Geister

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Für Lana3737

Jim starrte auf die leere Landstraße. Das Kaugummi knatschte zwischen seinen Zähnen. Kurz wendete er seinen Kopf zur Seite und sah nicht mehr als ein Schatten. Nicht mehr als ein dunkler Fleck, verschwommen und undurchsichtig. Er hatte ein rot verschmiertes T-shirt und die faule Haut war eingefallen. Das wenige was von ihm übrig war schien in schlechter Verfassung zu sein. Jim richtete seinen Blick wieder auf die Straße. Einige Autos hatten sich zu ihnen gesellt in Richtung Dublin. Die Ferre hatten sie hinter sich gelassen und nun fuhren sie in Richtung Süden auf die Küste zu.

Er wollte kotzen. Irland war zu grün. Zu hübsch und zu hell. Die Bäume standen in Flammen und das Gras war in einem seltsamen blau gefärbt.
Er wischte sich genervt über das schmerzende Gesicht. War es jetzt schon soweit das er blauen Gras sah? Er brauchte eine Pause.

Die quitschige Stimme zerrte seinen Namen zu einem freudigen Aufschrei. Am liebsten hätte er sich kurz die Ohren zu gehalten. Es klang ja auch echt schrecklich, wie Fingernägel auf einer Tafel. Doch zu schnell hatten sich die dünnen Ärmchen um seinen Körper geschlungen und er konnte nicht anders aus ebenfalls die arme um das abgemagerte Mädchen zu legen. Nur ganz leicht damit sie nicht zerbrach.
Ihre helle Haut spannte über den Knochen da wo die diese deutlich hervorstachen. Um ihre glasigen Augen lagen dunkle Schatten und unter einem ein blauer Schimmer. Sacht wiegte ihr helles Haar im Wind wie das zerfetzte Kleid. Jim musste lächeln. Emilia trug keine Schuhe. Sie trug nie Schuhe. Sie mochte keine Schuhe. Sie konnte auch nicht verstehen warum andere Mädchen sie mochten. Ihre kleine Hand unter dessen Haut man jeden Knochen, Sehne und Ader sah streckte sie zu Jim aus und als sie ihn berührte, war es nicht mehr als Rauch, der sich um Jim legte. Die grünen Augen funkelten ihm noch kurz entgegen bevor sie im Ganzen vom Wind davon getragen wurde.
Jim schluckte schwer. Der kühle Nachtwind hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und ließ die Tränen trocknen.

Es waren Geister einer längst vergangenen Zeit, wie ihm immer noch verfolgten. Er stand auf einer der unendlich weiten Wiesen und starrte in das schwarze Himmelszelt übersät mit tausenden silbrig glänzenden Sternen und in der Ferne stand ein junger Mann hinter dem die Sonne mit ihren letzten Strahlen den Himmel rötlich golden färbte. Die dunkle Umrisse der im Wind leicht wippenden Locken und dem hochgestellten Kragen ließen Jim die Luft aus seinen Lungen mit einem Lächeln tief ausatmen. Sherlock lächelte leicht als er Jim zu winkte und sich zum Gehen wandte. Die Sonne verschluckte seinen Schatten im gleißenden Licht. Die Last, die Jim die ganze Zeit die Luft zum Atmen genommen hatte fiel von seinen Herzen. Er lächelte als er sich im Kreis drehte und all die Geister um ihn mit dem Nebel verschmolzen und vom Wind übers Meer getragen wurden. All jene die gefallen waren, wegen ihm, gegen ihm, für ihn - sie lachten. Und ihr Lachen schallte über die Wiesen und Gewässer hinaus. Sie verfolgten ihn nicht mehr.

Nur Sebastian stand stumm neben ihm. Seine blauen Augen funkelten wie die Sterne, voller Leben als er Jims Hand ergriff und ihn mit sich zog. In die Richtung in der auch die Nebelschwaden hin gezogen waren. Als sie an den Strand kamen blieb er stehen. Er wollte auch frei sein. Er wollte dass Jim ihn ziehen ließ wie alle anderen. In die Nacht hinaus schweben und nicht mehr als eine verblassende Erinnerung hinterlassen, doch Jim konnte ihn nicht los lassen. „Komm mit mir." Seine raue so vertraute Stimme ließ Jim eine Gänsehaut über den Körper wandern. Sebastian zog an seiner Hand. Zog ihn mit sich und begann in die Fluten zu rennen.

Jim folgte ihm mit einem Lächeln. Sebastian sollte frei sein.
Zwischen uns die Flut - Sebastian stieg auf in Richtung Sterne während Jims toter Körper auf den Meeresboden sank. Er sah ihm noch nach. Ein paar letzte Luftblasen entströhmten seiner Lunge ale er zum letzten Lächeln ansetzte. Sie flogen Sebby entgegen, der diese vorsichtig in die Hand nahm bis sie wie schillernde Seifenblasen mit seinem Herzen verschmolzen. Beide Augen weit aufgerissen sah Jim durch die glitzernde Wasseroberfläche, wie Sebastian glücklich wurde.

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