7 Uhr morgens bis 21 Uhr abends.' Mein Handy hatte ich ja noch. Ich schrieb Leotrim, wie es ihnen geht. Ich erschwere ihnen die Situation. So sehr. Wieso muss ich nur so ein schwacher Mensch sein? Ela merkte, dass ich sehr tief nachdenke und mich anstrenge. Ich schloss meine Augen und schlug leicht mit meinem Hinterkopf an die Wand. Mehrere Male. Unbewusst. Ich war so tief in Gedanken und Trauer, dass ich nicht mal wusste was ich tat.

rruga jem (mein Weg)Where stories live. Discover now