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Mir war heiß.

Ich schlug die Augen auf und fand auch sofort der Grund dafür. Adam fühlte sich an, als hätte er Fieber.

Ein Blick auf die rot blinkende Digitaluhr verriet mir, dass es erst 3:30 Uhr morgens war.

Ich versuchte ein wenig von seinem warmen Körper abzurücken, was eine schlechte Idee war, denn im nächsten Moment lag ich auf dem Boden.

Autsch.

Fluchend richtete ich mich auf und warf dem schlafenden Adam einen bitterbösen Blick zu.

Im Schlaf wirkte er sonst immer entspannt, doch irgendwas schien nicht zu stimmen. Seine Augen waren geschlossen, aber eine tiefe Falte hatte sich zwischen seinen Augen gebildet.

Als würde er die Stirn runzeln.

Ich ging auf die andere Seite des Bettes um mich dort hinzulegen und obwohl ich Adam nicht berührte, spürte ich noch immer die Wärme, die von ihm ausging.

Vorsichtig streckte ich die Hand nach ihm aus und berührte seinen nackten Arm. Seine Haut war ungewöhnlich warm.

Ich beschloss, dass es das beste war ihn zu wecken, aber nicht ohne ihm vorher ein Glas kaltes Wasser geholt zu haben.

Barfüßig tapste ich die Stufen hinunter in die Küche. Wo ich ein Glas aus einem der Schränke nahm und mit kaltem Leitungswasser füllte.

"Joana?" Ich wirbelte herum. Fast hätte ich dabei das Glas fallen gelassen.

In der Tür stand ein älterer, recht gut aussehender Mann. Es war Dean Carter, Adams Dad.

"Tut mir Leid, wenn ich dich erschreckt habe. Ich war nur überrascht, dass noch Licht brannte." Er lächelte mich müde an.

Es war schon was her, dass ich Mr. Carter zuletzt gesehen hatte. Ich wusste ja nicht mal, dass er überhaupt wieder in der Stadt war. Soweit ich wusste, war er in Shanghai gewesen.

"Nein, kein Problem. Ich wollte nur ein Glas Wasser holen," erklärte ich rasch.

Er nickte kurz und kam in die Küche, um sich ebenfalls ein Glas Wasser einzugießen.

Er wirkte müde und ausgelaugt, machte aber einen, was? Seeligen Eindruck?

Ich schüttelte den Kopf. Vermutlich bildete ich mir das nur ein, es war ja schließlich halb vier Uhr morgens.

"Weiß Adam, dass Sie wieder hier sind? In New York, meine ich," platzte es aus mir heraus.

Mr. Carters tiefgraue Augen, die denen seines Sohnes so ähnelten, musterten mich einige Sekunden lang.

"Selbstverständlich. Ich bin schon seit längerem wieder da."

Ein verwirrter Ausdruck trat in sein Gesicht. "Wissen deine Eltern, dass du hier bist?"

"Das würde voraussetzen, dass sie sich für mein Wohlbefinden interessieren würden," sagte ich patzig.

"Gute Nacht, Mr. Carter."

Ich verließ die Küche und spürte dabei Mr. Carters fragenden Blick im Rücken.

Als ich wieder nach oben ging, war Adam bereits wach. Er saß aufgerichtet im Bett, die Decke von sich geschoben.

"Hier. Trink," sagte ich.

Wortlos nahm er das Glas entgegen und trank es in wenigen Zügen leer.

"Wie ich sehe ist dein Vater wieder da."

Es sollte nicht wie eine Anschuldigung klingen.

"Ja, schon seit ner Weile," sagte Adam, sah mich aber nicht an.

"Wieso hast du nichts gesagt?" wollte ich wissen.

Er zuckte die Schultern. "Du hast schon genug eigenen Kram, um den du dich kümmern musst. Ich wollte nicht, dass du dir wegen mir Gedanken machst."

Allmählich wurde ich wütend. "Ich hasse es, wenn du das tust."

"Was genau meinst du? In letzter Zeit hasst du so einiges dass ich tue."

"Mich aus deinem Leben ausschließen, wann immer es kompliziert wird. Mich so behandeln, als wäre ich zerbrechlich."

Adam atmete tief aus. "Wir sollten versuchen zu schlafen." Ohne ein weiteres Wort legte er sich wieder hin. Ich blieb sitzen und blickte auf ihn hinunter.

Adam traf es mehr als er je zugeben würde, dass sein Vater ihn ständig an zweite Stelle setzte. Mr. Carter war cool- ja , aber diese andere Sache zwischen den beiden ging schon seit fast einem halben Jahr so.

Zuerst war Adam unglaublich wütend auf seinen Dad gewesen, aber als er nach Shanghai ging, schien er wieder beruhigt. Das schlimmste für mich war, mit anzusehen wie er etwas mit sich herumschleppte und nicht mit mir sprach.

Seufzend legte ich mich hin und rutschte ein wenig näher an ihn heran um die Kälte, die von mir Besitz ergriffen hatte zu vertreiben.

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DAS VERSPRECHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt