Kapitel 3: Blake

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„Wie kann das sein?" Ungläubig schaut mich der Junge an. Ich habe dieses Rudel nie verlassen. Durch den Link liess ich das ganze Rudel meine Worte hören. Ohne ihnen noch weitere Beachtung zu schenken, drehe ich mich um und laufe auf die Grabstätte zu. Mit einem wütenden Knurren stellt sich mir einer der Wölfe in den Weg. Der Gamma. Bis hier hin und nicht weiter! Er hält mich von meinen Gefährten fern. Von Jaden! Ohne mich zu verwandeln, schlage ich dem Wolf mit der Faust in die Schnauze, so dass er aus dem Weg taumelt. Erschrocken ziehen alle die hörbar die Luft ein und ich gebe ihnen mit nur einem Blick zu verstehen, dass sie mir nicht zu nahe kommen sollen. Zögernd folgt mir der Alpha, sein Sohn und der Beta, während die Anderen sich um den Gamma kümmern. Bei den Gräbern angekommen laufe ich durch die vordere Reihe und streichle über jeden Grabstein. Wie schützende Wächter liegen sie im Halbkreis um Jaden's Ruhestätte, welche sich an und in der Felswand befindet. Meine Anhängesel vergessend, rinnen mir Tränen die Wangen hinunter.

„Heute sind es 200 Jahre, mein Herz. Und bald sind es 20 Jahre, seit deinem letzten Tod, dem Tod von Anissa. Ich vermisse euch! Warum nur muss ich euch Mutter immer zurückgeben?" Noch mehr Tränen finden ihren Weg und erst die Präsenz der drei Werwölfe neben mir, holt mich aus meiner blinden Trauer. Aus Schmerz benebelten Augen schaue ich sie an.

„Blake?" Der Junge sah mich traurig und doch voller Neugier an. Ein erzwungenes lächeln legt sich auf meine Lippen und ich nicke sanft.

„Vater, Jake, wir gehen nach Hause." Sein Ton bestimmt und dennoch höflich. An mich gewendet versucht er sich an einem aufmunternden lächeln.

„Blake? Bitte erweise uns doch die Ehre und komm später zu uns. Das Rudel ist heute noch genauso dein zuhause, wie es damals war. Unfähig zu reden, gebe ich erneut nur ein Nicken als Zeichen. Mit neuer Zuversicht und beruhigten Nerven gehe ich die Stufen der Villa hoch. Sie sieht nicht mehr so aus wie früher und dennoch gleich. Ohne zu klopfen trete ich ein und folge sogleich dem Duft des jungen Alpha. Er war hier die einzige Person, an die ich mich halten konnte und wollte. Die Einteilung des Hauses wurde über die Jahre geändert, doch fand ich mich ohne Probleme zurecht. Meinen Geruch halte ich seit einigen Metern vor dem Rudelhaus bereits wieder verdeckt. Leise gehe ich zur Tür, welche ich das grosse Wohnzimmer führt. Viele Mitglieder des Rudels sind dort versammelt und reden angeregt über... mich. Ich bleibe ruhig stehen und lausche eine Weile ihrem Gespräch mit geschlossenen Augen. Erst als jemand erschrocken aufquietscht, öffne ich sie langsam wieder und schaue in die Runde. Die gesamte Aufmerksamkeit liegt nun auf mir. Mein Blick jedoch sucht nur dem vom Jungen Alpha. Fragend lege ich den Kopf schräg. Seine Mundwinkel zucken und er versucht ein Lachen zu vermeiden. Vergeblich. Laut lacht er los und läuft auf mich zu. Mit einem echten lächeln beobachte ich ihn. Er erinnert mich an Emma, meine zweite Gefährtin. Sie war eine aufgestellte junge Frau. Lachte immer und überall. Eine Frohnatur wie sie leibt und lebt. Das Lachen ebbt ab und er steht direkt vor mir. Er fuchtelt mit der Hand vor meinem Gesicht rum, da ich anscheinend weggedämmert bin.

„Blake? Jemand da drin? Huuhuuuuh?" Mit einem fiesen Grinsen piekse ich ihm in die Seite, was ihn, sehr unmännlich nebenbei, auf quieken lässt. Schmollend sieht er mich kurz an, bevor er mich tatsächlich umarmt und mir etwas zuflüstert.

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