4

19 1 0
                                    

Nach zwei Ibuprofen und zwölf Stunden Schlaf fühlte ich mich wie neu geboren. Ich zog mich an, packte meine Tasche und ging runter in die Küche.

Es war niemand da. Erleichtert über die Tatsache, dass ich mich an diesem wundervollen Morgen mit keinen meiner Eltern auseinandersetzen musste, schnappte ich mir eine Banane aus der Obstschale und verstaute sie in meiner Tasche, bevor ich hinausging.

Wie jeden morgen wenn ich das Haus verließ, stand Adams Wagen schon in der Einfahrt.

Ich öffnete die Tür des Porsche und ließ mich neben ihn auf den Sitz fallen.

"Guten Morgen," begrüßte ich ihn gut gelaunt.

"Morgen," sagte er und musterte mich misstrauisch. "Ist alles in Ordnung mit dir?"

Normalerweise war ich ein totaler Morgenmuffel, den man vor 12 Uhr Mittags am besten gar nicht erst ansprach, aber heute war ich ausgeschlafen und meine Kopfschmerzen waren weg.

Also auf jeden Fall ein Grund für mich gute Laune zu haben.

"Ja, alles bestens."

Den ganzen Weg zur Schule alberten wir herum. Dann schlug Adam vor, unsere Ferien gemeinsam in den Hamptons zu verbringen. Seine Familie besaß dort ein Ferienhaus und New York wäre ja auch nicht weit.

Die Idee fand ich gar nicht mal so schlecht. Immerhin waren es unsere letzten offiziellen Sommerferien. Wir vereinbarten, uns mit unseren Eltern abzusprechen.

Adams Dad würde vermutlich nichts dagegen haben, da er selber ununterbrochen arbeitete. Seit dem Tod von Adams Mutter, vor einigen Jahren, hatte er sich in seiner Arbeit vergraben und Adam musste mehr oder weniger selbst klar kommen.

Ich betete, dass meine Eltern nicht geplant hatten, das wir zu Tante Mary nach Louisiana fuhren, wie wir es fast jedes Jahr taten. Wobei dieses Jahr die Chance, dass es ein Familienurlaub stattfand ziemlich gering war, wenn man mal bedachte dass meine Eltern es kaum im selben Raum miteinander aushielten.

Adam hielt an unserem gewöhnlichen Parkplatz, möglichst weit von den anderen entfernt. Es könnte ja passieren, das seine Babys etwas abkriegten. Was seine Autos anging war er nun mal sehr...extra.

Wir stiegen aus und Adam schob sich die schwarze Sonnenbrille ins Gesicht. Das mittlerweile vertraute Getuschel unsere Mitschüler blendete ich völlig aus.

Es war kein Geheimnis, dass Adam Carter der begehrteste Junge der Schule war. Die verträumten Blicke der Mädchen, die erbittert um seine Aufmerksamkeit kämpften und das anerkennende Nicken der Jungen, wann immer Adam einen der Schulflure betrat , waren Beweis genug.

Das alles war Adam bewusst, und wann immer es ihm passte nutzte er das auch aus. Einige, die ihn nicht kannten, hielten ihn für ein aufgeblasenes, arrogantes Arschloch, das in Daddys Geld schwamm, aber das taten sie selbst auch.

Es stimmte zum Teil wirklich, aber sie kannten Adam nicht wie ich ihn kannte. Er war großherzig, liebevoll, witzig - einfach der beste Freund den man sich vorstellen konnte.

Adam begleitete mich zu meinem Schließfach im zweiten Stock des Hauptgebäudes. Auf dem Weg grüßte er einige Jungs, mit denen er ab und zu abhing.

Er lehnte sich an den Spind neben meinen und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. "Thai oder Indisch?" fragte er.

Ich schlug gerade meinen Spind zu, um Adams Frage zu beantworten, als ich Ashton entdeckte der geradewegs auf uns zu kam.

Auf der Suche nach einen Grund für mein dämliches Lächeln, drehte Adam sich um und sah was ich sah. Nur das seine Miene sich im Gegensatz zu meiner nicht aufhellte.

Ashton stellte sich zu uns und nickte Adam zu.

"Hey," begrüßte er mich. Ich errötete leicht, riss mich aber zusammen. "Hi."

"Steht die Sache mit dem Date noch?" fragte Ashton an mich gewandt. Eigentlich hatte ich noch eine Menge Prüfungen und Tests auf dir ich mich vorbereiten sollte, aber wen kümmert's.

Adam verzog die Miene, als ich Ashtons Frage bejahte.

"Ich warte dann nach dem Unterricht vor dem Hauptgebäude auf dich."

"Geht klar." Er verabschiedete sich und ich sah ihm nach. Ich sah in diesem Moment sicher mindestens so dämlich aus, wie die Mädchen, die Adam immer nachstarrten.

"Wieso triffst du sich mit Sullivan?" fragte Adam leise. Ich blinzelte und erwachte aus meiner Tagträumerei.

"Wir haben uns auf der Party nett unterhalten und da hat er mich gefragt, ob wir auf ein Date gehen," sagte ich achselzuckend. "Keine große Sache." Ich sah Adam absichtlich nicht in die Augen.

"Dir ist klar, dass er dir nur an die Wäsche will, oder?" Adam hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah mich nun herausfordernd an.

"Hör auf wie dich zu benehmen als wärst du mein Vater," blitzte ich ihn an.

Ich nervte ihn ja schließlich auch nicht, wenn es um die ganzen Mädchen ging, die ihm hinterherliefen.

Adam presste die Lippen fest aufeinander und bevor er noch etwas sagen konnte, läutete es zur ersten Stunde.

Ich rauschte ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei in Richtung Klassenzimmer.

___________________________________________________________________________________787_______________________

DAS VERSPRECHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt