19. Kapitel

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Sherlock entschied sich dafür, John zu warnen. Er wusste nicht, ob es die richtige Entscheidung war, aber er konnte John nicht einfach im Dunkeln lassen, nicht nachdem Moriarty ihn in dem Brief explizit bedroht hatte.

Also würde er mit John reden müssen. Er schüttelte den Kopf und fuhr mit einer Hand durch seine Haare. Genau das hatte er eigentlich vermeiden wollen.

Er wollte nicht mit John reden. Doch er musste es. Wie sollte er John nur dazu bringen, ihm auch zuzuhören?

Erst einmal musste er John überhaupt finden. Sherlock hatte keine Ahnung, wo er war, und London war eine große Stadt. Er hatte keine Zeit, um ihn zu suchen.

Dann fiel es ihm ein: Mike! Mike Stamford. Er wusste womöglich, wo John wohnte. Das hoffte Sherlock jedenfalls. Aber sie waren alte Freunde, nachdem, was er mitbekommen hatte, und sicherlich hatten sie bei ihrem Zusammentreffen beschlossen, sich wieder zu treffen. Und dafür braucht man Adressen und Handynummern.

Er holte sein Handy aus seiner Tasche und flehte innerlich, dass er Mikes Nummer gespeichert hatte.

Sherlock fühlte...ehrlich gesagt, war er sich nicht sicher, was er fühlte. In seinem Innern herrschte großes Chaos. Einerseits wollte er nicht über John nachdenken und über verwirrende Gefühle, die dadurch aufkamen. Andererseits wollte er es schon, um endlich Klarheit zu haben. Aber er wusste, dass er es schaffen musste, einen klaren Kopf zu behalten. Sonst würde er gegen Moriarty keine Chance haben.

Johns Leben war in Gefahr und Sherlock war der einzige, der bisher davon wusste. Er musste ihn warnen und ihn vor Moriarty beschützen. Sherlock hatte Angst um John, aber auch davor, dass er vielleicht nicht richtig nachdenken konnte, wenn John involviert war.

Glücklicherweise hatte er Mikes Handynummer tatsächlich gespeichert und rief ihn auch sogleich an.

"Sherlock? Was verschafft mir die Ehre?" Mike klang nicht wirklich begeistert, möglicherweise, weil Sherlock ihn zu ignorieren pflegte. Aber es war Sherlock egal, was Mike denken könnte. Es ging hier nicht um ihn, es ging um Moriarty, es ging darum, John zu warnen.

"Mike, könnten Sie mir..." Sherlock dachte einen Moment lang nach. Sollte er nach Johns Nummer fragen? Wenn er John anrief, könnte der ihn einfach ignorieren, wenn er nicht mit ihm sprechen wollte. Was relativ wahrscheinlich war. Und dafür hatten sie keine Zeit. Sherlock wusste nicht, was Moriarty als nächstes geplant hatte und auch nicht, wann er seinen nächsten Schritt machen würde. Er musste schnell handeln.

"Ja?", fragte Mike ungeduldig.

"Könnten Sie mir Johns Adresse geben?"

"Johns Adresse?", fragte Mike erstaunt. Damit hatte er wohl nicht gerechnet.

"Ja, Johns Adresse. Hören Sie, ich hab nicht sehr viel Zeit, wenn Sie sich also beeilen könnten..." Sherlock gab sich nicht einmal Mühe, halbwegs höflich zu klingen. Wen interessierte der Anstand? Moriarty hatte begonnen ein gefährliches Spiel zu spielen und John war mitten hineingeraten. Es gab viele Situationen, wo Höflichkeit vielleicht angebracht wäre, aber selbst da würde Sherlock nicht sehr viel Wert darauf legen. Und jetzt gerade ging es möglicherweise um Leben und Tod.

"Wofür brauchen Sie die denn?"

"Ich möchte John einen Besuch abstatten." Das war ja immerhin nicht gelogen, dachte Sherlock.

"Wieso?" Warum musste Mike ausgerechnet jetzt anfangen, Fragen zu stellen?

"Mike, bitte..." sagte Sherlock und versuchte, nicht so zu klingen, als ob John jeden Moment ermordet werden würde. Aber ihm war bewusst, dass es um Johns Leben ging.

It's Always You - Teen!lock & Johnlock (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt