The Prince [1]

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Die Sonne schien durch die Ritzen der dicken Vorhänge und brach sich in den Spiegeln des Ankleidezimmers. Jonathan schloss die letzten goldenen Knöpfe und strich den militärischen Anzug glatt. Eigentlich wollte er ihn nur noch einmal berühren. Imaginären Staub weg wischen.
Er trat aus dem Sichtfeld, damit der junge Prinz sich im Spiegel betrachten konnte. Feine blonde Haare waren lockig nach hinten gegelt. Das kantige Gesicht war mit einem dünnen Lächeln geschmückt. Eher mürrisch als fröhlich. Verbissen und entschlossen. Es war ein Termin von vielen in dieser Woche. Gehetzt fuhr er sich noch einmal durch die Haare. Ein Zeichen von Nervosität, denn es stand kein Haar ab. "Noch 13 Minuten. Keine 14, keine 12. Ich habe genau 13 Minuten." Grüne Augen fixierten Jonathan mit einer Intensität, dass er nicht anders konnte als zusammen zuzucken und zu nicken.

Er hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt und war nicht darauf gefasst, dass der junge Prinz ihn plötzlich mit beiden Händen an die Wand nagelte. Ihre Körper waren sich viel zu nah für ein freundschaftliches oder gar dienstliches Verhältnis.
"Wir haben 13 Minuten." Heißer Atem traf auf kühle Haut. "12 Eure Majestät." Er konnte kaum reden. Die Nähe des Kronprinzen erdrückte ihn förmlich. Mühsam legten sie die Lippen aufeinander. Nicht das es das erste Mal wäre, aber immer mit der Angst erwischt zu werden oder sich nicht mehr von einander lösen zu können.
Die Lust zerfrass beide Herzen und verbrannte ihre Körper mit jeder Berührung. Es musste immer mal etwas gerichtet werden.
Jonathan wäre wohl unter den sinnlichen Wahrnehmung zusammen gesunken, hätte Malco ihn nicht an die Wand gedrückt. Mit geübten Fingern fuhr er dem Sekretär unter das Jacket.

Es klopfte.
Beide stöhnten auf und fuhren doch sofort auseinander. Jonathan schloss die Robe und Malco glätte nervös die Haare.

"Eure Majestät. Wir müssten noch einmal den Tagesplan durchsprechen." Malco warf seinem Sekretär einen wehleidig Blick mit lustvollen Augen zu, seuftzte und folgte dem Mann nach draußen. Jonathan sank zusammen. Gut, dass ihn niemand sah.

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