Am nächsten Morgen wurde John unsanft von Harry geweckt, indem sie ihn erst schüttelte und ihm dann die Decke wegzog. "John, du musst aufstehen! Heute ist der erste Schultag nach den Ferien und ihr müsst pünktlich sein."
John hätte sich eine schönere Art aufzuwachen gewünscht, aber dann kam Sherlock aus dem Bad und küsste ihn, was ihn wieder fröhlicher stimmte. Er ging duschen und danach wurde gefrühstückt.
"Habt ihr beide fertig gepackt?", fragte Clara, als sie und John den Abwasch machten.
"Ja, wir haben alles. Also, hoffe ich mal", sagte John lachend. Sherlock hatte einfach alles in seinen Koffer reingeworfen, aber eigentlich sollten sie alle ihre Sachen verstaut haben.
Sherlock kam in die Küche. "Harry meint, dass wir so in einer Stunde losfahren müssen, damit wir pünktlich ankommen." John und Clara nickten. "Alles klar."
Harry bestand außerdem darauf, dass nochmal kontrolliert wurde, ob sie auch wirklich alles eingepackt hatten. "John vergisst so oft Sachen, Sherlock. Das kannst du dir gar nicht vorstellen. Manchmal hab ich noch, Wochen nachdem er bei uns war, irgendwelche Sachen von ihm gefunden." Sherlock lachte daraufhin, doch John meinte beleidigt "Das stimmt doch gar nicht. Hör nicht auf sie. Sie übertreibt maßlos."
Er zog Sherlock ins Wohnzimmer, bevor Harry noch etwas sagen konnte. Aber sie kam einfach hinterher und legte einen Arm um John. "Ach, sei nicht beleidigt. Kommt, räumt eure Sachen schon mal ins Auto."
Sherlock und John nahmen ihre Sachen und verließen die Wohnung. John hatte Harrys Autoschlüssel in der Hand und öffnete den Wagen. Sie legten ihre Koffer und Taschen in den Kofferraum und John schloss wieder ab.
Sherlock umarmte und küsste ihn. "Danke, dass du mich hierhin mitgenommen hast. Es waren tolle Ferien, John."
"Fand ich auch. Sherlock, ich..." Doch weiter kam er nicht, denn als er kurz über Sherlocks Schulter schaute, sah er eine vertraute Gestalt auf sie zu kommen. Seine Gesichtszüge entglitten ihm wohl, denn Sherlock sah ihn besorgt an und drehte sich um.
Der Mann blieb einige Meter von ihnen entfernt stehen und sah sie entsetzt an. John merkte, dass er immer noch Sherlocks Hand hielt, doch er ließ sie nicht los. Gerade als der Mann ansetzen wollte, etwas zu sagen, kamen Harry und Clara aus dem Gebäude.
"John, Sherlock. Wo bleibt ihr denn? Clara will sich noch verabschieden und sie muss doch gleich in die Kanzlei fahren und..." Sie stoppte als sie den Mann sah. "Dad? Was machst du denn hier?" Entsetzt und überrascht sah Harry ihren Vater an; Clara versteckte sich ein bisschen hinter Harry, da sie Mr. Watson bisher noch nie kennengelernt hatte.
John fragte sich für einen Moment, ob das letzte Mal, als sich Harry und ihr Vater gesehen hatten, gewesen war, als er sie rausgeworfen hatte. Sherlock hatte offenbar verstanden, wer da vor ihm stand, aber dennoch sah er John fragend an. Ihn seinen Augen konnte John die gleiche Frage sehen, die ihm durch den Kopf ging: Was machte er hier?
"Na, sieh mal an, wen man so alles auf der Straße trifft."
"Dad, was machst du hier?", fragte Harry erneut. Sie klang abweisend und offensichtlich nicht erfreut, ihn zu sehen. John konnte es ihr nicht verübeln.
"Harry", sagte Mr. Watson als ob er sie erst jetzt erkennen würde. "Lange nicht gesehen."
"Na ja, das liegt wohl daran, dass du mich rausgeworfen hast. Ich frage noch einmal, was machst du hier?"
"Wenn du es unbedingt wissen willst, Harry, ich bin auf dem Weg zu einer Verabredung. Ich hätte nicht gedacht, dass ich euch hier treffen würde."
"Eine Verabredung?", fragte John. Es waren die ersten Worte, die er äußerte, und er sah seinen Vater zum ersten Mal richtig in die Augen. Das letzte Mal, als sie sich gesehen hatten, war, als er gesagt hatte, dass er den Rest der Sommerferien bei Harry verbringen würde. Im Prinzip hatte ihn sein Vater danach auch rausgeworfen, auch wenn John sowieso freiwillig gegangen war.
"Ja, John. Eine Verabredung. Mit einer Frau." Sein Vater erwiderte seinen Blick. "Ich habe eine Freundin."
"Was?" John machte einen Schritt nach vorne.
"John", sagte Sherlock und griff erneut nach seiner Hand. John hatte gar nicht gemerkt, dass er sie losgelassen hatte.
Mr. Watson sah auf ihre verschränkten Hände und dann zwischen Sherlock und John hin und her. "So, du meintest das also ernst, John. Mit dem "bisexuell"." Er setzte das Wort mit den Händen in Anführungszeichen. "Du hast einen Freund", stellte er abschätzig fest. "Ich habe also nicht nur eine missratene Tochter, sondern auch einen missratenen Sohn."
"Ich denke, dass Sie jetzt gehen sollten, Mr. Watson", sagte Sherlock. "Sie liegen nämlich komplett falsch."
"Ach, tue ich das?" Er sah Sherlock geringschätzig an.
"Ja. Ihre Kinder sind keinesfalls missraten. Ganz im Gegenteil. Wenn Sie das aber wirklich denken, dann können Sie mir nur leid tun."
Mr. Watson sah sie alle kurz an, dann ging er an ihnen vorbei. Sie sahen, wie er den Bürgersteig entlang schritt, dann bog er um eine Ecke und sie konnten ihn nicht mehr sehen. John atmete erleichtert aus, er hatte gar nicht gemerkt, wie er die Luft angehalten hatte, und zog Sherlock in eine Umarmung und küsste ihn.
Sherlock schien ein wenig überrascht, doch er erwiderte den Kuss. "Danke", flüsterte John.
Harry hatte Tränen in den Augen. Auch sie zog Sherlock in eine Umarmung und bedankte sich. "Du kannst dir gar nicht vorstellen, was das für mich bedeutet. Danke!"
John zog Sherlock wieder an sich und Harry warf einen Blick auf die Uhr. "Ach du Schande! Wir hätten schon längst losfahren müssen. Ihr kommt noch zu spät. Los, los, rein mit euch ins Auto."
"Wartet", sagte Clara schnell und umarmte die beiden hastig. "Ich muss mich doch noch verabschieden. John, es war toll, dich wiederzusehen. Sherlock, so schön, dich kennenzulernen. Ihr seid so süß zusammen!"
"Danke", erwiderte John grinsend.
"Es war auch schön, dich kennenzulernen", sagte Sherlock lächelnd. Er war ein bisschen rot geworden.
"Ja, ja. Los, ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass ihr zu spät kommt. Clara, hab einen schönen Tag, bis nachher. Ich liebe dich!"
"Ich liebe dich auch." Clara winkte und John und Sherlock stiegen ins Auto. Sie winkten ihr auch noch zu bis sie außer Sichtweite war. Harry fuhr schnell, etwas schneller als sonst, und bald schon hatten sie London hinter sich gelassen.
"Ich werde London vermissen", meinte John nach einer Weile.
"Was ist mit mir?", fragte Harry mit einem ernsten Gesichtsausdruck.
"Na ja", sagte John neckend, doch Harry konnte nur böse in den Rückspiegel gucken, da John mit Sherlock auf dem Rücksitz saß. Sie hielten Händchen und John lehnte sich gegen Sherlock. Er hatte seinen Kopf auf dessen Schulter gelegt. Sherlock malte kleine Kreise mit seinem Daumen auf Johns Handrücken.
Irgendwann kam Harrys Lieblingslied im Radio und sie machte die Musik lauter. John küsste Sherlock auf die Wange. "Danke nochmal, Sherlock."
Sherlock grinste schüchtern. "Nicht dafür, John."
"Doch. Du warst für mich da und hast mich verteidigt."
"Ja, aber das macht man, oder etwa nicht? Für jemanden, den man liebt." Sherlock küsste ihn.
"Trotzdem, danke", sagte John und erwiderte den Kuss. Dann flüsterte er "Ich liebe dich auch, Sherlock."
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It's Always You - Teen!lock & Johnlock (German)
FanfictionJohnlock-Fanfiction (Teen!lock am Anfang) Sherlock und John treffen in der Schule aufeinander. Beide sind neu und irgendwie Außenseiter. Sie werden Freunde, doch aus ihrer Freundschaft wird innerhalb weniger Monate mehr. Aber wenn das Schuljahr ende...