Die nächsten Konzerte flogen nur so an uns vorbei und die Hälfte der Tour war geschafft, als wir uns entschlossen, den Abend noch in einer Bar zu verbringen. Ich trank gerade den letzten Schluck meines Gins, als eine junge, braunhaarige Frau auf mich zu kam. "Hey, ich beobachte dich schon eine Weile...", sagte sie und setzte sich neben mich an die Bar, "du bist zum ersten Mal hier, oder?" Ich musterte sie kurz und nickte dann. "Quasi auf der Durchreise. Aber gefällt mir hier, bei so schönen Gästen..." Sie quittierte mein Kompliment mit einem Lächeln. "Möchtest du etwas trinken? Ich bin übrigens Benjamin!" - "Gern, ich hätte gern ein Bier und heiße Rieke" Ich bestellte also unsere Getränke und wir unterhielten uns gut, bis Daniel zu uns kam. "Ben, wir wollen los", er musterte Rieke einen Augenblick zu lang, so dass sie sich räusperte und zu mir sah. "Oh, nein. Ich bleib noch, wir sehen uns dann morgen früh!" Nach dem vierten Bier legte Rieke ihre Hand auf meinen Oberschenkel und beugte sich ein Stück näher zu mir rüber. Eine wohlige Wärme durchdrang meinen Körper und ich merkte augenblicklich, wie sich mein Herzschlag beschleunigte. "Das kommt jetzt ein wenig kitschig rüber, aber ich wohn hier nur ein paar Straßen weiter... hast du Lust noch mit zu mir zu kommen?" Ich schaute kurz auf mein Handy, eigentlich nur um die Uhrzeit zu checken, es war halb 2. Die Nachrichten ignorierte ich, schließlich hatte ich jetzt gerade keine Zeit, um mich mit irgendwem anders auseinander zu setzen. Ich zahlte unsere Rechnung und ging mit Rieke los zu ihrer Wohnung. Sie wohnte im zweiten Stock eines Plattenbaus. "Machs dir doch schon mal bequem, ich bin gleich wieder bei dir. Möchtest du etwas trinken?" - "Gern, ich nehm ein Bier, wenn du hast!", rief ich und ließ mich im Wohnzimmer auf die Couch fallen. Ein paar Minuten später stand Rieke im Türrahmen. "Ich hab noch Tequila gefunden, wie wärs?" Sie grinste mich an und setzte sich zu mir. Die Flasche leerte sich recht schnell und als sie wieder ihre Hand auf mein Bein legte, weil sie mir eine Geschichte aus ihrem Job erzählte, ergriff ich die Chance und küsste sie. Ich drückte sie zurück auf die Couch, beugte mich über sie und fing an ihren Hals zu küssen.
Als die ersten Sonnenstrahlen durchs Fenster schienen wachte ich auf und blickte mich um. FUCK, das war nicht mein Hotelzimmer. Ich blinzelte kurz und setzte mich auf. Neben mir bewegte sich jemand. "Guten Morgen", flüsterte sie und sah mich verschlafen an. "Morgen...", murmelte ich, "du, es tut mir leid, aber ich muss jetzt los" - "Ach Quatsch, bleib doch noch, ich wäre bereit für eine zweite Runde..." Ich schüttelte den Kopf und suchte meine Sachen zusammen. "Machs gut", waren meine letzten Worte, als ich die Wohnungstür hinter mir zuzog und zum Hotel zurücklief. Zum Glück war es noch früh genug, pünktlich zum Frühstück kam ich in der Lobby an, wo der Rest der Band schon auf mich wartete. "Na? Außerhalb übernachtet?", grinste Daniel. "Lass ihn doch, so kommt er wenigstens mal auf andere Gedanken!", gab Timur zurück. Ich setzte mich mit einer Tasse Kaffee zu ihnen und schwieg. Mein Handy riss mich - wieder einmal - aus den Gedanken. Ohne aufs Display zu schauen ging ich ran. "Ja? Oh, Milena, hi!" Ich stand unter dem Blicken von Daniel und Timur vom Tisch aus und verließ das Hotel. "Schön, dass du dich meldest... also... deine Stimme zu hören..." - "Ist schon okay, Ben. Ich weiß, was du meinst. Ihr spielt morgen in Berlin oder? Wollen wir davor zusammen was Essen gehen?" - "Ähm...", mir fiel die letzte Nacht wieder ein und sofort meldete sich mein schlechtes Gewissen, obwohl ich nichts Verbotenes getan hatte, "ja, sicher. Wieso nicht..." - "Ist alles okay bei dir? Du klingst so... anders..." - "Lass uns da morgen in Ruhe drüber sprechen. Ich melde mich bei dir, wenn wir mit den Soundcheck durch sind, ja? Ich freu mich" Ich ließ das Handy sinken und atmete erst einmal tief durch. Zurück in der Lobby lief ich direkt Daniel in die Arme. "Und? Was sagt sie?" - "Wir treffen uns morgen nach dem Soundcheck... ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist..." - "Du vermisst sie oder? Und du willst wieder mit ihr zusammen sein. Also triff dich mit ihr und sag ihr das! Nur weil sie eine Pause wollte, weil ihr alles zu viel geworden ist, entschuldige, dass ich das sage, mal wieder, heißt es doch nicht, dass sie dich nicht auch vermisst!" Ich seufzte. "Du hast ja recht, aber ich hab mich doch gestern mit dieser Frau unterhalten, als ihr gegangen seid und..." Daniel hob die Hand. "Na und? Dann hast du halt mit jemandem geschlafen. Das sollte Milena nun echt nicht stören. Ihr seid aktuell nicht zusammen, also hast du ihr gegenüber auch keine Verpflichtungen. Du solltest es ihr aber vielleicht trotzdem nicht direkt auf die Nase binden..."
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Fotoalbum 2.0 (Arbeitstitel)
FanfictionDie Fortsetzung meiner Fanfiktion "Fotoalbum"