Ich kannte diese Welt nicht

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Einige Orks stürzten sich förmlich auf Legolas, doch ich gab mein bestes um sie abzuwehren. Einigen konnte ich den Kopf abtrennen, anderen schnitt ich die Gliedmaßen ab. Überall war Blut, es gab keine Stelle an meinem Körper, die nicht voll von Orklblut war. Es stank sehr, doch ich wollte Legolas helfen und ignorierte es. In mir war ein Gefühl, dass mich dazu brachte, weiter und weiter zu kämpfen, mein Puls raste und ich merkte, wie ich immer schneller atmete. Die Orks waren aggressiv und kannten keine Gnade, sie waren wie Kampfhunde. Sie Grunzten, bellten und kämpften als wären sie dafür geboren. Vielleicht waren sie das ja auch. 
Ein Ork kratzte mir meinen ganzen Arm auf, ich hatte schmerzen und schrie auch einen kurzen Moment, doch ich versuchte mich am riemen zu reißen und unterdrückte den Schmerz, konzentrierte mich nun umso mehr auf meine Wut. Und dann schlug ich zu: Ich zog den Ork an seinem Arm, hielt sein Kopf fest und rammte ihn mein Schwert mitten ins Gesicht. Er fiel zu Boden.
Es war kein Ork mehr zu sehen, nur ein Geheule, welches sich anhörte wie das Geheule von Wölfen, war zu hören. Wir hatten es geschafft. Vorerst. 
Völlig außer Atem stellte ich mich neben Legolas. Er schaute mich an, legte sein Arm um mich, zog mich zu sich und gab mir einen Kuss auf's Haar.
''Danke'', murmelte er.
Er ließ mich Blitzartig wieder los und kletterte wieder dort herauf, wo ich herunter gesprungen war. Er wollte wohl wieder zu Tauriel, und ich wollte wissen wie es Kili geht also lief ich ihm hinterher. Ich schwang mich zu einem der Holzplatten die an der Stelle befestigt waren, an der ich herunter gesprungen war und zog mich wieder rauf. Ich war völlig außer atem und ich fühlte mich sehr Schwach.
Aus der Hütte hörte man kein geschreie mehr. Ich lief herein und sah Kili, der auf dem Tisch saß, auf dem er vorher vor Schmerzen kaum gerade liegen konnte. Ich war erleichtert und ließ mich einfach auf den Boden fallen. Ich war ausgepowert, hatte ehrlich gesagt keine Kraft mehr dazu, zu stehen. Alle schauten zu mir.
''Was ist mit dir?'', fragte Legolas der sich besorgt vor mich kniete. 
''Ich glaube, das war zuviel des guten'', meinte ich und versuchte zu lächeln. Ich streckte ihm meine dreckigen Arme entgegen und stöhnte genervt. ''Fühlt sich an, als würde ich mich in ein Ork verwandeln, so dreckig bin ich''
Kili stand auf und lief auf mich zu. Legolas schaute hinter sich, guckte etwas genervt und stand dann auf um zu Tauriel zu gehen. 
Kili reichte mir die Hand. ''Wir gehen zum Wasser, ich helfe dir, deine Klamotten sauber zu machen. Ich bin's dir Schuldig''
Sein Blick war zu unschuldig, ich konnte einfach nicht nein sagen. Ich griff nach seiner Hand und er zog mich rauf. 
''Mir nach''
Wir liefen von der Hütte aus einen weg lang, der etwas bergab ging. Weiter unten war dann das Wasser. Ich zog meine Tunika aus und kniete mich hin. Mein Shirt, welches ich unter der Tunika trug, war zwar auch dreckig, aber ich wollte wirklich nicht nur mit einem BH dort sitzen. 
Ich versuchte es sauber zu schrubben, was mir auch irgendwann gelang. 
''Zieh solang etwas von mir an'', meinte Kili und reichte mir ein riesengroßes Gewand.
Ich musste grinsen. ''Wieviel hast du eigentlich an?''
Kili lächelte und sagte: ''Genug''
Ich machte mir Hände, Arme und Schulter sauber und zog das Gewand an. Es war mir zu groß, das war klar, doch ohne wäre es ziemlich kalt gewesen. Außerdem war es eine nette Geste von dem Zwerg. 
''Wenn du es über den Kamin hängst, wird es in ein paar Stunden trocken sein.''
''Ob wir solang Zeit haben?'', fragte ich ernst. Kili seufzte. 
''Ich wusste, dass du meine Hand gehalten hast, als ich schmerzen hatte. Danke.''
Das überraschte mich. Ich hatte Gedacht, er hätte es nicht bemerkt oder wieder vergessen. Aber er hatte es bemerkt und es bedeutete ihm wohl was. 
''Niemand sollte allein sein in so einer Situation''
Eine unangenehme Stille herrschte nun zwischen uns. So etwas gab es bei mir und Legolas noch nie, außer an dem Tag, an dem ich ihm das erste mal traf. Es kam wir vor, als wäre es schon Wochen her gewesen. Verging die Zeit so schnell? Mir ist nicht aufgefallen, wie oft es schon Tag und Nacht war. Ich hatte es nicht gezählt. Ich hatte das Zeitgefühl verloren, und das machte mir ein wenig sorgen. 
Ich drehte mich um und lief wieder in die Hütte. Ich wusste nicht, warum ich einfach ging, aber ich wollte es so. Ich fühlte mich nicht gut, alleine mit jemandem zu sein, den ich im endeffekt nicht kannte. Er war ein Gefangener in Thranduils Hallen, wieso sollte er mir nicht einfach etwas tun? Ich wusste, dass es Idiotisch war so zu denken, aber um Gottes Willen, ich kannte diese Welt nicht. Doch Legolas kannte ich, und ich traute ihm, bei ihm fühlte ich mich Sicher. Legolas war ein Freund, er war alles, was ich hatte. Kili war jemand, den ich frei ließ, weil ich Mitleid hatte. 
Ich betrat die Hütte und suchte Legolas, doch dann sah ich etwas, was mir ein komisches Bauchgefühl gab. Eigentlich hatte ich kein Grund dazu, irgendetwas bei diesem Anblick zu fühlen, doch ich tat es. Legolas stand dort, mit Tauriel. Er hielt sie im Arm und roch an ihrem Haar, und er schaute sie an.. Und wie er sie anschaute. Ich wusste nicht, ob ich glücklich darüber war, sie so zu sehen oder traurig. In dem Moment hatte ich Angst, dass er mich verlassen könnte, weil er bei Tauriel sein wollte. Ich hatte Angst.
Es war schon komisch. Die ganze Zeit über hatte ich selten Angst, ich war mutig und taff gewesen, doch in dem Moment, in dem ich dachte, ich könnte Legolas verlieren überkam mich die Furcht, ich zitterte und fürchtete mich in den Moment vor allem. Ich fürchtete mich davor, allein zu sein. Ich wollte nicht allein sein. Ich kannte diese Welt doch nicht.

Eine Reise nach Mittelerde (Hobbit FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt