Die Tochter des Strange

Mediation

Heute ist Sonntag. Die Ärzte lassen mich erst morgen gehen. Mir geht es prima und ich würde gerne nach Hause, doch sie wollen wissen, wie ich es geschafft habe, nicht auf der Intensivstation zu landen. Daher bin ich an irgendwelchen Geräten angeschlossen, die Puls, Atmung uns so was messen. Die Kabel nerven tierisch, vor allem, wenn man aufs Klo muss. Doch ich darf sie nicht ab machen.
Da die Besuchszeit erst in drei Stunden beginnt, versinke ich in Gedanken. Dieses Gefühl, das Gefühl, während ich ein Geist war, war unglaublich. Es war befreiend, wohlig, friedlich, schwerelos und auch energiegeladen. Ich muss dieses Gefühl noch mal haben. Dieses Gefühl noch mal erleben! Doch ich will dafür körperlich nicht noch mal sterben.
Allerdings ist das Verlangen nach diesem Gefühl so groß, dass ich mich glatt dafür umbringen würde. Bitte verurteilt mich dafür nicht. Aber was kann ich machen, um das zu erreichen? Im Internet habe ich schon recherchiert. Doch nirgends steht etwas darüber, dass es schon mal vorgekommen ist, dass sich Geist und Körper voneinander getrennt haben.
Allerdings stand da was von Meditation und Geistiges Wohlbefinden. Vielleicht erreiche ich ja durch Meditation nochmal diesen Zustand. Jedoch habe ich noch nie meditiert, oder daran gedacht zu meditieren. Also versuche ich es mal auf gut Glück. Im Lotusblüten-Sitz mache ich es mir auf dem Bett bequem. Dann schließe ich meine Augen und atme gleichmäßige ein und aus. Es beruhigt zwar, dennoch geschieht nichts. Aber ich lasse mich nicht entmutigen und versuche es weiter. Zwei Stunden vergehen, ohne jegliches Ergebnis. Doch dann tut sich was. Ich kann es nicht genau beschreiben, aber irgendwie löst sich mein Geist von meinem Körper. Es fühlt sich so an, als würde man ein Pflaster von der Haut ziehen. Doch letzten Endes schwebe ich wieder als Geist im Raum. Endlich habe ich dieses Gefühl wieder. Es ist einfach nur . . . befreiend. Plötzlich piepst Etwas. Eines der Geräte schlägt Alarm und sofort kommt ein Arzt mit einer Schwester im Schlepptau ins Zimmer.
,,Ihr Puls ist ungewöhnlich niedrig. Aber warum sitzt sie so komisch da?" fragt die Schwester. ,,Es sieht so aus, als würde sie meditieren. . . Sarah geht es gut. Wir müssen uns keine Sorgen machen." sagt der Arzt beruhigt, nachdem er ein paar Tests gemacht hat. Wow, das ist einfach nur geil. Ich bin wirklich ein Geist und niemand sieht mich. Warte . . . Ein Geist . . . Kann ich dann auch durch Wände gehen? Grinsend versuche ich es aus. Vorsichtig lege ich eine Hand an die Wand und drücke dagegen. Leider klappt es nicht. Aber egal, ich bin ein Geist und kann schweben!!
Vielleicht kann ich mich ja kopfüber an die Decke stellen. Wieder probiere ich es aus. Behutsam drehe ich mich und stehe tatsächlich an der Decke! Wie geil ist das denn?!
Plötzlich klopft es an der Tür und meine Freunde kommen rein. ,,Wieso sitzt sie so komisch da?" fragt Josh verwirrt. ,,Keine Ahnung. Sieht so aus, als würde sie im sitzen schlafen." meint Clara. ,,Wollen wir sie wecken?" fragt Timothy. Da die anderen nicken, rüttelt er leicht an meinem Körper.
Verschmitzt grinse ich, denn ich will sie ein bischen auf den Arm nehmen.
Daher schwebe ich zu ihnen rüber und stelle mich hinter Clara. Dann tippe ich sie an. Erschrocken dreht sie sich um. ,,Was ist?" will Josh wissen.
,,Mich hat gerade was angetippt." sagt sie leicht panisch. ,,Wie, an . . . Aaah, mich gerade auch." Gott, die müssten mal ihre Gesichter sehen. Und um das zu toppen, verbinde ich mich wieder
mit meinem Körper. Gerade versucht
Timothy wieder mich zu wecken. Als er sich schulterzuckend zu den anderen Beiden umdreht, schnelle ich hoch und gebe ein Buuhh von mir.
Sie erschrecken sich alle samt so sehr, dass ich mich gefühlt zu Tode lachen. Ich lache sogar Tränen. ,,Leute . . . Ihr hättet eure Gesichtsausdrücke sehen . . . solle. Oh, war das gut!!!" lache ich.
,,Du hast uns voll erwischt, mit deinem Buh . . ." lachen nun auch meine Freunde. ,,Aber auch mit dem antippen..." meine ich gespielt verschwörerisch. ,,Wie meinst du das? Und woher weißt du das?" Verwundert gucken sie mich an. ,,Immerhin war ich es." grinse ich.
,,Du?! Aber wie soll das gehen?"
,,Okay, aber bitte glaubt mir: Ich kann meinen Geist von meinem Körper trennen. Das ist mir auch gestern schon passiert." ,,Ernsthaft? Beweise es." verlangt Clara. ,,Gebt mir Zeit."
Ich hoffe, dieses Mal geht es schneller. Also schließe ich wieder meine Augen und konzentriere mich. Und Tatsache, es klappt innerhalb von einer Minute.
Um ihnen zu signalisieren, dass es funktioniert hat, nehme ich mein Handy. Das schwebt dann natürlich auch. ,,Wow, alter, das Handy schwebt." staunt Tim.
Damit ihr mir auch glaubt. Hier bin ich, also mein Geist...
Tippe ich auf mein Handy und zeige es ihnen dann. ,,Okay, Sarah, wir glauben dir. Aber bitte komm wieder." meint Josh. Ich tue wie gebeten und gucke sie grinsend, aus meinem Körper raus, an. ,,Ich hab mal recherchiert und nichts darüber gefunden. Nur bei Dr. Strange. Aber das ist ja bloß Fantasy." berichte ich noch. ,,Hm, wirklich komisch. Aber irgendwie auch voll cool." meint Clara grinsend. ,,Ich weiß und ich möchte das noch ausbauen. Ich weiß zwar nicht wie, aber irgendwie halt." sage ich entschlossen. ,,Versuch doch mal, dass man dich als Geist sieht. Das wär doch mal was. Oder was meint ihr?"
schläft Josh vor. ,,Hm, keine so schlechte Idee."

Die ganze restliche Woche habe ich versucht, meinen Geist auf irgend eine Art und Weise für dir Anderen sichtbar zu machen. Dabei habe ich allerdings nur die Fähigkeit verbessert, Geist und Körper noch schneller voneinander zu trennen. In zwischen kann ich es innerhalb von 30 Sekunden und darauf bin ich echt stolz. Auch habe ich ausprobiert, ob mein Körper verletzt wird, wenn sich mein Geist verletzt. Tat mir zwar etwas weh, aber immerhin weiß ich jetzt, dass wenn mein Geist verletzt wird, meinem Körper nichts geschehen kann. Eine sehr nützliche Information. Jetzt versuche ich, meinen Geist durchlässig zu machen. So, dass ich durch Wände gehen kann oder Dinge durch mich hindurch gehen. Witziger Weise bekomme ich die Chance zu üben in dem für mich unwichtigstem Fach. Und zwar Philosophie. Wir haben voll die mentale Lehrerin. Die ist so im Sinne von: Und jetzt geht ihr tief in euch und forscht nach eurem größten Verlangen. Oder: Empfangt das Shakra, welches euch umgibt und nehmt seine Energie in euch auf .
,,So, heute machen wir mal eine meditations Stunde. Findet euer inneres Shakra." kündigt sie an.
Alle seufzen genervt, doch ich freue mich innerlich darüber. Doch so sehr ich mich auch bemühe, ich schaffe es einfach nicht. Naja, man kann nicht alles sofort erreichen. Übung macht den Meister, sag ich nur.