"Kommst du jetzt endlich?", hörte ich eine Stimme rufen, "wir müssen jetzt echt los. Sie wird nicht kommen, Ben..." ich spürte, wie Daniel seine Hand auf seine Schulter legte. "Tut mir leid, aber wir können echt nicht noch länger warten. Wir haben noch eine lange Fahrt vor uns..." Noch ein letztes Mal schaute ich auf mein Handy, doch wie erwartet hatte ich keine Nachricht. Ich drehte mich also um, schulterte meine Tasche und folge Daniel zum Bus. Die große Tour zum neuen Album stand an und wir mussten heute noch nach Münster. Ich warf meine Tasche aufs Bett und setzte mich zu den anderen. "Wuuuuuuuuhu!", schrie Konny und schmiss sich in einen der Sitze, "endlich wieder auf Tour! Keine Privatsphäre für die nächsten Wochen! Prost!" Er erhob seine Bierflasche und alle stießen mit ihm an. "Hey Ben, was ist los?", fragte er mich und hielt mir seine Flasche entgegen. "Hm? Ach, nichts weiter. Auf uns, auf eine großartige Tour und keine Privatsphäre!" Ich zwang mir ein Lächeln ab und nippte an meinem Bier.
Plötzlich spürte ich das Vibrieren meines Handys und hatte es sekundenspäter in der Hand. Doch es war nur eine Werbemail, so dass ich das Handy enttäuscht auf den Tisch legte. Timur setzte sich zu mir und sah mich lange an, ehe er anfing zu reden. "Ben, es bringt nichts, wenn du jetzt die ganze Zeit so eine Fresse ziehst und schlecht drauf bist. Das zieht die ganze Gruppe runter. Ich kann verstehen, dass es dir nicht so gut geht momentan und du erstmal mit der Situation umgehen musst, aber wir sind alle für dich da und versuchen dich so gut es geht abzulenken. Aber bitte, versuch wenigstens dich nicht so abhängig von ihr zu machen. Ich will dich nicht so leiden sehen, du bist schließlich mein bester Freund!" Ich strich mir mit den Händen durchs Gesicht und blickte ihn dann an. "Danke... ich weiß, ich sollte aufhören mir so viele Gedanken zu machen, aber ich hatte bis zuletzt die Hoffnung, dass sie noch kommt oder sich wenigstens bei mir meldet... aber ich werde nun, wenigstens für die nächsten Wochen, versuchen mich auf die Tour und euch zu konzentrieren. Versprochen!" - "So gefällst du mir schon viel besser! Heute Abend wird super!"
Tourauftakt - bei dem Gedanken wurde mir schon ein wenig flau im Magen. Zwar hatten wir im Sommer einige Festivals gespielt und das neue Album war nun auch schon einige Zeit auf dem Markt, aber die Tour begann erst jetzt und ich war nervös wie vor meinem ersten Konzert. Innerlich ging ich nochmal alles durch, ehe die Show begann und ich für 2 Stunden wirklich alles um mich herum vergas. Anschließend duschen, kurz noch mit der Band quatschen und besprechen, was gut und schlecht war und dann ins Hotel. Und dann war ich wieder allein. Meine Ohren piepten noch leicht vom Konzert, doch ansonsten war es still. Ich kramte mein Handy aus der Tasche und legte mich ins Bett. Als ich das Display aktivierte, blieb mir fast das Herz stehen.
'Tut mir leid. Hab es nicht mehr geschafft. Sei mir nicht böse, toi toi toi, du schaffst das!'
Ich atmete tief durch, nicht ganz die Art von Nachricht, die ich mir gewünscht hatte... zum Anrufen war es zu spät, immerhin war es schon kurz nach 1. Außerdem wollte ich ihr nicht das Gefühl geben zu klammern. Ich tippte die ein oder andere Nachricht, löschte sie jedoch direkt wieder. "Man Ben, benimm dich nicht so als wärst du 12!", ermahnte ich mich selbst und antwortete schließlich mit 'Ach, halb so wild! Die erste Show lief super, ich hoffe du hattest einen schönen Abend :*'. Ich schaltete den Fernseher ein und das Licht aus und versuchte zu schlafen, wobei meine Gedanken immer wieder an ihrer emotionslosen Nachricht hängen blieben...
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Fotoalbum 2.0 (Arbeitstitel)
FanfictionDie Fortsetzung meiner Fanfiktion "Fotoalbum"