Kapitel 4

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Kurz darauf bemerkst du, dass du dich auch mal nützlich machen könntest und eilst zu mir.

"Such ein bisschen trockenes Holz. Feuer kann ich machen."

Du nickst und gehst los.

"Aber geh nicht zu weit weg! " rufe ich dir noch hinterher.

Etwa fünf Minuten später kommst du zurück und siehst mich an meinem Rucksack herumhantieren. Ein Kesselchen und einen Ständer, mit dem man über dem Feuer kochen kann, kommen zum Vorschein. Das Holz lässt du neben mir fallen.

"Gut. Jetzt kannst du Wasser holen gehen. Da vorne fließt ein kleiner Bach, der ist sauber."

Ich nicke kurz in die Richtung, die ich meine und drücke dir das Kesselchen in die Hand. Du machst dich sofort auf den Weg. Nach einer kleinen Suche findest du den Bach und bleibst wie verzaubert stehen. Er scheint etwas magisches an sich zu haben. Er ist so klar und hat fast etwas wie eine leuchtende Aura. Irgendetwas stimmt mit diesem verdammten Wald nicht. Und wer genau ist jetzt eigentlich Siare ? Was tut sie hier im Wald ? Ganz alleine ... aber sie scheint sich gut auszukennen. Und diese Wesen ... Doch dann reißt dich etwas aus deinen Gedanken. Es ist meine Stimme.

"Zauberhaft, nicht wahr? "
"Ja. So etwas schönes habe ich noch nie gesehen."
"Glaub mir, es gibt noch viel Schöneres. Vielleicht haben wir die Zeit, um dir ein paar andere Orte zu zeigen. Doch jetzt müssen wir erst einmal unser eigentliches Ziel erreichen."
"Wo gehen wir überhaupt hin ?"
"Wir gehen dir ein bisschen Ausrüstung besorgen. Die wirst du später brauchen."

Du nickst stumm. Ausrüstung ... wofür ? Doch du bist zu schüchtern um zu fragen und nimmst den Kessel, tauchst ihn in das kühle Wasser und folgst mir ebenso stumm zurück. Ein wenig später halten wir beide eine Schüssel Suppe in unseren Händen. Sie duftet nach verschiedenen Kräutern und einer Zutat, die du nicht identifizieren kannst. Du beginnst sie zu löffeln und beim ersten Schluck überkommt eine herrliche Wärme und ein unglaublich guter Geschmackt deine Zunge und deinen Körper.

"Das ist köstlich! Was ist da drin ? Ich kann die Kräuter herausschmecken, aber diese eine Zutat ..." fragst du mich erstaunt.

"Eine Geheimzutat. Ich habe sie vor langer Zeit entdeckt." Lächle ich dir zu. "Iss auf, wie haben heute noch einen langen Weg vor uns. Ich möchte vor Sonnenuntergang dort sein."

"Wo sein ?" Fragst du verwundert.

"Wir gehen eine alte Freundin besuchen." Erwidere ich mit einem leicht ironischen Unterton beim Wort 'Freundin'.
Du entschließt dich, lieber nicht nachzufragen. Du kennst mich schließlich kaum und willst mich auch nicht verärgern. Nachdem wir gegessen haben und alles zusammengepackt haben, ziehen wir los. Du hast keine Ahnung wohin, doch für dich scheine ich einen festen Weg im Sinn zu haben. Deshalb folgst du mir einfach. Irgendwie vertraust du mir, obwohl du mich kaum kennst. Es fängt nach einigen Stunden und ein paar Pausen an zu dämmern.

"Sind wir bald da ?" fragst du gähnend.

"Noch etwa 30 Augenblicke. Dann finden wir das Haus. Bis dahin wird es noch nicht dunkel sein." antworte ich ohne anzuhalten.

Du nickst und läufst wieder still neben mir her. Doch plötzlich sage ich etwas zu dir:

"Erzähl mir etwas über dich. Irgendwas. Ich möchte dich besser kennenlernen."

Verwundert, fast erschrocken und unvorbereitet auf die Frage, überlegst du kurz und beginnst, zu erzählen:

"Also ... ich lebe mit meinem Vater, meiner Mutter und meinen Brüdern zusammen am Rande der Stadt. Viel Geld haben wir nicht, aber es reicht zum überleben. Manchmal können wir sogar zusätzlich etwas kaufen, wenn das Geschäft gut läuft. Mein Vater ist Schmied, aber er bekommt nur selten Aufträge, für die er viel Geld bekommt. "

"Das meine ich nicht, " unterbreche ich, "ich möchte etwas persönliches über dich wissen. Etwas, das fast wie ein Geheimnis ist."

"Eh ... in Ordung. Ich habe mich schon immer etwas anders gefühlt als meine Brüder. Ich bin gerne im Wald und in der Natur allgemein. Das, was allen anderen gefällt, fand ich nie auch nur ansatzweise interessant. Ich war und bin immer die Außenseiterin/ der Außenseiter. Aber ich habe mich noch niemandem anvertraut. Außer dir jetzt."

Ich schmunzle und richte dann meinen Blick auf dich.

"Sehr gut. Weißt du, du bist besonders. Du bist jemand wie ich. Aber das wirst du schon noch erfahren. Erst einmal finden wir einen Platz zum schlafen. In ein paar Stunden wird es dunkel werden."

"Was meinst du mit besonders ?" fragst du mich.

"Du bist nicht wie deine Brüder oder deine Eltern. Auch nicht wie der Rest, der in der Stadt und auf dem Land wohnt. Du hast eine besondere Gabe, und diese müssen wir herausfinden."

"In Ordnung. Aber ... hast du auch eine Gabe, wenn du sagst ich bin eine wie du ?"

"Ja. Ich spüre jedes Wesen, dass sich in meiner Nähe befindet. Ich kann ganz genau fühlen, wo sie sich befinden. Deshalb kann ich sie, falls sie feindlich sind, besser bekämpfen und andere beschützen."

"Das ist bestimmt praktisch. Aber ... kann es nicht manchmal stören ?"

"Mittlerweile nicht mehr. Ich habe gelernt, mit der Gabe umzugehen. Wenn du deine gefunden hast,wirst du dich auch erst einmal damit zurecht finden."

Wir unterhalten uns noch etwas über die verschiedenen Gaben, bis es anfängt zu dämmern und wir an eine Wegspaltung gelangen.

"Verdammt. Die habe ich ja vollkommen vergessen." Murmle ich leise.

"Was jetzt ?" fragst du besorgt.

"Ich weiß nicht. Such du einen Weg aus. Wir werden früh genug merken, wenn wir einen anderen Weg nehmen müssen."

Was tust du ?

Option1: Du entscheidest dich für den  rechten Weg.

(Lies in Kapitel 5/Option 1 weiter.)

Option 2: Du nimmst den linken Weg.

(Lies in Kapitel 5/Option 2 weiter.)

Unheilschwestern.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt