Teil 9

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Monate vergingen, Tag für Tag langsam und doch im gesamten schneller als uns lieb war.

Der Tag der letzten Prüfungen war einer jener mit zwei Gesichtern. Einerseits die Freude, die Prüfungen überstanden zu haben und anderer-seits das Gefühl der Endgültigkeit.

Die Schulzeit war vorbei und es war Zeit in einen neuen Lebensabschnitt überzugehen. Glücklicherweise hatte ich einen Job als Ranger bekommen, den im Oktober antreten konnte. Sasha würde ebenfalls ab Oktober als Sport Journalistin für eine Regional Zeitung arbeiten.

Das letzte große Highlight unserer Schulkarriere stand nun an. Der Abschlussball.

Indem bodenlangem Kleid das Sasha trug sah sie aus wie ein Engel. Schlicht in Weiß gehalten, doch mit Spitze, die aussah wie Schneeflocken am Ausschnitt und an den Ärmeln. Nie zuvor sah sie so bezaubernd aus, wie an diesen Abend.

Lange hatte ich mir zuvor überlegt, was ich ihr zum Abschluss schenken wollte bis mir die Idee kam.

Ein silbernes Fußkettchen mit einem Wolf-, einem Schneeflocken- und einem Herzanhänger.

Anscheinend schien ich ihren Geschmack getroffen zu haben, denn sie strahlt über das gesamte Gesicht, als sie es sah und legte es sofort an.

Meine Eltern machten unzählige Fotos von uns, danach fuhren sie uns zur Sporthalle, in der der Ball stattfinden sollte. Als meine Eltern sich wunderte, wem das Auto gehörte, dass mit Klopapier eingerollt war, mussten wir mühsam gegen das Lachen kämpfen.

Wir gingen in die Sporthalle hinein, in welcher Quinn und Quill auf uns warteten. Quill's Begleitung war Rose, Mitglied des Beachvolleyballteams. Quinn war mit Phill, einem Rudel-mitglied dort. Sie hatte solange auf eine Einladung von Walden gewartet, dass sie schließlich Phill um einen Gefallen bitten musste. Vielleicht war es ihr ein Trost, dass sie mit Sicher-heit nicht die einzige in dieser Situation war. Hoffentlich, dass sie mit Phill einen äußerst gutaussehenden Studenten an der Seite hatte.

Gemeinsam gingen wir hinein und direkt auf die Tanzfläche. Langsam tanzte ich mit Sasha in meinen Armen, wobei es eher ein sachtes durch-den-Raum schleichen war als Tanzen. Doch Sasha schien sich nicht wirklich daran zu stören.

Sie beugte sich an mein Ohr: „Theo, schau unauffällig zur Bar." Als ich das Tat, sah ich Phill und Quinn, wie sie in einem unbeobachtetem Moment drei Flaschen Rum aus einem Versteck hervorzauberten und den Alkohol schnell in den Punsch kippten. Ich zwinkerte ihnen zu und widmete mich wieder Sasha.

Wir tanzten noch eine Weile und setzen uns später an den Tisch. Dann kam der Moment andem Sasha auf die Bühne musste. Sie war Jahrgangsbeste und hielt somit eine Rede. Gebannt hörte ich ihr zu, als sie dort oben stand und zu reden begann.

Hallo Leute,

ich bin ehrlich gesagt ewig gesessen und hab mir den Kopf darüber zerbrochen was ich euch sagen möchte. Ich wollte nicht den üblichen Mist erzählen, sondern euch was mitgeben. Obwohl es einfacher ist die Rede im Internet zu suchen und euch dass berauschende Ergebnis von 10 Minuten Recherche vorzubeten, sind die eigenen Werte doch wichtiger. Es ist wichtig eine eigene Meinung zu allem Möglichen zu haben. Ideen, die einem ewig im Kopf herumspuken, umzusetzen. Wir sind jung, wir ma-chen manchmal Fehler, und doch ist es wichtig mal Fehler zu machen. Erfahrungen zu sammeln, gute wie schlechte. Wir sollten es nicht auf morgen schieben, denn die Zeit läuft gegen uns manchmal. Ich will nicht wissen wieviel von uns in 8 Jahren mit zweieinhalb Kindern in einem Reihenhaus in der Vorstadt wohnen und ein Hund namens Roxy haben. Die Zeit bis dahin ist beschränkt, also genießt und nutz sie. Verschwendet sie sinnvoll. Und nehmt so viel mit wie ihr könnt. Und jetzt genug der schönen Worte. Feiert brav und genießt den Abend.

„Gut gemacht, Snow." lobte ich sie, als sie zurück an den Tisch kam. Mit ihr auf meinem Schoss sitzend beobachteten wir die Leute und tranken Punsch.

Was wir jedoch besser wussten als die anderen war, dass dieser einige Neben-wirkungen hatte, weshalb wir diesen mit Vorsicht genossen. Ganz im Gegensatz zu den meisten anderen, weshalb wir schon bald die ersten Betrunkenen beobachten konnten. Zu sechst amüsierten wir uns Köstlich über das Schauspiel.

Der unumstrittene Höhepunkt war jedoch, als Serina, Cheerleaderin und die Begleitung Waldens, Walden während des Tanzens ankotzte. Wir lachten uns dumm und dämlich darüber.

Quinn hatte diesen selbstzufriedenen Ausdruck im Gesicht, als sie lautstark lachend mit Phill ein klatschte. Ganz offensichtlich war die Ironie der Situation befriedigend für sie.

Als Serina dann auch noch in ihrer eigenen Kotze ausrutschte, fischte Quinn ihr IPhone aus ihrer Tasche und verewigte diesen Moment. Da Serina einer dieser Hirnlosen Barbies war, tat sie mir nicht einmal leid.

Um zwei Uhr morgens wurden wir beide schließlich so müde, dass wir aufbrachen. Da es schon Mai war, konnten wir zu Fuß nachhause gehen.

Obwohl ich sehr müde war, gab es da noch etwas, dass ich tun musste. Also ging ich zuhause sofort ins Bad und holte den Schlüssel, den ich schon vor Wochen hatte anfertigen lassen. Mit dem Schlüssel in der Hand war die Müdigkeit wie weggeblasen. Stattdessen breitete sich in mir eine Nervosität aus.

Als ich zurückkam trug sie schon eines meiner Shirts und war ganz offensichtlich bereit schlafen zu gehen. Langsam ging ich auf sie zu, und in meinem Kopf schwirrten nur so die Worte umher. Ungeordnet wie Buchstabensuppe. Ich brauchte noch einen Moment um tief durchzuatmen, bis ich schließlich begann: „Sasha, ei-gentlich wollte ich noch ein wenig warten, doch deine Rede hat mich heute wirklich bewegt. Gelegenheiten am Schopf packen und so." Gespannt blickte sie mich an bis ich schließlich fortfuhr: „Ich dachte dass wir beide eine gemeinsame Zukunft führen wollen, weswegen ich dich bitten möchte bei mir einzuziehen. Endgültig."

Mit diesen Worten gab ich ihr den Schlüssel und wartete auf ihre Antwort, die prompt in Form eines Kusses kam. Der Kuss entfachte das Feuer meiner Leidenschaft zu ihr und so verbachte ich auch diese Nacht damit, so wie in vielen zuvor, sie ausgiebig zu lieben.

Am nächsten Tag begannen wir schon früh, ihre Wohnung endgültig auszuräumen und zu putzen. Anstrengend war es allemal, doch war die Zufriedenheit die ich bei dem Gedanken, dass sie nun bei mir wohnte, jeden Tropfen schweiß zehnmal wert.

Denn nun war die Grundlage für eine gemeinsame Zukunft, ein gemeinsames Leben und schöne Erinnerungen, auf die wir mal zurück-schauen würden, geschaffen. Wir mussten nur noch etwas daraus machen.

Schrei des Wolfes | Theodore und Sasha #platinaward2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt