Die letzten zwei Wochen vor den Ferien vergingen quälend langsam. Sie schrieben noch drei Klausuren und bekamen für jedes Fach eine Ferienaufgabe.
Die Sommerferien waren nicht wirklich gut verlaufen, obwohl die Zeit bei Harry eigentlich sehr schön war. Aber der Gedanke an seinen Vater hatte alles getrübt. Diese Ferien sollten anders werden. Und das würden sie auch.
Immerhin waren es die ersten Ferien, die er gemeinsam mit Sherlock verbringen würde. Und er konnte es kaum erwarten. Auch würde er diesmal keinen Gedanken an seinen Vater verschwenden.
Irgendwann hatten sie endlich die letzten Unterrichtsstunden hinter sich und alle stürmten aus den Klassen, um in ihre Zimmer zu kommen und zu packen.
John hatte bereits am Abend zuvor seinen Koffer soweit abreisefertig gemacht, er musste nur noch seine Badezimmersachen reinlegen. Vorsichtshalber hatte er auch in Sherlocks Koffer zumindest schon einmal angefangen dessen Klamotten und Bücher reinzulegen. Denn Sherlock hatte zwar ein Interesse daran, mit John abzuhauen und die Ferien zu verbringen, aber nicht daran zu packen.
Als sie jedoch in ihr Zimmer gingen, sah John, dass Sherlock die Hälfte wieder ausgepackt hatte.
"Sherlock...", wollte John anfangen, aber Sherlock machte nur eine abfällige Handbewegung und begann seine Bücher wieder in den Koffer zu werfen. John schüttelte den Kopf und setzte sich auf sein Bett.
Als Sherlock grad im Bad war, holte er ein kleines Päckchen, das mit einer roten Schleife versehen war, unter seiner Matratze hervor und steckte es schnell in seinen Rucksack. Letzten Samstag war er alleine ins Dorf gegangen und hatte in dem Lädchen dort Sherlocks Weihnachtsgeschenk gekauft. Er hoffte inständig, dass Sherlock es nicht inzwischen deduziert hatte.
Erstaunlicherweise war Sherlock innerhalb von zehn Minuten fertig und sie nahmen ihre Koffer und Taschen und machten sich auf den Weg ins Dorf, zur Bushaltestelle. Sie kamen gerade noch rechtzeitig, der Bus wollte gerade abfahren. Aber dafür bekamen sie vom Busfahrer einen bösen Blick zugeworfen.
Die Busfahrt verlief angenehm. Mit ihnen saßen nur zwei weitere Schüler aus Baskerville im Bus, aber sie waren mehrere Klassen unter ihnen und sie redeten nicht mit ihnen, und ansonsten nur alte Leute. John legte seinen Kopf auf Sherlocks Schulter, sie hielten Händchen und beide hörten Musik.
Sie mussten zweimal umsteigen, bis sie schließlich in einem Dorf, unweit London, ankamen. Dort stiegen sie aus. Das Haus von Sherlocks Eltern befand sich am Rand dieses Dorfes und sie machten sich zu Fuß auf den Weg dorthin.
Es war gar nicht so schlimm zu laufen, auch wenn der Wind schneidend war. Zum Glück hatten sie Handschuhe und Schals an. Sie liefen nebeneinander, schweigend, und es war nicht unangenehm. Das war eine Sache, die John unheimlich schätzte, dass er so gut mit Sherlock schweigen konnte, ohne dass einer von ihnen das Gefühl hatte, etwas sagen zu müssen.
Das Dorf lag unter einer dünnen Schneeschicht, es sah aus, als wären die Häuser mit Puderzucker bestreut worden. Es hingen Lichterketten und anderer Weihnachtsschmuck an den Fassaden. In ein paar Gärten standen Weihnachtsbäume und an einem der Balkone hing ein Weihnachtsmann am Geländer. Kinder hatten Schneemänner gebaut und überall blinkte und leuchtete es.
Irgendwann ging Sherlock plötzlich auf ein Haus zu, John war in Gedanken versunken gewesen und hatte gar nicht mitbekommen, dass sie da waren. Er sah sich um und folgte Sherlock.
Das Haus von Sherlocks Eltern war schon alt und hinterm Haus lag eine große Wiese. Sherlock schloss die Tür auf und, mit einem Blick zu John, öffnete er sie und hielt sie ihm auf.
"Hm, ein wahrer Gentleman", lachte John und ging hinein. Sherlock musste auch lachen.
Das Haus war gemütlich eingerichtet, ein bisschen altmodisch, aber John gefiel es. Außerdem hing auch hier überall Weihnachtsdekoration. Sherlocks Zimmer lag im ersten Stock und sie stiegen eine schmale Holztreppe hoch.
Zu Johns Erstaunen sah es aufgeräumt und gemütlich aus - wie im Rest des Hauses.
Sherlock räumte ein paar seiner Sachen aus dem Koffer, darunter seine Bücher. John sah sich währenddessen im Zimmer um. Er vermutete, dass Sherlocks Mutter hinter der Lichterkette steckte, die über dem Fenster hing.
Sherlock hatte ein großes Bett, einen Kleiderschrank, einen Schreibtisch mit einem Stuhl davor und eine Wand des Zimmers bestand nur aus Büchern. John fühlte sich automatisch wohl hier.
"Wissen deine Eltern eigentlich, dass ich hier bin?", fragte er, als er seinen Koffer in eine Ecke gestellt und sich aufs Bett gesetzt hatte - er würde sich nicht die Mühe machen, auszupacken.
"Nein", war Sherlocks simple Antwort. Er setzte sich zu John und küsste ihn. John erwiderte den Kuss und spielte mit den Locken in Sherlocks Nacken.
"Was möchtest du machen?", fragte Sherlock nach einer Weile. John küsste ihn nur erneut.
Gegen Abend machten sie sich etwas zu essen - Sherlocks Eltern hatten genügend Essen im Haus, da sie wussten, dass er die Ferien über kommen würde - und sie setzten sich ins Wohnzimmer. Eigentlich hatte John die Pizza alleine gemacht, da Sherlock keine große Hilfe beim Kochen war, wie er hatte feststellen müssen.
"Willst du was gucken?"
"Du kannst dir was aussuchen."
John ging zu dem Schrank mit den Filmen und überlegte, was sie gucken könnten. Sein Blick fiel auf einen Film und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er machte den Fernseher an und setzte sich wieder zu Sherlock auf die Couch.
"Was gucken wir?" John hielt die Hülle des Films für ihn hoch.
"Rudolf?" Sherlock machte ein skeptisches Gesicht.
"Hey, das ist ein beliebter Weihnachtsfilm und wir haben bald Weihnachten. Außerdem ist der echt schön."
John nahm sich ein Stück Pizza und drückte auf Play. Er hatte den Film schon ewig nicht mehr gesehen, aber wer sagt, dass nur kleine Kinder den gucken dürfen?
Sherlock schien nicht wirklich begeistert von den singenden Rentieren und Elfen zu sein, doch er beschwerte sich kein einziges Mal. Er begnügte sich damit, Johns Hand zu halten, mit dem Daumen Muster auf dessen Handrücken zu malen und ab und zu seinen Freund zu küssen.
John machte irgendwann kurz auf Pause und als Sherlock ihn fragend ansah, sagte er nur, dass er sofort wieder da wäre. Er ging in die Küche und kam nach fünf Minuten zurück ins Wohnzimmer, mit zwei heißen Tassen Kakao und Marshmallows.
Nach anderthalb Stunden war der Film vorbei, sie brachten das leere Geschirr in die Küche und spülten grad ab. Danach gingen sie wieder nach oben, zogen sich um und Sherlock legte sich mit einem Buch ins Bett. John legte sich neben ihn und kuschelte sich unter der Decke an ihn.
Er überlegte, was sie in den nächsten Tagen machen könnten. Von Schneeballschlacht bis Plätzchen backen fiel ihm alles ein, aber er wusste nicht, ob Sherlock dazu Lust hatte. John beschloss, ihn morgen zu fragen. Aber sie könnten spazieren gehen, kuscheln, lesen, küssen, Händchen halten, Filme gucken... Auf alle Fälle mussten sie auch noch den zweiten Teil von Rudolf gucken, dachte John grinsend.
Er küsste Sherlock auf die Wange und schloss die Augen. Über das Geräusch der umblätternden Seiten schlief er irgendwann ein.
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It's Always You - Teen!lock & Johnlock (German)
FanfikceJohnlock-Fanfiction (Teen!lock am Anfang) Sherlock und John treffen in der Schule aufeinander. Beide sind neu und irgendwie Außenseiter. Sie werden Freunde, doch aus ihrer Freundschaft wird innerhalb weniger Monate mehr. Aber wenn das Schuljahr ende...