Mentor

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Durch das Portal gelangen wir in einen mit Matten belegten Raum. Er erinnert sehr an einen Tempel, was es ja auch ist. ,,Das hier ist mein Meditationsraum. Wenn du mich suchen solltest, ich bin die meiste Zeit hier." sagt er mir. Ich nicke und wir verlassen den Raum. Gemeinsam gehen wir einen langen Flur entlang, bis er vor einer Tür stehen bleibt.
,,Das ist ab jetzt dein Zimmer." Mit diesen Worten öffnet er die Tür und ich betrete den kleinen Raum. Es stehen nur ein Bett, ein Nachttisch und ein kleiner Schrank im Zimmer. Alles ist sehr schlicht gehalten. Eine weitere Tür führt ins Bad. Auch hier ist nur das Nötigste. Toiletten, Dusche und Waschbecken. ,,Richte dich erst mal hier ein, mach es dir bequem.
Um 20:00 Uhr gibt es Essen." lächelt er. ,,Danke Doktor." ,,Bitte duze mich." ,,Okay, danke Stephen." Als er draußen ist, räume ich erst mal meine Sachen in den Schrank und lege mich danach ins Bett.
Nachdem ich ein wenig gedöst habe, stehe ich wieder auf und mache mich auf zum Abendessen. Ich trete auf den Flur und überlege, in welcher Richtung wohl der Speiseraum ist. Da ich keine Ahnung habe, folge ich einfach den lauten Stimmen. Kurz darauf lande ich wirklich in der Mensa. Dort sitzen schon mehrere Personen, die sich unterhalten. Ich nehme mir eine Schüssel Reis mit Soße und suche mir einen Platz.
,,Entschuldigung, ist hier noch frei?" frage ich einen jungen Mann. ,,Ja, setzt​ dich ruhig." sagt er lächelnd. ,,Danke . . . Ich heiße übrigens Sarah." stelle ich mich vor, während ich mich hinsetze.
,,Ming. Du bist neu hier, oder?" ,,Das stimmt. Seit heute." ,,Von wo kommst du?" ,,Aus Deutschland. Wie lange bist du schon hier?" ,,Ich komme von hier und bin schon ein Jahr in diesem Tempel."
So unterhalten wir uns eine Weile, während wir essen. Plötzlich tritt jemand hinter mich. ,,Sarah, ich habe veranlasst, dass du morgen neue Sachen bekommst. Das..." Dabei deutet Dr. Strange auf die für ihn untypischen Anziehsachen... ,,ist für den Tempel unpassend." Ich nicke bloß. ,,Ach Doktor, in welche Trainings-Gruppe werde ich eingeteilt?" frage ich ihn. ,,Du kommst in keine, ich werde dich unterrichten." antwortet er mir sachlich. ,,Oh, wow. Okay." Wow, cool! Ich werde von Doktor Stephen Strange persönlich trainiert. Der ist auch schon wieder verschwunden.
Ming guckt mich mit großen Augen an. ,,Was ist, Ming?" will ich wissen.
,,Der Doktor hat noch nie jemanden persönlich unterrichtet. Das kann dir eine Ehre sein." ,,Ich fühle mich schon geehrt, seit er bei mir aufgetaucht ist."

Morgens wache ich ausgeschlafen auf. Mit guter Laune gehe ich ins Bad und mache mich frisch. Als ich wider mein Zimmer gehe, liegen neue Sachen auf dem Bett. Es ist eine Art Mönchskleidung, so, wie sie auch Stephen hat. Ebenfalls in einem dunklen Blau. Dazu stehen vor dem Bett auch noch passende Schuhe. Sie sind stabil, bequem und beweglich.
Ich ziehe mir also meine neuen Klamotten an und gehe in den Mediraum von Doktor Strange. So nenne ich den Raum, in dem er meditiert. ,,So, da bin ich. Was machen wir als erstes?" frage ich voller Enthusiasmus. ,,Als erstes zeigst du mir, was du schon kannst." meint Strange. ,,Okay, aber das ist nicht Viel." sage ich noch, bevor ich meinen Arm ausstrecke und die Spiegeldimension öffne. ,,Gut. Und was weißt du über diese Dimension?"
,,Egal, was man dort macht, es hat keinerlei Auswirkungen auf diese Welt. Sie ist also gut geeignet fürs üben." ,,Richtig. Dann schließe sie mal wieder und löse deine Astralgestallt von deiner körperlichen." Wie mir geheißen, setze ich mich auf den Boden und löse meinen Geist von meinem Körper. ,,Sehr gut." lobt mich
mein Mentor, der auch zum Geist geworden ist. ,,Könntest du mir zeigen, wie mann mit dem Geist in die echte Welt gehen kann? Bis jetzt habe ich es noch nicht es geschafft." bitte ich ihn. ,,Natürlich. Du greifst einfach in die Luft, als würdest du dort etwas ergreifen und ziehst dann deine Hand runter." erklärt er und macht es dann vor. Ein Loch tut sich in der Dimension auf. ,,Und jetzt du." Auch ich greife wie er in die Luft und öffne, erstaunlicher Weise sofort, ein Loch.
,,Okay, das sieht gut aus. Nun verbinde dich wieder mit deinem Körper und ich zeige dir was."
,,Okay und was möchtest du mir zeigen?" frage ich, nachdem ich wieder Eins bin. ,,Die Bibliothek. Ich glaube du lernst sehr schnell und daher möchte ich dir für nachher ein paar Bücher zur Seite legen." ,,Das hört sich gut an." Stephen führt mich den Gang entlang zur Bibi. Sie ist voller alter Bücher, die sehr geheimnisvoll aussehen. Manche stehen normal im Regal, andere hängen an Ketten gebunden. Das müssten wohl die sehr wichtigen sein. Strange sucht min vier Bücher raus und wir gehen zu dem Tisch, der mitten im Raum steht. ,,Wong?" ruft Stephen. ,,Ja, was kann ich tun?" fragt der stabile Mann, der gerade um eine Ecke biegt. ,,Lege die Bücher bitte zur Seite. Sarah wird sie sich später abholen." Wong guckt mich einmal kurz an, dann den Doktor. Er nimmt die Bücher und verschwindet mit ihnen. ,,Okay, dann komm mal mit auf die Terrasse. Dort werden wir ab heute immer trainieren." Und damit geht er los. Ich eile ihm hinterher und lande auf einer sehr schönen Terrasse. Dort üben auch schon andere Schüler mit ihren Mentoren.
Darunter ist auch Ming, der mich anlächelt, als er mich sieht. Ich lache zurück. ,,So, bevor du überhaupt die Magie erlernst, musst du lernen, wie du richtig kämpfst. Hast du so etwa schon mal gemacht?" beginnt mein Mentor den Unterricht. ,,Ja, ich habe sieben Jahren Tea Kwon-Do gemacht, aber vor einem Jahr damit aufgehört."
Ob ohr es glaubt oder nicht, ich habe.das wirklich gemacht, und heute kommt es mir zu Gunsten. ,,Na dann. Fangen wir also an."

Stunden lang trainieren wir Angriffs- und Verteidigungstechniken. Es unglaublich anstrengend, macht aber auch irgendwie Spaß. Stephen verbessert mich nur ab und zu, ansonsten kämpfen wir. ,,Können wir mal Pause machen? Ich kann langsam nicht mehr..." keuche ich. ,,Natürlich. Trink erst mal was." Mein Mentor ist nur ganz leicht außer Atem, was mich echt beeindruckt. Nachdem ich was getrunken habe, spricht er weiter.
,,Das hast du wirklich gut gemacht, Sarah. Deine Technik ist gut, kann aber noch verbessert werden. Ausdauer hast du auf jeden Fall und das ist das wichtigste, wenn man kämpft. Wenn dir die Kraft ausgeht, hast du sofort verloren. Aber du hältst lange durch. Gut gemacht!" lobt er mich. Stolz und Freude, aber auch Trauer und ein wenig Verzweiflung liegt in seinen Augen. Tief verborgen, aber ich kann es sehen. ,,Alles in Ordnung? Du siehst irgendwie traurig aus." spreche ich ihn direkt darauf an. ,,Ach, das ist nichts. Ich überlege nur." meint er. ,,Okay, Sarah, ich glaube das war genug für heute. Hol dir deine Bücher und ruhe dich aus. Morgen geht es an die Magie." sagt er dann und geht von Dannen.

Mit einem der Bücher in der Hand sitze ich auf meinem Bett und blättere durch die Seiten. Es sind mehrere Bewegungen abgebildet und erklärt, die zu unterschiedliche magische Dinge führen. Ich studiere diese Bewegungen bis spät in die Nacht. Viele von ihnen mache ich langsam nach, um sie mir besser merken zu können. Irgendwann habe ich dann alle Bücher durch und schlafe tot müde und mit leerem Magen, da ich während des Essens gelesen habe, ein.

,,Sarah, du siehst ja echt müde aus. Was hast du gemacht?" fragt mich Ming am nächsten Morgen während des Frühstücks. ,,Ich habe die ganze Nacht durch Bücher studiert." nuschlel ich, währen ich Müsli esse. Ja, hierin Nepal gibt es Müsli. ,,Bücher?" Mit hochgezogenen Augenbrauen mustert er mich. ,,Ja, Bücher. Ich will ja immer hin was lernen."
Nachdem ich drei Schüsseln Müsli verdrückt habe, stehe ich auf, verabschiede mich von Ming und gehe zu Strange auf die Terrasse.
,,Morgen Stephen." begrüße ich ihn müde, aber voller Elan. ,,Morgen Sarah. Wir fangen sofort an. Erst ein mal was leichteres. Öffne ein Portal."
fängt er direkt an. ,,Dazu bräuchte ich so einen Ring." Strange greift in seine Tasche und überreicht mir einen goldenen Ring. Also eher sind es zwei Ringe, die miteinander verbunden sind. Auf dem Ring sehe ich etwas Eingraviertes. ,,Wofür steht S.S.? Für Stephen Strange, oder Was?" frage ich ihn einfach. ,,Nicht direkt . . . Aber jetzt fang mal an." Wieder liegt etwas Trauer in seinen Augen. Irgend etwas ist da, was er nicht sagen möchte. Ich weiß nur nicht was. Aber jeder Mensch hat Geheimnisse.
Ich strecke also meine Hand mit dem Ring aus und mache mit der anderen Hand kreisende Bewegungen. Dabei denke ich an ein Portal, das nach Neuseeland führt. Kurz schließe ich meine Augen und konzentriere mich darauf. Als ich Etwas knistern höre, öffne ich meine Augen wieder. Vor mir entstehen orange Funken, wie bei einer Wunderkerze. Ein Kreis bildet sich und er wird immer größer und größer. Bis ein vollständiges Portal vor mir steht. ,,Gut, schließe es wieder und mache dieses hier..."

So trainieren wir gemeinsam eine lange Zeit. Ich habe echt Spaß dabei und freue mich immer wieder, wenn ich etwas Neues hinbekomme.
Am Ende des Trainings kann ich dann ein Portal öffnen, Schutzschilde vor meine Hände projezieren und und einen magischen Energie-Stab hervorbringen. Und darüber freue ich mich sehr.

Die restlichen Tage trainiere ich fleißig weiter. Kampf und Magie. Es ist teilweise echt anstrengend, aber es lohnt sich.
Jetzt ist es Sonntags Morgen und ich packe schon mal meine Tasche. Frühstücken möchte ich zu Hause, bei meinen Eltern. Doch bevor ich zu ihnen gehe, möchte ich noch mal mit Stephen sprechen. Also begebe ich mich in seinen Mediraum. ,,Entschuldigung, kann ich kurz stören?" frage ich leise, da Viele noch schlafen. ,,Natürlich . . . Du möchtest gehen, nicht wahr?" ,,Ja, aber ich werde auf jeden Fall wieder zurückkommen. Ich wollte noch fragen, ob du mir ein Atest für die Schule schreiben kannst." ,,Das mache ich. Was soll ich schreiben, was du hattest?" ,,Ein erneuter Schwächeanfall." Der Doktor nickt, holt ein Atest und schreibt etwas darauf. ,,Hier . . . Sarah, ich wollte dich mal was fragen. Etwas persönliches." ,,Ja?" ,,Kann es sein, dass du adoptiert bist?" fragt er vorsichtig. ,,So ist es. Woher weißt du das?" ,,In deinem Haus standen keine Bilder von dir als Babay. Und davon gibt es meistens am meiste Bilder."
,,Ah, gut beobachtet. Aber es stimmt. Meine Mutter gab mich in ein Heim, warum auch immer. Meinen Vater habe ich nie kennen gelernt." gebe ich zu. Stephen guckt kurz weg, als würde er überlegen, doch dann lächelt er mich an und verabschiedet sich von mir. ,,Bis nächstes mal. Komm einfach, wenn du Zeit hast."
,,Bis dann." lache ich zurück und öffne ein Portal zu meinem Haus.
Den Ring mit dem S.S. hat er mir geschenkt. 'Damit ich wann immer ich will, wo immer ich will hin kann'.
Das waren seine Worte.

Die Tochter des StrangeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt