#42

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- POV Max -

Mama setzt mich an meiner Schule ab. Zum Abschied drückt sie mir einen Kuss auf die Wange. Ich lächle sie an und öffne die Autotür.

Mit schleppenden Schritten gehe ich auf das große Gebäude zu. Am Eingang sehe ich Tim, meinen besten Freund. Neben ihm stehen andere Jungs aus meiner Klasse. Wir begrüßen uns und gehen in den Klassenraum.

Auch wenn es mitten im Schuljahr ist bekommen wir heute einen neuen Mitschüler. Wir wissen nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Aber das ist mir auch egal. Mädchen sind sowieso doof. Die zicken immer voll rum.

Frau Richard kommt, mit einem dunkelblonden Mädchen im Arm, rein. Ihre Haare sind leicht gelockt und sie sieht wirklich gut aus, denke ich. Ihr Blick schweift durch die Klasse. Bei mir bleibt der Blick hängen und sie lächelt ganz kurz.

"Guten Morgen, meine liebe 3b."

"Guuuuteeeen Moooorgeeeeen." rufen wir alle im Chor.

"Wie ihr wisst, und auch seht, haben wir eine neue Schülerin. Stell dich doch mal vor." fordert meine Klassenlehrerin die Neue auf.

"Ehm, H-hallo, mein Name ist Julie. I-ich bin acht J-Jahre alt und k-komme aus Bremen." stellt sie sich stotternd vor.

"Okay, Julie, wo willst du denn sitzen? Guck mal, da hinten ist noch ein Platz frei." Frau Richard zeigt in meine Richtung. Die Neue nickt nur und läuft mit gesenktem Kopf zu mir. Zögernd nimmt sie neben mir Platz.

"Hey, ich bin Max." versuche ich das Eis zu brechen.

Sie schenkt mir erneut ein kleines Lächeln.

Ich verbringe mit Julie die Hofpause.

"Erzähl mir etwas über dich, Max." fordert sie mich auf. Grinsend beißt sie in ihr Pausenbrot. "Familie oder so." fuhr sie fort.

Damit hat sie einen Schwachpunkt getroffen. Traurig senke ich meinen Blick. "Ich wohne alleine mit meiner Mama."

Sofort schnellt ihr Blick in meine Richtung. "Sind deine Eltern getrennt?"

Langsam schüttele ich den Kopf. "Mein Papa ist gestorben. Ungefähr zwei Monate, nachdem meine Schwester einen Unfall hatte."

"Geht es deiner Schwester wieder gut?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Vor ungefähr zwei Monaten lag sie noch im Koma. Dann sind Mama und ich hierher gezogen. Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört." Mir kamen bei dem Gedanken an Linn die Tränen.

Julie sieht das und streichelt mir beruhigend über den Rücken. [..]

Es ist nun 13.30 Uhr und meine letzte Stunde ist somit beendet. Ich packe meinen Ranzen und gehe dann in die Garderobe. Dort ziehe ich mir meine Jacke an. Auf dem Weg zum Ausgang verabschiede ich mich von meinen Freunden und Julie. Sie ist irgendwie nicht so eine Zicke. Julie ist ganz cool.

Am Schultor angekommen sehe ich eine bekannte Person, die aber nicht meine Mutter ist. Mit zusammengekniffenen Augen versuche ich zu erkennen, wer es ist.

Luca? Der Freund, beziehungsweise Verlobte, meiner Schwester?

Er lehnt an seinem schwarzen Mini Cooper und lächelt mich an. "Hey, Kleiner." sagt er. Oh mein Gott, er ist es wirklich. Freudig renne ich auf ihn zu. Sofort geht er in der Hocke und breitet seine Arme aus. Ich habe ihn so vermisst! Als ich bei ihm war schloss er mich sofort in eine Umarmung. "Bist du gewachsen?" fragt er mich, als ich mich wieder etwas zurückstelle und er mich betrachtet.

"Jaaa! Ich bin 4 Zentimeter gewachsen!" verkünde ich stolz. "Wo ist Mama?"

"Zuhause, ich dachte mir, dass ich dich heute mal abhole. Steigst du ein, Kleiner?"

Hastig nicke ich und laufe flink auf die andere Seite. Während der Fahrt kommt mir eine Frage auf: "Was ist mit Linn, Luca?"

"Es ist besser, wenn ich es dir Zuhause erzähle, in Ordnung?"

Ich senkte meinen Blick und nicke nur. Ob sie gestorben ist? Das könnte ich nicht verkraften. Erst der Unfall, dann stirbt Papa. Wenn sie jetzt auch noch von uns gegangen wäre, würde meine Welt zusammenbrechen.

Zuhause angekommen klingeln wir und meine Mama macht uns die Tür auf. "Na ihr zwei." begrüßt sie uns und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Sie fragte zwar noch nach der Schule, aber ich war zu aufgeregt. Ich wollte endlich erfahren, was mit meiner Schwester ist!

"Max, Schatz, Luca hat in deinem Zimmer eine Überraschung. Willst du nachschauen?"

Mit großen Augen schaue ich ihn an. "Ehrlich?" frage ich aufgeregt. Er nickt nur. Ich ziehe ihn mit mir mit. Vor meiner Tür lasse ich seine Hand los. Ein letzter Blick zu mir verrät mir, dass er grinst. Langsam drücke ich die Klinke runter und öffne die Tür. Als ich die 'Überraschung' sehe sacke ich auf dem Boden zusammen und fange an zu weinen.

Linn sitzt auf meinen Bett und lächelt mich mit Tränen in den Augen zusammen.

Sie lebt.

Träume ich? Kann mich mal jemand kneifen?

Plötzlich spüre ich zwei Arme um meinen Körper und schaue auf. Linn umarmt mich. Ich träume nicht.

"Linn..." weine ich und drücke sie noch mehr an mich. "Du lebst." fahre ich fort.

"Ich habe dich so vermisst, Max."

Danke, lieber Gott!

It's been a while®Where stories live. Discover now