Feuer

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Als erstes haben wir Chemie. Mit eines meiner lieblings Fächer. Heute hat die Lehrerin ein Experiment angekündigt. Sie erklärt zwar, was genau wir machen und warum, aber ich vergesse es sofort wieder. In solchen Dingen habe ich ein Ultra -Kurzzeit - Gedächtnis. Jedenfalls nehme ich mir einen Bunsenbrenner, andere Dinge, die ich benötige und die passenden Chemikalien. Ich möchte gerade den Brenner anmachen, als ein Marker schützender Schrei aus dem hinteren Teil des Klassenraums ertönt. Alle drehen sich um und starren auf das entfachte Feuer! Die Lehrerin reagiert sofort und drückt den Not-aus-Knopf und das Gas strömt nicht mehr aus dem Brenner. Doch das Feuer fackelt weitet und erhascht die Bücher und Hefte der Schüler. Es wird immer größer und größer! ,,Alle raus hier, das Feuer gerät außer Kontrolle!" sagt die Frau mit ruhiger Stimme. Sofort rennen alle panisch aus dem Raum. Nur ich bleibe hier. Ich habe Fähigkeiten, Fähigkeiten, die ich einsetzen kann . . . muss. Also stelle ich mich in sicherer Entfernung vor das Feuer, schließe die Augen und konzentriere mich. ,,Sarah! Was machst du da?! Komm endlich!" ruft Josh panisch und versucht mich mit sich zu zerren. ,,Lass mich!" sage ich, schärfer als gewollt. Er schreckt zurück, doch gibt nicht auf. ,,Sarah, bitte!!" Ich blende ihn einfach aus und denke an einen großen Kristall-Spiegel. Das muss jetzt einfach klappen. Mit der Hand wische ich wieder durch die Luft und das Tor zu der Spiegel-Welt öffnet sich. Konzentriert ziehe ich das Tor Richtung Feuer und sauge es langsam in die andere Dimension. Stück für Stück verschwindet das Feuer aus dem Raum. Als es endlich komplett verschwunden ist, schließe ich des Spiegel wieder. Langsam drehe ich mich zu Josh um. In zwischen stehen auch noch Tim und Herr Lutz vor mir. Wieso sind die denn jetzt hier?
Alle starren mich ungläubig an. ,,S-sarah, wie hast du das denn gemacht?!" fragt Tim verwirrt. Doch ich antworte ihm nicht. Denn dieser Akt hat mich viel Kraft gekostet und ich sinke erschöpft zu Boden. Och bin so müde, dass ich direkt einschlafe.

Irgendwann wache ich in einem hellen, weißen Raum auf. Es ist totenstill, bis auf ein stetiges Piepsen.
Mir ist sofort klar, ich bin in einem Krankenhaus. Jetzt bin ich innerhalb von fast drei Wochen, zwei mal im Krankenhaus gelandet. Echt reife Leistung, Sarah. Das kannst such nur du schaffen. ,,Sarah . . . Du bist wach, endlich." ertönt eine sanfte Stimme neben mir. Ich erkenne sie sofort. Es ist die Stimme meiner Mutter. ,,Was ist passiert? Die Ärzte sagten, ein Feuer ist ausgebrochen, doch du hast keine Rauchvergiftung. Josh meinte, du bist einfach zusammengebrochen."
,,Ja, so war es. Warum im zusammengebrochen bin, weiß ich nicht." Natürlich weiß ich es, nur kann ich es nicht sagen. Sie würde mich für verrückt erklären. Eine Weile schweigen wir. Plötzlich klopft es an der Tür. Der Arzt tritt ein. ,,Sie sind also wieder wach. Schön. Da sie nur einen leichten Schwächeanfall hatten, dürfen sie das Krankenhaus heute noch verlassen." berichtet er mir. Da freue ich mich. Sehr! Denn ich hasse Krankenhäuser. Die sind so trist und trostlos.

,,Sarah, dein Vater und ich wollten ja heute bis morgen zu einem Seminar. Wir hätten allerdings nichts dagegen​, wenn du möchtest, dass wir hier bleiben." sagt meine Mutter, als ich mach der Schule zu Hause ankomme.
,,Fahrt ihr Zwei ruhig. Ich habe nichts dagegen. Ihr braucht euch keine Sorgen um mich machen. Wirklich." versichere ich ihr. ,,Okay. Aber sobald etwas ist, ruf uns an." ,,Mach ich doch glatt."
Um 16:00 Uhr fahren meine Eltern dann los. Doch zuvor musste ich ihnen noch tausend mal versichern, dass es für mich in Ordnung ist, dass sie fahren. Nachdem sie dann endlich weg sind, nehme ich mir eine Liege und setze mich in unseren Garten. Ich sitze einfach nur da und genieße die Natur und die frische Luft.
Als es anfängt zu dämmern, stelle ich die Liege wieder in den Keller und gehe in mein Zimmer. Dort öffne ich die Spiegel-Welt und stelle mich vor mein Krimi-Brett. So habe ich es getauft. Doch so lange ich auch darauf starre, ich habe einfach keine Erklärung für all Das. Nach einer gewissen Zeit gebe ich die Hoffnungen auf eine Antwort wie so oft auf und begebe mich wieder in die richtige Welt. Ich schließe gerade das Portal, als mir etwas im Augenwinkel auffällt. In der Straße tut sich ein Loch auf und ein Mann tritt hindurch. Das Portal schließt sich wieder und der Mann geht auf mein Haus zu.
Und dieser Mann ist doch tatsächlich . . . Doktor Strange! Wow, das ist voll krass! Ich hätte nie gedacht, dass doch die Magie von Strange die Antwort auf meine Fähigkeiten ist. Eigentlich sollte es mich ja jetzt sehr wundern, dass er hier ist. Doch ich nehme es einfach hin. Nachdem, was mir alles passiert ist, wundert es mich nicht mehr. Dann klingel es auch schon. Wer das wohl sein mag?!
Gemächlich gehe ich zur Tür und öffne sie. ,,Guten Tag, Doktor Strange. Was kann ich für sie tun?" frage ich höflich. ,,Du musst Sarah sein. Könnte ich mal mit dir sprechen?" ,,Woher kennen sie meinen Namen?" frage ich irritiert. ,,Ein Video von dir, wie du ein Feuer löschst, verbreiten sich wie ein Virus im Internet. Also . . ." ,,Oh . . ." Also damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. ,,Kommen sie doch erst mal rein." bitte ich mein Gegenüber mit dem roten Umhang. Nickend tritt er ein und wir gehen ins Esszimmer. ,,Tee?" ,,Gerne." Also setzte ich Wasser auf und geselle mich zu Strange an den Tisch. ,,Worüber möchten sie denn mit mir sprechen, Doktor?" ,,Zuerst: Woher kennst du meinen Namen?" ,,Es gibt einen Film über sie. Daher." ,,Stimmt, das hatte ich ja total vergessen. Okay: Wie kommst du zu der Fähigkeit, die Spiegeldimension
zu öffnen?" ,,Naja, das ist einfach irgendwie passiert. Ich habe meditiert und als ich aufgehört habe, schwebte dieser Kristall-Spiegel vor mir. Ich habe gelernt, das Portal zu schließen und öffnen." berichte ich wahrheitsgemäß. ,,Hm . . . Du hast meditiert? Wieso?" fragt er weiter.
,,Vor ca. drei Wochen bin ich durch einen Unfall gestorben. Allerdings nur mein Körper. Mein Geist schwebte in der Luft. Danach habe ich gelernt, damit umzugehen und mich, wann und wo auch immer ich möchte, als Geist von meinem Körper zu trennen.
Das war das erste mal, dass so etwas
geschehen ist." Kurz guckt er mich mit einem komischen Blick an, dann vermutet er:,,Das heißt, du bist vor drei Wochen 16 Jahre alt geworden?!" Ich starre ihn an, woher weiß der das bloß?! ,,An deiner Reaktion sehe ich, dass es stimmt." ,,Haben sie eine Erklärung dafür?" Strange dreht sich weg und seufzt leise. ,,Nein, nicht wirklich." meint er dann. Doch ich sehe ihm an, dass er etwas verbirgt. Er hat wohl seine Gründe dafür.
,,Sarah, ich würde dich gerne mit nach Nepal nehmen und dich ausbilden. Wenn du es möchtest und mir einen guten Grund dafür nennst
werde ich dein Mentor." ,,Das kommt jetzt sehr überraschend . . . Ich würde sehr gerne mit ihnen gehen, neues lernen. Aber ich habe hier eine Familie, Freund, ganz zu schweigen von der Schule." ,,Das würde ich regeln. Ich könnte dir ein Attest geben." ,,Und meine Eltern?" ,,Da musst du dir was ausdenken. Du kannst auch erst mal bis Sonntag bleiben." schlägt er vor. ,,In Ordnung . . . Ich komme mit ihnen nach Nepal. Mein Grund: Ich möchte mit der erlernten Kraft die Welt vor dem Bösen beschützen und sie somit ein Stückchen besser machen."
,,Das ist ein sehr guter Grund . . . Pack deine Sachen, schreib deinen Eltern einen Brief und komm dann raus. Ich warte dort auf dich." sagt er entschlossen und verlässt das Haus.
,,Und was ist jetzt mit dem​ Tee?" flüstere ich vor mich hin, während ich in mein Zimmer gehe.
Dort packe ich in einen kleinen Koffer, alles, was ich für fünf Tage benötige. Danach schnappe ich mir Stift und Zettel und fange an zu schreiben:

Hallo Mama, Papa,

bitte macht euch keine Sorgen um mich, wenn ich nicht nach Hause komme. Ich hatte wieder einen Schwächeanfall und wurde in eine Privatklinik gebracht. Ich weiß nicht genau wo sie ist, deswegen kann ich euch auch keine Adresse geben. Aber ich komme so bald wie möglich wieder.

Eure Sarah

Dann schreibe ich unsere Adresse auf den Brief, wobei ich den Absender weglasse. Danach nehme ich meinen Koffer, ziehe mir die Schuhe an und lege den Brief in den Briefkasten.
,,So, da bin ich. Wir können los." sage ich, als ich bei Doktor Strange ankomme. Dieser nickt und öffnen ein Portal, durch das wir gehen. Echt verrückt, so etwas. In dem einen Moment ist man noch in Deutschland, in dem Andern in Nepal. Cool!

Die Tochter des StrangeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt