Kapitel 3 / Option 1

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Du nickst mir noch einmal ängstlich zu und läufst los. Ein paar mal biegst du an Kreuzungen ab, von denen du dir nicht einmal sicher bist, dass sie existieren. Und plötzlich stolperst du und fällst hin. Und dann hörst du es : Einen Schrei. "(Dein Name)!" Der Ruf kommt von mir. "Verdammt! Es war ein Fehler sie alleine zu lassen ! Ohne sie bin ich vollkommen verloren!" Ohne groß zu überlegen rappelst du dich wieder auf und rennst in die Richtung, aus der du glaubst, dass dein Name gerufen wird. Da! Da vorne stehe ich und du gibst noch einmal dein bestes um schnell zu mir zu kommen. Gerade rechtzeitig, denn kurz bevor ich bewusstlos auf den Boden aufpralle, fängst du mich gerade noch auf."Komm mit, ich stütze dich und wir gehen gemeinsam!" rufst du mir zu. Es war immernoch sehr stürmisch und durch das rascheln der Blätter und Äste kann man kaum sein eigenes Wort hören. Stolpernd kommen wir langsam voran. Der Wind hört sich nach Stimmen an, die uns rufen. Nach einer gefühlten Ewigkeit lässt die Windstärke etwas nach und schwindet nach und nach ganz. Immernoch schwer atmend setzen wir uns beide auf einen kleinen Felsen. Unsere Mäntel halten uns zum Glück warm, denn sonst wären wir womöglich in der Kälte erfroren. Langsam beruhigt sich dein Herzschlag und das Gefühl, gleich zusammenzubrechen lässt endlich nach. "Was in aller Welt war das ?" Fragst du mich schockiert. "Das ... das waren die drei ... die drei Schwestern. Sie nennen sich selbst die Fasa-Schwestern. Vor langer Zeit- lange bevor du und ich existierten- traf sie ein Fluch, als sie noch sehr jung waren. Sie sind dazu verdammt bis in alle Ewigkeit zu leben und in dieser Welt nichts als Unheil und Schrecken zu verbreiten. Sie wurden schon lange nicht mehr gesehen, man vermutete, sie befänden sich in einer Art Winterschlaf. Doch jetzt wurden sie geweckt. Ich weiß aber noch nicht wodurch. Niemand weiß, wie lange sie schon die Welt in Angst versetzen. Und wie man sie vernichtet - das weiß auch niemand." erzähle ich dir. "Verstehe." murmelst du leise. "Wir sind ihnen knapp entkommen. Aber sie wollen etwas bestimmtes. Und sie werden immer wiederkehren und nicht locker lassen, bis sie es bekommen. Hinterhältige Biester." Ich kneife meine Augen zu und starrein die Dunkelheit. "Ich kann nichts erkennen. Lass und hier ein Lager aufschlagen und erst einmal schlafen." "Ja, das wäre eine gute Idee." stimmst du mir zu, obwohl dir immernoch mulmig zumute ist und dich das Gefühl nicht loslässt. Besorgt siehst du immer wieder in die Ferne und versuchst irgendewtaszu erkennen, was die aber nicht gelingt. "Lass gut sein, (Dein Name). Es wird dir nichts bringen. Hab keine Angst. Ich weiß wie man mit den Wesen umgeht die hier leben." Du nickst still, merkst dann aber, dass ich dich in der Dunkelheit gar nicht sehen kann und antwortest noch einmal mit einem "In Ordnung." Du musst mir blind vertrauen, sonst wärst du verloren. Und das obwohl du gerade mal meinen Namen und nicht viel mehr von mir kennst. Ein dickes Tuch wird zwischen zwei Bäume gespannt und festgebunden, darunter zwei Felle gelegt und zum Schluss wird der Rest des leichten Gepäcks als leichter Windschutz platziert. Als wir dann liegen siehst du noch einmal besorgt zu mir herüber. "Schlaf! Oder versuch es zumindest." sage ich mit geschlossenen Augen. "Wie konnte sie wissen, dass ich sie ansehe ?!" Denkst du dir. "Du brauchst Erholung." Füge ich noch hinzu. Nach vielem hin und herwälzen und vielen Gedanken, die deinen Kopf scheinbar niemals verlassen wollen, schläfst du doch ein. Als die ersten Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach dringen, wirst du wach. Langsam setzt du dich, gähnst und streckst dich. Dann siehst du dich um. Ich schlafe noch, oder zumindest scheint es so. Soll ich sie wecken ? fragst du in Gedanken. Du entscheidest dich erst einmal dagegen und stehst ganz auf, um dann zu entdecken, was für ein Chaos das Unwetter, wenn man es so nennen kann, angerichtet hat. Einige Bäume liegen wild herum, vom Wind durchbrochen und umgestürzt. Alles ist nass, anscheinend hat es über Nacht noch mehr geregnet. Dennoch ist die Luft angenehm erfrischend und kühl. Eben die perfekte Waldluft. Du ziehst deinen Mantel enger um deine Schultern und siehst zu mir herüber. Alle meine Muskeln sind komplett entspannt und mein Atem geht flach und ruhig. Sie sieht so friedlich aus. Sie kann doch gar nicht so böse sein, wie die Leute im Dorf das erzählen. Mit weiteren solchen Gedanken setzt du dich wieder und wartest. Du vergisst die Zeit vollkommen, tauchst ein in deine ganz eigene Welt: deine Fantasie. Jedoch wirst du jäh von meiner Frage zurück in die Realität geholt. "Du bist wach." bringst du etwas überrascht hervor. Diese Frau ist wirklich unberechenbar ! "Offensichtlich. Also, was hälst du davon ?" "Wovon ?" Ein kleines belustigtes Glucksen entschwindet meinem Mund, aber dann wiederhole ich, womit ich dich zuvor aus deinen Gedanken gerissen habe. "Möchtest du etwas essen ? Wir sollten nämlich möglichst schnell weiter zu unserem nächsten Ziel. Oder zumindest einem sichereren Ort. Und ohne Energie werden wir das wohl kaum schaffen." Du nickst und bemerkst erst jetzt, als dein Magen knurrt, wie hungrig du eigentlich bist. Kein Wunder, so wenig wie du gestern gegessen hast.

Lies in Kapitel 4 weiter.

Unheilschwestern.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt